+++ Meinung +++
Was habe ich mich gefreut, als vor einigen Jahren „Die Unfassbaren - Now You See Me“ angekündigt wurde. Auch den Trailer mochte ich noch. Louis Leterrier, dessen Actionfilme wie „The Transporter“ oder „Unleashed - Entfesselt“ ich immer wieder gucken kann, der sich an einem Mix aus Heist-Krimi und Magier-Thriller versucht? Count me in!
Im Nachhinein weiß ich nicht, was genau ich mir eigentlich erwartet hatte. Vermutlich einen Mix aus „Ocean’s Eleven“ und „Prestige“, gepaart mit ein wenig Leterrier-Action. Egal, denn selbst beim wiederholten Schauen – ich wusste bereits, was mich erwartet – konnte ich nicht anders, als in Dauerschleife mit dem Kopf zu schütteln und mit den Augen zu rollen.
Mit mindestens genau so großem Unverständnis begegne ich aber auch der allgemeinen Meinung, die ziemlich deutlich besagt, dass der Film nicht nur kein Griff ins Klo, sondern auch noch richtig gut wäre. Heute Abend werden also wohl wieder einmal viele einschalten, wenn „Die Unfassbaren“ um 20.15 Uhr auf RTL2 läuft. Wer allerdings auch nur den geringsten Wert auf Glaubhaftigkeit setzt, entscheidet sich lieber für einen anderen Film – und zwar ziemlich egal für welchen.
Das ist "Die Unfassbaren - Now You See Me"
Als der charismatische Bühnenzauberer Atlas (Jesse Eisenberg) gemeinsam mit seiner Magiertruppe (unter anderem Dave Franco und Isla Fisher) von Las Vegas aus eine Bank am anderen Ende der Welt beraubt und das gestohlene Geld unter den begeisterten Zuschauer*innen verteilt, werden die Behörden auf den faulen Zauber aufmerksam.
Also fühlen ein FBI-Agent (Mark Ruffalo) und eine Interpol-Beamtin (Mélanie Laurent) der Truppe auf den Zahn. Doch je tiefer ihre Ermittlungen reichen, desto undurchsichtiger wird der Fall...
Geniale Schnitzeljagd oder hirnrissiger Mumpitz?
Wenn es etwas Neues zum kommenden „Die Unfassbaren 3“ gibt, zu dem übrigens „American Hustle“-Autor Eric Warren Singer das Drehbuch beisteuert, stößt das auf unserer Seite auf großes Interesse. Klickzahlen lügen nicht. Und die kommen auch nicht von ungefähr: Immerhin steht der Film nach über 1.000 User-Stimmen auf FILMSTARTS bei einem sagenhaften Durchschnittswert von 4,0.
Zum Vergleich: Damit steht der Film besser da als einige der besten Filme der jüngeren Vergangenheit – wie etwa , Quentin Tarantinos meisterhafte Hollywood-Hommage „Once Upon A Time In Hollywood“ (3,8), Greta Gerwigs „Little Women“-Verfilmung (3,7) oder David Finchers Netflix-Highlight „Mank“ (3,3). Und auch die FILMSTARTS-Kritik verspricht mit einer Wertung von 4 Sternen einen Film, den man sich auf jeden Fall mal anschauen kann.
Die Unfassbaren - Now You See MeAls Fan nicht nur der eben erwähnten Meisterwerke, sondern vor allem auch von surrealen, aberwitzigen und auch mal hirnverbrannten Filmen, gibt es für mich allerdings nur eine Möglichkeit, um die vermeintlich geniale Schnitzeljagd in „Now You See Me“ nicht schrecklich doof und so unglaublich weit hergeholt zu finden – und zwar mit einer Extraportion suspension of disbelief.
Wenn ihr heute Abend also RTL2 einschaltet, dann hinterfragt am besten nichts von dem Gezeigten, egal wie hanebüchen die Tricks und Täuschungen auch durchgeführt und aufgelöst werden. Dann, und wirklich nur dann kann ich mir vorstellen, dass einen dieser lahme Hütchenzauber, der sich nicht so recht entscheiden kann, ob er seine eigene Fantasiewelt aufbauen oder doch in der Realität verankert bleiben will, nicht aufregen und womöglich sogar unterhalten kann.
Und falls ihr noch nicht genug habt, könnt ihr mit „Die Unfassbaren 2“ direkt weitermachen – aber Achtung, hier wird der Irrsinn noch mal um ein Vielfaches gesteigert und endgültig jedweder Funken Logik verabschiedet. Beide Filme gibt’s derzeit übrigens bei Netflix.
Dies ist eine Wiederveröffentlichung eines bereits auf FILMSTARTS erschienenen Artikels anlässlich einer erneuten TV-Ausstrahlung.