Schauspieler und Autor Jerrod Carmichael entwickelt im Auftrag von Quentin Tarantino einen „Django/Zorro“-Kinofilm – und damit ein Sequel zu „Django Unchained“. Schon 2014 (!) gab es bei Sony Überlegungen, einen solchen Kinofilm zu machen, doch diese zerschlugen sich zunächst wieder. Dann entschied Tarantino 2019 das Projekt doch noch voran zu bringen und Carmichael anzuheuern.
Doch was ist „Django/Zorro“ überhaupt? Worum geht es in der Geschichte? Taugt sie auch was? Weshalb kümmert sich ein anderer Autor darum? Warum könnte sogar Christoph Waltz mitspielen? Und könnte ein Erfolg von „Django Unchained 2“ ein weiteres Sequel mit einem weiteren Crossover ermöglichen? Wir liefern euch die Antworten auf die wichtigsten Fragen.
Das ist die Comicvorlage
Als Vorlage für „Django/Zorro“ dient Jerrod Carmichael der gleichnamige Comic, der zunächst in Form von sieben einzelnen Heften zwischen 2014 bis 2015 veröffentlicht wurde. Seit 2015 gibt es auch eine Komplettausgabe. Dieser Comic wird von Quentin Tarantino als „offizielles Sequel“ zu „Django Unchained“ bezeichnet, was aber auch kein Wunder ist, schließlich hat er selbst daran mitgearbeitet. Gemeinsam mit Matt Wagner schrieb er die Story rund um die beiden Titelfiguren.
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Mit Django ist dabei die von Jamie Foxx gespielte Figur aus Quentin Tarantinos „Django Unchained“ gemeint. Zorro wurde 1919 von Autor Johnston McCulley für eine Reihe von Groschenromanen erfunden. Comic-Autor Matt Wagner, der zeitweise für Batman bei DC verantwortlich war, gab ihr aber seinen eigenen Dreh. In zwei Reihen („Zorro“ von 2008 bis 2010 sowie „Zorro Rides Again“ von 2011 bis 2012) entwickelte er für den Verlag Dynamite Entertainment seine eigenen, in Kalifornien spielenden Zorro-Abenteuer.
So kam es zum Aufeinandertreffen
Nick Barrucci, Gründer des Comicverlags Dynamite Entertainment, und Reginald Hudlin, einer der Produzenten von „Django Unchained“, sind beste Kumpels und hatten die Idee, Django und Zorro in einem Comic aufeinandertreffen zu lassen. Als das Vorhaben Tarantino präsentiert wurde, war dieser laut eigener Aussage sofort fasziniert – zumal er ohnehin viele der „Zorro“-Filmadaptionen liebt.
Doch Matt Wagners Comicvariante hat nach Meinung von Tarantino einen Vorteil gegenüber allen bisherigen Interpretationen der Figur. Wagner bekomme Don Diego de la Vega, Zorros Alter Ego, welches ihn ohnehin mehr fasziniere als der maskierte Rächer selbst, besser hin: Bei Wagner sei de la Vega nämlich tatsächlich ein ziemlich affektierter Gockel, während bei vielen Kinofilmen dies nur Teil der Maskerade ist, mit denen der reiche Sprössling jeglichen Verdacht von sich ablenkt.
Derart begeistert von der Idee lud Tarantino Matt Wagner zu sich ein. Nach einem kurzen ersten Brainstorming und der Erkenntnis, dass sie beide ziemlich ähnlich ticken, schlossen sie sich für zwei Tage gemeinsam in Tarantinos Haus ein, um eine Story zu entwickeln. Laut Wagner wurde diese Arbeit nur hin und wieder unterbrochen, um sich mit Filmen im eigenen Hauskino des Gastgebers in die richtige Stimmung zu bringen. Eine wichtige Abweichung zu den bereits existierenden Comic-Abenteuern entwickelten sie gleich zu Beginn: Da Matt Wagners „Zorro“-Abenteuer ein paar Jahrzehnte vor „Django Unchained“ spielen, erleben wir in „Django/Zorro“ einen deutlich älteren Don Diego de la Vega.
