+++ Meinung +++
So manche FILMSTARTS-Kritiken sorgten in der Vergangenheit für Diskussionen. Neben dem Adam-Sandler-Klamauk „Jack und Jill“ (4 Sterne) und dem DC-Megahit „Joker“ (2 Sterne) etwa auch „Children Of Men“. Denn für den von Publikum und Fachpresse überaus wohlwollend aufgenommenen und für drei Oscars nominierten Science-Fiction-Thriller von Meister-Regisseur Alfonso Cuarón („Gravity“) gab’s in der FILMSTARTS-Kritik gerade einmal 2,5 von 5 möglichen Sternen.
„Ist die erste Hälfte noch ganz annehmbar, geht es dann leider mit großen Schritten bergab“, schreibt unser Kritiker Björn Helbig unter anderem. Dem kann ich allerdings nur deutlich widersprechen und deshalb auch eine klare Empfehlung aussprechen, wenn ZDF „Children Of Men“ in der Nacht vom 6. auf den 7. Juli um 1 Uhr zeigt. Denn für mich zählt der Film zum Besten, was das dystopische Kino zu bieten hat.
Der späte Sendeplatz ist zwar nur etwas für Nachteulen, hat heute aber auch einen entscheidenden Vorteil: Fußball-Fans können so erst noch in aller Ruhe das EM-Halbfinale zwischen Spanien und Italien schauen – selbst wenn es ins Elfmeterschießen gehen sollte – und den Abend danach mit einem mindestens genauso spannenden Spielfilm ausklingen lassen. Alternativ gibt's den Film außerdem schon für einen schmalen Taler als Stream, etwa bei Amazon Prime Video.
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"Children Of Men" ist eine Wucht – emotional wie visuell
Die Geschichte um die erste schwangere Frau seit vielen Jahren legt den Grundstein für eine packende Odyssee durch eine vermeintlich hoffnungslose, triste und gefährliche Welt. Doch „Children Of Men“ erschüttert nicht nur, sondern berührt vor allem ungemein. Dass sich Alfonso Cuarón wenig um die Klärung inhaltlicher Fragen schert, etwa wie es zu diesen Umständen auf der Erde kam oder wer der Vater des ungeborenen Kindes ist, ist dabei keineswegs ein Manko, sondern ein genialer Schachzug.
Bei all den Verfolgungsjagden und auch Schießereien, die „Children Of Men“ zu einer atemlosen Hetzjagd machen, gibt Cuarón seinem Film nämlich jede Menge Empathie und Fragen mit, die sich weniger um den Film, sondern um einen selbst drehen. Und dass der Mexikaner menschliches Kino kann, ist längst kein Geheimnis mehr – und bewies er zuletzt etwa mit seinem Netflix-Oscarfilm „Roma“.
Beeindruckend ist vor allem aber, dass einen diese Achterbahnfahrt der Gefühle in „Children Of Men“ nicht nur emotional mitnimmt, sondern sich auch visuell dauerhaft ins Gedächtnis brennt. Gemeinsam mit Kameramann Emmanuel Lubezki („Gravity“, „Birdman“) und einer Mischung aus langen Einstellungen ohne Schnitte und dynamischen Handkamera-Aufnahmen, die einem das Gefühl geben, mitten im Geschehen zu sein, schuf Cuarón ein intensives, immersives Filmerlebnis, wie es nur wenige andere Filmemacher könnten.
Dass der Film mit Clive Owen („Sin City“), Juliane Moore („Still Alice“), Michael Caine („Interstellar“) und Chiwetel Ejiofor („12 Years A Slave“) obendrein auch noch hochkarätig besetzt ist, wird dabei fast zur Nebensache.
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