Die besten Musicals – Platz 5:
The Rocky Horror Picture Show (1975)
Regie: Jim Sharman
mit: Tim Curry, Susan Sarandon, Barry Bostwick
Als Jim Sharmans Verfilmung von Richard O'Briens Underground-Musical in die Kinos kam, hielt sich der Erfolg noch in überschaubaren Grenzen. Erst als Sharmans schrille Kinorevue in Strass, Latex und Mieder wenig später als Mitternachtsfilm neu aufgelegt wurde, konnte er sein Kultpotential zu voller Blüte treiben und das Publikum in seinen Bann ziehen. Ein schlichter Vermarktungscoup? Vielleicht. Womöglich brauchte diese urige Glam-Rock-Satire über Spießertum, Transsexualität, Doppelmoral und die sexuelle Revolution aber auch einfach die späte Stunde, um seinen heiter frivolen Sog zu entfalten.
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Wenn ein braves amerikanisches Pärchen (Susan Sarandon und Barry Bostwick) in den Dunstkreis des verrückt-queeren Guruwissenschaftlers Frank N. Furter (Tim Curry) gerät, bleibt kein Auge trocken und noch heute reibt man sich beizeiten die Augen, wie offensiv in „The Rocky Horror Picture Show“ jede bürgerliche Heteronormativität mit Füßen getreten wird. Ein so enthemmt-oversexter Wahnsinn kann erst seine ganze Wirkung erzielen, wenn sich der Vorhang der Nacht über die Stadt gelegt hat und die Spießer*nnen im Bett liegen. Im Dunkeln ist eben einfach gut munkeln.
Die besten Musicals – Platz 4:
West Side Story (1961)
Regie: Robert Wise, Jerome Robbins
mit: Natalie Wood, Richard Beymer, Russ Tamblyn
Wie schon in Shakespeares großer Liebestragödie „Romeo und Julia“ stehen auch in „West Side Story“ zwei unglücklich Verliebte im Mittelpunkt des Geschehens, deren Liebe durch ihre sozialen Grenzen unmöglich gemacht wird. Während es bei Shakespeare noch Clans im alten Verona waren, die keine Liebe über ihre Grenzen hinweg duldeten, sind es in diesem großen Hollywood-Klassiker die ethnischen Zwistigkeiten im urbanen Schmelztiegel New York. Hier sind es die amerikanischen Jets und die puertoricanischen Sharks, die der Liebe von Maria (Natalie Wood) und Tony (Richard Beymer) im Wege stehen. Auch hier wird die Liebe tragisch enden, auch wenn zumindest ein Grund zu hoffen bleibt, dass der Hass beider Clans eines Tages versiegen kann. Bis es jedoch soweit ist, fahren Robert Wise und Jerome Robbins ganz schwere Hollywood-Geschütze auf.
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Mit seinen zehn Oscars ist „West Side Story“ noch immer ein immenser Monolith in der amerikanischen Filmgeschichte, an dem so recht kein Weg vorbeiführt und wenn man ihn dann sieht, wird klar, dass sein Ruf und sein Legendenstatus nicht von ungefähr kommen. Während Leonard Bernsteins Musik einfach über jeden Zweifel erhaben und absolut zeitlos ist, fallen die großen Massentanz-Szenen in ihrer Dynamik schlicht atemberaubend aus. Dieser Film ist in jeder Hinsicht Kino im XXL-Format.
Die besten Musicals – Platz 3:
Moulin Rouge (2001)
Regie: Baz Luhrmann
mit: Nicole Kidman, Ewan McGregor, John Leguizamo
Schon mit seiner flippig-bunten Shakespeare-Interpretation „Romeo + Julia“ hatte sich Baz Luhrmann als Bilderstürmer sondergleichen ins Gespräch gebracht, der auch vergangene Epochen mit wilder MTV-Ästhetik aufpeppen und für neue Generationen erfühlbar machen konnte. Wenn Ewan McGregor in Luhrmanns „Moulin Rouge“ als erfolgloser Schriftsteller im Paris des ausklingenden 19. Jahrhunderts sein Glück sucht und es ihn auf der Jagd nach dem Durchbruch bald in den titelgebenden legendär-verruchten Nachtclub verschlägt, wo er sich Hals über Kopf in das Showgirl Satine (Nicole Kidman) verliebt, ist allein die Handlung schon ein wilder Remix zahlreicher Musical-Storys, die hier quasi zu einem Drehbuch-Best-Of miteinander verquirlt werden.