Das ist die Story
Die Geschichte von „Django/Zorro“ beginnt damit, dass der alte Don Diego de la Vega und sein schweigender, inzwischen auch schon ziemlich alter Begleiter Bernardo mit der Kutsche durch Arizona reisen, als sie von Django gestoppt werden. Dieser bittet um eine Mitfahrt und ist direkt beeindruckt, dass der reiche Weiße scheinbar null Notiz von seiner Hautfarbe nimmt. Als Django bei einem Überfall dreier Banditen seine Fähigkeiten mit der Pistole zeigt, ist Don Diego seinerseits beeindruckt und heuert den Kopfgeldjäger als Bodyguard an – wobei sich Django schnell wundert, ob der alte Mann wirklich einen braucht, nachdem dieser kurz darauf ein paar Strauchdiebe mit einem Degen in die Schranken weist.
Don Diego weiht Django nach und nach in den Grund seiner Reise nach Arizona ein. Er will den „Erzherzog von Arizona“ entmachten, der das ganze Land kontrolliert und die Eingeborenen wie Sklaven für sich arbeiten lässt. Als einer von mehreren Investoren für eine Eisenbahnstrecke tritt er nur auf, um sich das Vertrauen des Erzherzogs zu erschleichen. Was er aber genau plant, verrät er nicht. Eine Ahnung davon bekommt Django erst, als er in der Nacht beobachtet, wie ein maskierter Rächer einen der anderen Investoren bedroht, zur übereilten Flucht zwingt und dabei mit dem Degen ein „Z“ in den Hals des Fieslings ritzt …
Darum ist "Django/Zorro" so gut
Der Comic von Matt Wagner bietet viele Elemente, die man sofort mit Tarantino in Verbindung bringt – allen voran die kultigen Dialoge, die für einen Comic teilweise auch überraschend umfangreich sind. Dazu kommen stark gezeichnete, extrem blutige Actionszenen, die man sich sehr gut auf einer Kinoleinwand vorstellen kann, sowie eine spannende Geschichte. Die beiden Hauptfiguren sind zudem erstklassig ausgestaltet und bieten zugleich auch einen interessanten Konflikt: Don Diego alias Zorro tötet nur im Notfall, er will stattdessen vor allem Ungerechtigkeit aufdecken, schlägt seine Gegner deshalb lieber in die Flucht. Django kennt dagegen keine Gnade. Wenn er sieht, dass die Ureinwohner wie Sklaven behandelt werden, erinnert er sich an sein eigenes Leiden und wird wild vor Zorn.
Dazu gibt es einen unglaublich faszinierenden Bösewicht, dem sogar fast der komplette zweite Comic-Band gewidmet wird. In einer umfangreichen Rückblende wird mit seinem Sohn als Erzähler geschildert, was der Erzherzog alles auf sich genommen hat, um sich die Macht zu verschaffen, über die er nun verfügt. Wir wollen nicht zu viel verraten, aber wer sieben Jahre als einfacher Mönch freiwillig in einem Kloster verbringt, nur um ein einziges Dokument zu fälschen, ist offensichtlich wild entschlossen … und dementsprechend unglaublich gefährlich, wenn ihm jemand das einmal Erreichte wieder entreißen will.
Jerrod Carmichaels eigener Stempel
Man könnte „Django/Zorro“ fast eins zu eins adaptieren, selbst eine Art Drehbuch von Wagner und Tarantino gibt es schon. So wurde nämlich der Comic erst einmal geschrieben. Statt den üblichen Regieanweisungen finden sich darin die Instruktionen für den Comic-Zeichner, der Aufbau ist aber grundsätzlich derselbe. Gerade deswegen ist es gut, dass Tarantino seine eigene Geschichte nicht selbst adaptiert, sondern Jerrod Carmichael als Regisseur angeheuert hat. Denn es ist davon auszugehen, dass Tarantinos eigene Ideen bereits alle im Comic drin sind, während Carmichael nun zusätzliche beisteuern und so der Geschichte seinen eigenen Stempel aufdrücken kann.
