+++ Meinung +++
Ich hatte meinen Spaß mit „Cash Truck“. Die Erzählung in mehreren Kapiteln aus verschiedenen Perspektiven unterstützt zum Beispiel gut den im Übrigen eher geradlinigen Rache-Thriller mit einem mal wieder glänzend aufgelegten Jason Statham.
Doch eins nervte mich von der ersten Sekunde an gewaltig, genauer gesagt eine Person: Josh Hartnett als Geldtransporterfahrer mit dem wenig rühmlichen Namen Boy Sweat Dave.
Warum die Figur so nervig geworden ist, hat auch mit der Herstellung des Films zu tun. Bevor ich euch aber erkläre, was da bei der Produktion schief gelaufen ist, verrate euch erst einmal, was mich an Hartnetts Auftritt so nervt.
Die Figur hat einerseits einen viel zu großen Part im Film, ohne etwas Sinnvolles beizutragen. Als sogenannter Roter Hering, als Ablenkungsmanöver also, taugt sie jedenfalls nicht, weil wohl kaum jemand im Publikum wirklich auf die falsche Fährte gelockt wird, dass Boy Sweat Dave der Insider-Informant der Gangster sein könnte – da hilft auch der zusätzliche Verweis nichts, dass er ausgerechnet beim ersten Überfall krank (bzw. genauer: verkatert) nicht zum Dienst erschien.
Boy Sweat Dave ist sicher nicht die einzige überflüssige Figur des Films (siehe Andy Garcia als mysteriöser FBI-Agent „The King“), aber er ist die einzige, die mich wirklich richtig ärgerte: Seine peinlichen Dialogzeilen gingen mir nämlich gerade im ersten Drittel so richtig auf den Senkel.
Cash TruckDas Harter-Mann-Markieren und ständige Fluchen von Boy Sweat Dave schafft für mich keine Atmosphäre, sondern ist unfreiwillig komisch – auch im ganzen Austausch mit der übrigen Crew um u.a. Stathams H und Holt McCallanys Bullet. Zumal ich Hartnett in der Rolle als vermeintlich harter Typ, der dann doch eher ängstlich ist, auch noch richtig schwach finde.
Und es gibt, wie eingangs erwähnt, auch einen Grund, warum diese Rolle so stark abfällt. Dieser Grund hat mit der Produktionsgeschichte zu tun.
Boy Sweat Dave war ein besserer Statist – bis Hartnett kam
Eigentlich war Josh Hartnett nämlich gar nicht Teil der Besetzung von „Cash Truck“. Die Figur Boy Sweat Dave war zudem nicht wirklich ausgearbeitet, denn sie hatte kaum Dialogzeilen, war nur ein besserer Statist, einfach ein weiterer Geldtransporterfahrer der großen Firma.
Als der dafür eigentlich vorgesehene Schauspieler aber aus unbekannten Gründen ausfiel, rief Regisseur Guy Ritchie am Tag des Drehstarts (!) kurzfristig Josh Hartnett an.
Ritchie wusste durch die Planung für ein weiteres Projekt (einen 2022 startenden Spionage-Thriller), dass der Schauspieler mit seiner Familie in der Nähe des Londoner Drehorts wohnt und sich dort auch gerade aufhielt – und fragte ihn, ob er nicht kurzfristig vorbeikommen könne und eine Rolle in „Cash Truck“ übernehmen wolle.
Cash TruckWie Josh Hartnett selbst verriet, habe ihm Ritchie gleich eröffnet, dass die Rolle im Drehbuch eigentlich nicht vorhanden sei, aber man die Figur und ihre Dialoge einfach beim Dreh improvisieren werde. Und das wurde dann auch genau so gemacht.
Hartnett hat sich sogar eine ganze Hintergrundgeschichte zu seiner Figur überlegt. Er habe sich vorgestellt, dass Dave gerne Filmstar oder Soldat geworden wäre. Da er für beides zu schlecht war, wurde er dann Geldtransporterfahrer, verhält sich dort aber wie der große Zampano und Macker, der er eigentlich sein wollte.
Das sollen die (peinlichen) Dialoge wohl unterstreichen – doch mir liefert es vor allem den Hintergrund und die Erklärung für die miserablen Momente, die ich im Kino gesehen habe und die mich direkt störten:
- Die Figur ist überflüssig, weil sie ja eigentlich nie vorgesehen war.
- Und die Dialoge fallen so ab, weil Hartnett halt schlecht improvisiert.
Da die Rolle von Hartnett so viel größer wurde, als ursprünglich gedacht, kann ich mir übrigens gut vorstellen, dass dafür andere Elemente des Films verkleinert wurden. So fällt ja wie bereits angedeutet auf, dass die ganze FBI-Nebenhandlung am Ende doch sehr unterentwickelt bleibt. Doch dazu hat sich bislang keiner der Beteiligen geäußert.
Trotzdem kann ich „Cash Truck“ aber wie gesagt größtenteils empfehlen. Seit dem 29. Juli könnt ihr den harten Action-Thriller in den Kinos sehen – wo genau, seht ihr in unserem Kinoprogramm.
Zur Wiedereröffnung der Kinos hat der Verband der deutschen Kinobetreiber HDF Kino e.V. die Kampagne #EndlichWiederKino gestartet. Wir schließen uns der Aktion gerne an, indem wir ihr u.a. durch die Einbettung des Logos in unsere Bilder bei News zu aktuellen Kinofilmen eine größtmögliche Sichtbarkeit verschaffen. Wenn ihr nun also endlich wieder die Kinos besucht, dann postet gerne ein Foto von eurem Besuch mit dem Hashtag #EndlichWiederKino in den sozialen Netzwerken – wir machen auch mit.