+++ Meinung +++
Vor allem nach „Inception“ musste es sich Christopher Nolan immer wieder gefallen lassen, als Blender tituliert zu werden. Ironischerweise dreht sich der 2006 entstandene „Prestige – Die Meister der Magie“, der heute, am 05. November um 22:35 Uhr auf RTL 2 ausgestrahlt wird, um die hohe Kunst der Täuschung – und schickt nicht nur Christopher Nolan in eine Konfrontation mit sich selbst, sondern reflektiert gleichermaßen über die Erzählmechanismen des Kinos.
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Darum geht es in "Prestige"
Bevor ich darauf eingehe, warum „Prestige“ für mich der beste Film von Christopher Nolan ist, erst einmal die Inhaltsangabe:
Die aufstrebenden Zauberkünstler Robert Angier (Hugh Jackman) und Alfred Borden (Christian Bale) haben nur ein Ziel in ihrem Leben: sie sollen als Magier berühmt werden. Angier begeistert das Publikum als brillanter Entertainer, während Borden ein innovatives Genie ist, wenn es darum geht, neue Zaubertricks zu entwickeln. Ein perfektes Team, oder? Weit gefehlt.
Aus dem freundschaftlichen Wettstreit, den sich die beiden Männer auch gerne mal auf der Bühne liefern, wird nach und nach ein Duell auf Leben und Tod. Angiers Frau Julia (Piper Perabo), die als Assistentin auf der Bühne steht, kommt bei einem von Bordens so spektakulären wie waghalsigen Tricks tragisch ums Leben. Was darauf folgt, ist eine erbitterte Schlacht um Ruhm, Ehre und Publikumsgunst...
Im Netz der Täuschung
Gleich zu Beginn erfahren wir, dass die Geschichte von „Prestige“ auf eine Katastrophe hinsteuert, die Angier und Borden gleichermaßen zu verantworten haben. Christopher Nolan, der hier auf eine unchronologische Erzählung setzt und immer wieder durch die Zeitebenen springt, um die Aufmerksamkeit der Zuschauer*innen herauszufordern, geht es jedoch nicht um den Punkt, der zur großen Katastrophe führt, sondern vielmehr darum, was danach passieren wird.
„Prestige“ versteht sich dabei als detailversessenes, komplexes Vexierspiel, wenn er das große Handwerk der Illusion und die Macht der Manipulation erforscht – und behandelt damit auch die Kunst des Kinos. Wie die Zauberer auf der Bühne, sind auch die Filmemacher Magier – oder im Falle von Christopher Nolan „Blender“ – die sich nicht in ihre Karten schauen lassen möchten, weil ihre Existenz letzten Endes davon abhängt.
Christopher Nolans Studie über die Meisterschaft des Blendens, des Täuschens, des Manipulierens ist eine eindringliche Auseinandersetzung mit einem von (selbst-)zerstörerischen Obsessionen zerfressenen Gewerbe: Wer Träume verkaufen möchte, muss bereit sein, Leid zu erfahren. Das Brillante an „Prestige“ ist für mich dabei, dass er die magische Überwältigung nicht nur formt, sondern sie im selben Moment auch hinterfragt. Damit funktioniert er als Unterhaltungskino, das immerzu auf sich selbst zurückfällt.
Denn abseits der großen Show, die die Augen des Publikums zum Strahlen bringen, ist „Prestige“ auch das ergreifende Psychogramm zweier Kontrahenten, die sich für ihre Passion bis zur Selbstaufgabe zwingen. Keinem anderen Film von Christopher Nolan ist es so famos gelungen, seine Zuschauerschaft bis zu einem gewissen Punkt hinters Licht zu führen (und der Twist ist schlichtweg genial), sondern ihm gleichwohl immer auch den Preis dafür aufzuzeigen, was es heißt, das Unmögliche möglich zu machen.
"Iron Man"-Star als Bösewicht ? Robert Downey Jr. und Matt Damon im neuen Film von Christopher NolanVeredelt wird dieser Diskurs über das Hinsehenmüssen und das Wegschauenwollen von zwei herausragenden Performances: Christian Bale und Hugh Jackman präsentieren sich in absoluter Höchstform und porträtieren die ewige Rastlosigkeit ihrer Figuren derart plastisch, dass es immer wieder zu Augenblicken kommt, die wirklich Gänsehaut bereiten. Wer sich nach großer Unterhaltung mit intellektuellem Unterbau sehnt, kommt mit „Prestige“ voll auf seine Kosten.
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