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    Deshalb ist die "Der Hobbit"-Trilogie das Gegenteil von "Game Of Thrones"

    Heute läuft „Der Hobbit: Die Schlacht der fünf Heere“ um 20.15 Uhr auf Sat.1. Als FILMSTARTS-Redakteur Benjamin sich das Finale der Trilogie ansah, wurde er ähnlich geschockt wie bei „Game Of Thrones“ – allerdings auf komplett umgekehrte Weise.

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    +++ Meinung +++

    Was haben „Game Of Thrones“ und die „Der Hobbit“-Trilogie, gemeinsam? In erster Linie sind beide aufwendig produzierte Fantasy-Geschichten mit Schwertern, Drachen und teils gigantischen Schlachten. Doch als ich letztens zum ersten Mal die Teile 2 und 3 des „Herr der Ringe“-Prequels sah, entdeckte ich eine weitere Parallele, die ich nie für möglich gehalten hätte. Mehrmals erinnerte ich mich während Bilbos Abenteuer an „Game Of Thrones“ und rein auf der Gefühlsebene betrachtet, war es, als würde mir jemand das Lied von Eis und Feuer rückwärts erzählen. Meine emotionale Reise mit der Zwergen-Truppe aus Mittelerde war so ziemlich das exakte Gegenteil von dem, was ich mit der HBO-Serie durchmachte. 

    Um klarzumachen, was genau ich damit meine, muss ich etwas ausholen, und es wird dabei Spoiler zur gesamten „Hobbit“-Trilogie und zu „Game Of Thrones“ geben.

    Meine Erfahrung mit "Der Hobbit"

    Als ich das erste Mal „Der Hobbit“ sah, hat mich der Fantasy-Film so dermaßen kaltgelassen, dass ich gar keine Lust auf die weiteren Fortsetzungen hatte. Die sympathischen Scharmützel zwischen Bilbo (Martin Freeman) und Gandalf (Ian McKellen) machen zwar Laune, aber ich habe bei all den Zwergen einfach komplett den Überblick verloren und die Geschichte wirkte viel zu sehr in die Länge gezogen.

    Dieses Jahr hab ich mich aber erneut an die Trilogie herangewagt und mir tatsächlich alle drei Teile angesehen. Recht bald wurde ich dabei an „Game Of Thrones“ erinnert. Denn eine Sache, die ich in Filmen und Serien partout nicht ausstehen kann, ist es, wenn Figuren in Situationen geworfen werden, in denen es rein logisch betrachtet kein Entkommen gibt, nur um sich dann eben doch ohne einen Kratzer irgendwie da rauszuwinden. Genau das passiert in den „Hobbit“-Filmen. Regisseur Peter Jackson wirft seine Zwergenbande in unzählige Todesfallen, ohne dass irgendjemand von ihnen Schaden nimmt.

    Es ist dabei egal, in welche missliche Lage die Zwerge geraten. Ob sie nun von Trollen auf offener Flamme gegrillt werden oder ob sie von Orks umringt an den dünnen Ästen eines Baumes über einer tiefen Schlucht hängen. Selbst zu Beginn von „Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere“, dem finalen Teil der Prequel-Saga, als der mächtige Drache Smaug eine ganze Stadt in Schutt und Asche legt, in der sich ungefähr die Hälfte der Abenteurer befindet, wird nicht einer von ihnen verletzt. Über weite Strecken der „Hobbit“-Triloge war ich mir absolut sicher: Niemand kann in diesem Abenteuer sterben.

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    Doch dann wird im Finale von „Die Schlacht der fünf Heere“ der Zwerg Fili (Dean O'Gorman) hinterrücks von einem Ork erstochen und seinem Bruder Kili (Aidan Turner) tot vor die Füße geklascht. Natürlich war ich erstmal geschockt, allerdings war Fili nur einer der weniger bedeutenden Zwerge. Dafür war ich mir jetzt umso sicherer, dass Kili absolut gar nichts mehr zustoßen kann. Er kann ja nicht völlig umsonst gerade erst eine schwere Krankheit überstanden haben und außerdem hat er ja noch eine Romanze mit Tauriel (Evangeline Lilly) am Laufen, die sicher ein Happy End findet.

