Kennt ihr das berühmte Schwarz-Weiß-Foto, auf dem einige Soldaten mit vereinten Kräften die US-Flagge hissen? Das ist 1945 auf der kleinen japanischen Insel Iwo Jima aufgenommen worden. Und während das Foto mit dem Titel „Raising the Flag on Iwo Jima“ von Kriegsfotograf Joe Rosenthal zu den wohl bekanntesten Bildern der Militär-Fotografie gehört, stecken hinter der blutigen Schlacht um Iwo Jima im Zweiten Weltkrieg doch so viel mehr Geschichten als nur die Entstehung dieses Fotos – und Clint Eastwood hat sie in seinem Film-Doppelpack „Flags Of Our Fathers“ und „Letters From Iwo Jima“ aus zwei Perspektiven erzählt.
Ab Donnerstag, den 29. Juli 2021 stehen „Flags Of Our Fathers” und „Letters From Iwo Jima” im Amazon-Prime-Abo zum Abruf bereit – und es lohnt sich, beide Filme anzuschauen, auch wenn Eastwood nur mit einem von beiden ein echtes Meisterwerk gelungen ist…
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"Letters From Iwo Jima" besser als "Flags Of Our Fathers"
Als „Flags Of Our Fathers”, in dem Clint Eastwood die US-amerikanische Perspektive der Kriegshandlungen auf der japanischen Insel beleuchtet, im Januar 2007 in die Kinos kam, schien es, als habe sich die Hollywood-Legende mit dem ambitionierten Projekt etwas verhoben.
Eastwood stellt nicht allein die verlustreiche Schlacht in den Mittelpunkt, bei der fast alle der rund 21.000 eingesetzten japanischen Soldaten starben und 7.000 Männer auf amerikanischer Seite, sondern noch vor der Mitte des Films auch eine andere Geschichte: die Bestrebungen der US-Regierung, mittels Öffentlichkeitsarbeit der fahnenhissenden „Helden“ an der Heimatfront die Kriegsfinanzierung anzukurbeln. Eastwood springt bei seiner Erzählung teilweise sogar bis in die Gegenwart, um das Geschehen aufzuarbeiten.
Das Mischen der Zeit- und Handlungsebenen ist Eastwood dabei nicht gänzlich elegant gelungen, zudem stolpert er auch über ein inhaltliches Problem: Auf der einen Seite kritisiert er das Kriegspathos, auf der anderen Seite zelebriert er die Stärke von Kameradschaft im Kampf – und manövriert sich damit in Widersprüche. Vor allem die erste Hälfte von „Flags Of Our Fathers“ mit ihrer brutalen Bildgewalt macht den Film aber dennoch sehenswert.
Nicht nur sehenswert, sondern ein echtes Highlight ist dann aber „Letters From Iwo Jima“, der in Deutschland nur einen Monat nach „Flags Of Our Fathers“ in die Kinos kam. Vergaben wir für die Aufarbeitung der US-amerikanischen Geschichte in unserer Kritik 3 von 5 Sternen, bringt es „Letters From Iwo Jima“ über die japanische Perspektive auf 4,5 Sterne.
Briefe japanischer Soldaten als Vorlage
Denn in dem Antikriegsfilm, der nicht wie sein Zwilling auf einem Buch – nämlich „Die Flaggen unserer Väter“ von James Bradley, Sohn des Fahnenhissers John Bradley – basiert, sondern auf Briefen der auf Iwo Jima stationierten japanischen Soldaten, „gehen künstlerisches Konzept und dessen emotionale Dimension hundertprozentig zusammen“, wie es in unserer Kritik zum Film heißt.
Eastwood stellt hier die Schicksale einiger einzelner Soldaten vor, die allesamt ahnen, dass sie auf eine Selbstmordmission geschickt wurden. Wo bei „Flags Of Our Fathers“ durch verschiedenen Zeitebenen und Handlungsorte Konsistenz fehlte, bleibt das Publikum in „Letters From Iwo Jima“ ganz nah an einer durchgängigen Geschichte dran, die trotz des bekannten Ausgangs bis zum Schluss hochspannend und mitreißend bleibt. Und in Sachen Bildgewalt steht Teil 2 des außergewöhnlichen Großprojekts dem ersten Film in nichts nach.
Der bessere Film ist also „Letters From Iwo Jima“, anschauen solltet ihr euch aber idealerweise wirklich beide Filme, denn nur zusammen ergeben sie ein großes Ganzes – der aufgeteilten Erzählweise ist es nämlich auch geschuldet, dass in „Flags Of Our Fathers“ die japanischen Soldaten als gesichtslose Masse auftreten, was für sich genommen ein Kritikpunkt ist und erst durch das durch beide Filme vermittelte Bild aufgelöst werden kann.
Zudem ist es einfach unglaublich spannend und sehenswert, wie man sich den zwei Seiten – und somit Wahrheiten – einer Geschichte filmisch nähern kann.
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