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    Neuer Horror-Thriller auf Netflix: Lohnt sich "Aftermath"?
    Daniel Fabian
    Daniel Fabian
    -Redakteur
    Horror ist in seiner DNA verankert – ob irre wie „Braindead“ und „Eraserhead“ oder packend wie „Halloween“ und „High Tension“. Hauptsache ungekürzt!

    In „Aftermath“ ziehen „Twilight“-Star Ashley Greene und „X-Men“-Star Shawn Ashmore in ein neues Haus, in dem sich schon bald merkwürdige Dinge abspielen. Was nach „Conjuring“ klingt, ist am Ende ein ziemlich unsinniger Genre-Mischmasch.

    Netflix

    +++ Meinung (spoilerfrei) +++

    Es kriselt in der Beziehung von Kevin (Shawn Ashmore) und Natalie (Ashley Greene). Nach einem Vertrauensbruch vesuchen zwar beide, einen auf heile Welt zu machen. Dennoch können sie nicht leugnen, dass ihre Liebe einen harten Bruch erlitten hat – den ein neues Haus nun kitten soll. Doch bereits kurz nach ihrem Einzug kommt es zu merkwürdigen Vorfällen, die schon bald nicht nur ihre Beziehung gefährden, sondern auch ihr Leben.

    Mit dabei in „Aftermath“ (seit 4. August auf Netflix) sind unter anderem der als Iceman aus den „X-Men“-Filmen bekannte Shawn Ashmore als Kevin und Ashley Greene, die „Twilight“-Fans als Blutsaugerin Alice Cullen bestens bekannt sein dürfte, als Natalie. Darüber hinaus erwartet euch in dem Horror-Thriller aber vor allem ein Mischmasch aus allerhand Filmen, die man hier offenbar irgendwie unter einen Hut kriegen wollte – während, wie eine Einblendung zum Beginn des Films direkt klarstellt, die Geschichte auch noch auf einer wahren Begebenheit beruhen soll.

    Wie das funktionieren soll? Gute Frage – auf die Regisseur und Drehbuch-Co-Autor Peter Winther allerdings keine Antwort hat.

    Zwischen "Conjuring", "Fifty Shades" & "Tatortreiniger"

    Was als klassische Horror-Thriller-Kost beginnt (klassischer als ein neues Eigenheim, mit dem irgendwas nicht stimmt, geht’s nun wirklich nicht mehr), zerfährt sich immer mehr, je länger der Film geht.

    Wenn sich Kevin und Natalie eines Abends etwa näher kommen und über eine Mega-Hochglanz-Sexszene austauschbare, kitschig-romantische Popmusik gelegt wird, erinnert das fast schon an „Fifty Shades Of Grey“ – eine Parallele, die auch gerade deswegen auffällt, weil die vermeintliche Liebesbeziehung ähnlich unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen ist wie in der „Erotik“-Bestseller-Verfilmung.

    Und damit neben der (wirklich gar nicht prickelnden Erotik oder gar leidenschaftlichen Liebe) auch der vermeintliche Humor nicht zu kurz kommt, ist Kevins Tatortreiniger-Arbeitskollege Dave (Jamie Kaler) ein Pubertierender im Körper eines Mittvierzigers. Immer mit einem flotten Spruch auf Lager, über den höchstens er selbst lachen kann, weiß er ganz genau, was es braucht, um jeden noch so kleinen Spannungsanflug im Keim zu ersticken. Aber gut, beim deutschen Publikum hätte er es mit dieser Masche ohnehin unendlich schwer. Wenn es nämlich einen Tatortreiniger gibt, der nicht nur lustig, sondern auch noch charmant und gar nicht mal so dämlich ist, dann ist das Bjarne Mädels Schotte aus „Der Tatortreiniger“!

    Sowohl inhaltlich als auch inszenatorisch ist lange Zeit gar nicht wirklich klar, was „Aftermath“ denn nun überhaupt sein will. Denn man springt munter hin und her, ist im einen Moment ein klassischer Stalker-Thriller und im nächsten vermeintlich übernatürlicher Grusel-Horror. Oder war am Ende doch alles nur Einbildung?

    Es fühlt sich ganz so an, als hätten die Macher selbst gar nicht gewusst, wo sie mit ihrer Geschichte eigentlich hin wollen. Und wenn man den roten Faden mal verloren hat, sind Logiklöcher auch nicht weit.

    Hier ergibt wirklich gar nichts Sinn

    Kevin und Natalie sind weder allzu sympathisch noch tun sie sich gegenseitig gut. Das wird bereits nach wenigen Momenten, in denen das Pärchen fast schon gequält-glücklich wirkt, mehr als deutlich. Warum die beiden dann plötzlich spontan all die Kohle zusammenkratzen, die sie besitzen, um ein Eigenheim zu kaufen – obendrein eine sicher auch trotz „Schnäppchenpreis“ noch unleistbare Bonzenhütte, aber das sei mal dahingestellt –, erschließt sich mir allerdings nicht. Ein Haus als Rettungsanker für eine ohnehin dem Untergang geweihte Beziehung? Ergibt Sinn. Nicht.

    Und sobald der Spuk dann erst einmal beginnt, verliert sich „Aftermath“ sowieso in immer mehr Richtungen, in die das Schreckensszenario gehen könnte. Konzept? Fehlanzeige. Stattdessen werden einfach nur unzählige Versatzstücke des Thriller-Kinos in einen Topf geworfen. Wird schon irgendwas dabei rauskommen.

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    Als hätte man das Drehbuch durch den Fleischwolf gedreht, fühlt es sich immer wieder so an, als wären essentielle Szenen, die in einem frühen Entwurf vielleicht noch vorhanden waren, auf der Strecke geblieben. Und so verwundert es am Ende auch nicht, wenn Logiklöcher nicht etwa zu einem späteren Zeitpunkt gefüllt, sondern entweder einfach totgeschwiegen werden oder – und das passiert noch viel häufiger – neue Anschlussfehler daraus resultieren.

    Ob es nun willkürliche Dialogfetzen sind, die einfach für sich genommen keinen Sinn ergeben, oder jede (!) Menge (!!!) Ereignisse, die völlig aus der Luft gegriffen sind – kommt die Lawine der Unsinnigkeiten erst einmal ins Rollen, gibt's kein Halten mehr. Ohne auf allzu konkrete Details einzugehen (viele Leser*innen haben den Film vermutlich noch nicht gesehen), will ich deshalb warnen: Das Spannungskino lebt vor allem von glaubwürdigen Figuren und Szenarien, die einen packen, weil man sich in sie hineinversetzen kann – genau das bekommt ihr bei „Aftermath“ nicht. Erträglich ist der Film höchstens dann, wenn ihr gar nicht erst damit beginnt, die Figuren und ihr Handeln zu hinterfragen. Nur geht damit eben auch die Spannung eines Thrillers flöten.

    Also, wie man es auch dreht und wendet: „Aftermath“ könnt ihr euch sparen.

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