    Doch denkste: Wie zu den finstersten Zeiten von „Game Of Thrones“ bekommt dann auch noch Kili ein Messer rein. Nichts mit der Rache, nichts mit der Liebe. Kili stirbt wie sein Bruder einen relativ sinnlosen Tod, der nicht unbedingt hätte sein müssen. Dass dann auch noch Thorin (Richard Armitage) draufgeht, ist zwar nicht ganz so tragisch, weil ich es von ihm aufgrund seiner Charakterwandlung im dritten Film am ehesten vermutet habe. Doch zumindest ein kleiner weiterer Schock war es dann dennoch, dass gleich drei der Zwerge das Zeitliche segnen.

    Am Ende von „Der Hobbit“ fühlte ich mich deshalb sehr an „Game Of Thrones“ erinnert, aber eben nicht an das Finale, sondern an die frühe Phase der Serie.

    Meine Erfahrung mit "Game Of Thrones"

    Jeder, der „Game Of Thrones“ gesehen hat, kennt diesen Moment, wenn plötzlich ein Charakter auf überraschende Weise ins Gras beißt, mit dem wir sympathisierten und dem wir eigentlich ein gänzlich anderes Schicksal vorhersagten (so wie es mir auch mit Kili in „Der Hobbit“ ging). In „GoT“ hatte ich solche Momente mit Ned Stark (Sean Bean), seinem Sohn Robb (Richard Madden) und in abgeschwächter Form auch mit Oberyn Martell (Pedro Pascal).

    Sie alle starben gefühlt zu früh und all die Erwartungen, die ich für deren Zukunft hatte, waren auf einmal dahin. Es sind diese Art vorzeitiger Tode, durch die „Game Of Thrones“ berühmt wurde und die mir unmissverständlich klar machten: Jeder kann hier sterben, egal ob es sich dabei um einen Fanliebling oder um einen der wichtigsten Protagonisten handelt.

    Doch auch diese Annahme sollte sich als falsch herausstellen. Es begann schon mit Jon Snows Selbstmordmission hinter die Mauer in Staffel 7. Spätestens mit der Schlacht von Winterfell in Staffel 8 aber war klar, dass die Serie in ihren letzten Zügen plötzlich nicht mehr dieselbe Konsequenz besaß, wie zuvor. Eine große Gefahr bedeutete nun nicht unbedingt mehr, dass große Opfer folgen.

    HBO

    Es ist vor allem die Episode 3 von Staffel 8, an die ich (wie oben bereits erwähnt) über weite Strecken von „Der Hobbit“ ständig denken musste. In dieser Folge von „GoT“ passiert es lächerlich oft, dass Jon, Jaime, Brienne, Tormund, Grey Worm und Co. von einer enormen Übermacht von Zombies umringt sind, aus der es schlicht kein Entkommen zu geben scheint. Doch wie den Zwergen auf ihrer Mittelerde-Tour gelingt es ihnen jedes Mal, ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

    Klar gibt es auch in Staffel 8 noch viele Tote zu betrauern, doch spätestens mit der Schlacht von Winterfell wurde klar, dass es auch in „Game Of Thrones“ die sogenannte Plot Armor gibt, also dass bestimmte Charaktere einfach nicht sterben können, egal wie aussichtslos die Situation scheint.

    "Der Hobbit" vs. "Game Of Thrones": Eine umgekehrte Reise

    „Der Hobbit“ und „Game Of Thrones“ etablieren jeweils in ihren frühen Phasen eine gegenteilige Erwartungshaltung. Während die HBO-Serie schnell klarmacht, dass jeder, selbst die wichtigsten Hauptfiguren, jederzeit sterben können, wird in „Der Hobbit“ die Plot Armor anfangs so krass überstrapaziert, wie man es sonst fast nur aus Filmen und Serien kennt, die sich explizit an Kinder richten.

    Die besten Fantasyfilme aller Zeiten

    Doch in den größten Schlachten gegen Ende der jeweiligen Geschichten werden diese Erwartungen auf den Kopf gestellt. Während in „Game Of Thrones“ plötzlich selbst ein Bad inmitten eines Zombie-Tsunamis für die wichtigen „GoT“-Figuren glimpflich ausgeht, gibt es in dem munteren Abenteuer „Der Hobbit“ am Ende gleich drei tragische Tode in kurzer Abfolge zu betrauern, von denen vor allem einer mich wirklich kalt erwischte.

    Beide Fantasy-Geschichten haben mich mit ihren großen Schlachten am Ende gleichermaßen schockiert – nur eben auf total entgegengesetzte Weise: Während ich Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Trilogie anfangs nicht ernst nehmen konnte, packte mit zumindest der letzte Teil. Doch bei „Game Of Thrones“ war es leider umgekehrt...

    Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels.

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