Den Zeitpunkt, über Sinn und Unsinn von Remakes zu diskutieren, haben wir schon lange überschritten. Ohnehin gibt es genügend Filme, die aufzeigen, dass Neuauflagen wirklich gelungen sein können. Der düstere Thriller „Freies Land“, der heute um 22:15 Uhr auf ZDF ausgestrahlt wird, ist so ein Positivbeispiel – und steht dem spanischen Original „La isla mínima – Mörderland“ in nichts nach!
Darum geht es in "Freies Land"
Nachdem 1992 in der Oderregion zwei Schwestern wie vom Erdboden verschwunden sind, werden die beiden von Grund auf verschiedenen Ermittler Markus Bach (Felix Kramer) und Patrick Stein (Trystan Pütter) in den Osten von Deutschland geschickt, um das vermeintliche Verbrechen aufzuklären. Für die Dorfbewohner ist jedoch klar: Die Mädchen sind in den Westen abgehauen – und dort können sie auch bleiben!
Wie die beiden Kollegen im Laufe ihrer Ermittlungen feststellen müssen, geht das Leben in den abgelegenen Winkeln Deutschlands seinen ganz eigenen Weg. Obwohl nach dem Fall der Mauer die Bürger der ehemaligen DDR in Aufbruchstimmung waren, herrscht bei den Menschen nun Katerstimmung und Ohnmacht. Bach und Stein wundern sich darüber, dass sich niemand um die verschwundenen Geschwister Sorgen macht. Die Suche nach dem Täter wird zu einer immer mühseligeren Angelegenheit…
Innerdeutsche Konflikte verpackt als düsteres Spannungskino
Während der hochspannende „La isla mínima – Mörderland“ vor dem Hintergrund der Franco-Diktatur aufzeigte, wie Spanien in den 1980er-Jahren im Sumpf des Faschismus versank, spürt „Freies Land“ der ostdeutschen Verwahrlosung nach dem Mauerfall nach. Regisseur Christian Alvart („Abgeschnitten“, „Anti-Körper“) ist ein Filmemacher, der seine inszenatorischen Fähigkeiten vor allem aus vordergründigen Spannungsszenarien zieht. Mit „Freies Land“ allerdings ist das nun ein wenig anders.
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Tatsächlich ist das Remake von „La isla mínima – Mörderland“ nämlich der erste Befindlichkeitsfilm, den Christian Alvart in Szene gesetzt hat. In schaurig fahlen Bildern arbeitet der Thriller heraus, wie sich die DDR nicht als System in die Köpfe der Menschen eingenistet hat, sondern als Geschwür die Körper vergiftet. In der offiziellen FILMSTARTS-Kritik gab es dafür starke 4 von 5 Sternen – ein voller Erfolg also.
"Gladiator 2" von Ridley Scott soll nun wirklich kommen – und es dauert gar nicht mehr so langeIm Fazit der Kritik heißt es dabei: „Christian Alvart beweist, dass sich spannendes Genrekino und eine profunde Darstellung gesellschaftlicher und politischer Verhältnisse keineswegs widersprechen. Sie ergänzen sich vielmehr perfekt. So erzählt „Freies Land“ so viel mehr über die seit 30 Jahren schwelenden innerdeutschen Konflikte als viele wohlmeinende Dokumentationen und unzählige Leitartikel.“
Anstatt sich auf reißerische Mittel zu beschränken, um seine Geschichte in Bewegung zu halten, formuliert sich Alvart subtiler: „Statt auf Schockeffekte und sensationalistische Zuspitzungen setzt er bei seinem Blick zurück in die Nachwendezeit auf dezente Hinweise, die sich zu einem ungeheuer stimmigen Gesamtbild fügen. So hängen in den Hotelzimmern der beiden Kommissare immer noch sozialistische Parolen an den Wänden. […] Das System wurde ausgetauscht, doch die Menschen sind immer noch dieselben. Und so erzählt dieses Remake sehr viel über unsere heutige deutsch-deutsche Situation.
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