Denn nichts wäre langweiliger, als einfach nur den Comic abzufilmen. Da kann man den auch direkt noch einmal lesen. Carmichael fällt nun die schwierige Aufgabe zu, an einzelnen Stellen auch eigene Wege zu gehen, zum Beispiel bestimmte Passagen, die im Comic aufgrund des Mediums sehr kurz kommen, weiter auszubauen. Aufgrund der Vergangenheit des langjährigen Stand-Up-Komikers gehen wir zudem davon aus, dass er auch den Humor noch ein wenig verstärken soll. Hier gibt es schon im Comic durchaus eine Reihe von Ansätze – gerade im Zusammenspiel von Bernardo und Django.
Eine gute Besetzung
Wichtig ist auch eine gute Besetzung. Jamie Foxx sollte idealerweise wieder die Hauptrolle übernehmen. Das passt auch zeitlich. Die Geschichte des Comics spielt schließlich einige Jahre nach den Ereignissen von „Django Unchained“. Für Don Diego braucht es einen starken älteren Schauspieler, der über eine ähnliche Klasse wie Christoph Waltz im Vorgänger verfügt. Mit dessen Dr. King Schultz vergleicht Django seinen neuen Freund mehrfach. Einen Al Pacino (der jüngst bei „Once Upon A Time In… Hollywood“ schon mit Tarantino zusammengearbeitet hat) könnten wir uns zum Beispiel gut vorstellen.
Apropos Dr. King Schultz. Es gibt im Comic eine große Rückblende zu einer in „Django Unchained“ übersprungenen Episode. Ein kleiner Auftritt von Christoph Waltz wäre also drin. Auf weitere Rückkehrer aus dem Original müssen wir ab er wahrscheinlich verzichten. Im Comic ist Broomhilda (Kerry Washington) nämlich absent, was auch kurz von Django erklärt wird. Wichtig ist hingegen die Besetzung des Bösewichts (wäre er nicht schon in „Django Unchained“ dabei, wäre Leonardo DiCaprio eine ideale Wahl).
"Django Unchained 3" – mit Tonto?
Noch ist unklar, ob „Django/Zorro“ wirklich kommen wird. Seit der Ankündigung des Projekts 2019 gab es leider keine Fortschrittsmeldungen mehr. Da Tarantino nur noch einen Kinofilm drehen will, wird er wahrscheinlich zudem selbst nicht die Regie übernehmen. Also stellt sich auch die Frage, wem er zutraut, in seine Fußstapfen zu treten und wer sich darauf einlassen will, im Auftrag von Tarantino den Film zu inszenieren.
Wenn „Django/Zorro“ aber wirklich als Film realisiert wird, bekommt das Crossover natürlich noch einmal eine viel größere Aufmerksamkeit als noch als Comic. So öffnet sich vielleicht sogar die Tür für noch ein weiteres Sequel – zumindest hegt Tarantino selbst diese Hoffnung. Der verriet nämlich bereits, dass ihn eine Sache an „Django/Zorro“ besonders begeistert: Da es auch einen „Zorro“-Comic gibt, in dem der maskierte Degenschwinger auf die legendäre Radio-Western-Figur Lone Ranger trifft, sei nun etabliert, dass Django in derselben Welt wie dessen Sidekick Tonto existiert.
Tarantino macht dies als „Lone Ranger“-Fan, der sogar den misslungenen Disney-Kinofilm mit Armie Hammer und Johnny Depp richtig gut findet, besonders glücklich. Und er stelle sich daher die Frage: „Was würde passieren, wenn Django einmal Tonto trifft?“ Vielleicht kann er sie eines Tages in einem weiteren Sequel selbst beantworten…
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