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Damit jedoch endet Luhrmanns Eklektizismus noch lange nicht. Ferner werden noch zahlreiche Motive aus der griechischen Mythologie und der Opernwelt miteinander gekreuzt und allerlei Anspielungen und Verweise auf die moderne Popkultur untergebracht, die seinen Film aus jeder historischen in eine überhöhte Realität entführen. Da er dabei mit Tempo, Bildern, Timing und spektakulären Sing- und Tanzeinlagen auftrumpft wie kaum ein Zweiter, taucht man gern in seine knallbunte und sinnliche Welt ab, aus der man dann gar nicht mehr entrinnen möchte.
Die besten Musicals – Platz 2:
Der Zauberer von Oz (1939)
Regie: Victor Fleming
mit: Judy Garland, Frank Morgan, Ray Bolger
Von Fantasy-Filmen wird gerne behauptet, dass sie, vor allem in technischer Hinsicht, nicht allzu gut altern, doch auf Meisterwerke wie „Der Zauberer von Oz“ trifft das definitiv nicht zu. Nicht umsonst hat sich Sam Raimi in seinem Prequel „Die fantastische Welt von Oz“ später vor dem genialen inszenatorischen Kniff verneigt, das triste Kansas in ebenso tristem Schwarz-Weiß darzustellen, während das Wunderland Oz dann in voller Technicolor-Pracht erstrahlt.
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Doch auch in musikalischer Hinsicht trifft der obige Vorwurf schlicht nicht zu, schließlich ist „Der Zauberer von Oz“ für uns nicht nur der beste Fantasyfilm aller Zeiten, sondern auch ein ebenso großartiges Musical: Die wundervoll choreographierten Gesangs- und Tanzeinlagen haben nichts von ihrem Charme verloren und viele der Lieder (Stichwort: „Over The Rainbow“) sind nicht ohne Grund zu zeitlosen Klassikern der Musikgeschichte geworden.
Die besten Musicals – Platz 1:
Singin' In The Rain (1952)
Regie: Stanley Donen, Gene Kelly
mit: Gene Kelly, Donald O’Connor, Debbie Reynolds
Selbst wer „Singin’ in the Rain“ nicht gesehen hat (was natürlich schnellstmöglich nachgeholt werden sollte), kennt mindestens eines der Lieder aus dem Film mit Sicherheit: Text und Melodie des gleichnamigen Titelsongs dürfte jeder ungefähr im Ohr haben, und noch dazu eine zumindest vage Vorstellung von der Szene, in der dieses Lied gesungen wird – hier ist der Name Programm. Mehr Beweise für die Allgegenwärtigkeit und die ungebrochene Bedeutung des fantastischen Musicals benötigt man eigentlich gar nicht, doch unterstreicht auch die Tatsache, dass gerade das Titellied quer durch die Filmgeschichte immer wieder zitiert wird, seinen hohen Stellenwert (etwa in David O. Russells oscarprämiertem „Silver Linings“ oder auf wesentlich fiesere Weise in Stanley Kubricks Meisterwerk „Uhrwerk Orange“).
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Zusammen mit den anderen, nicht minder mitreißenden Gesangs- und Tanzeinlagen bildet „Singin’ In The Rain“ ein beschwingtes Gute-Laune-Potpourri. Doch ist der Film, der uns sehr passend zum Musical-Charakter das Hollywood der 1920er Jahre im Übergang vom Stumm- zum Tonfilm präsentiert, bei Weitem kein triviales Vergnügen, sondern dank seiner teils bis ins Absurde getriebenen, satirischen Traumfabrik-Kritik auch vielschichtiger, als es auf den ersten Blick vielleicht scheint.
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