John Travolta und Nicolas Cage, die ihre Gesichter tauschen und sich als FBI-Agent und Terrorist nicht nur ein bleihaltiges Psycho-, sondern auch ein herrliches Overacting-Duell liefern: Das fasst die großen Stärken des 90er-Jahre-Krachers „Face/Off - Im Körper des Feindes“ eigentlich bereits bestens zusammen.
„Hard Boiled“-Regisseur John Woo hat mit den ihm eigenen Stilmitteln (beidhändiges Ballern, weiße Tauben, Zeitlupenmassaker etc.) einen ganz besonderen Action-Thriller geschaffen, bei dem geklotzt und nicht gekleckert wird. Auch für uns zählt „Face/Off“ damit auch fast 25 Jahre nach seinem Erscheinen noch immer zu den besten Vertretern des Action-Genres.
Face/Off - Im Körper des FeindesDaher würden wir euch den Film normalerweise zu jeder Gelegenheit auch nur wärmstens empfehlen, zumal er selbst beim wiederholten Schauen immer wieder Spaß macht. Die TV-Ausstrahlung von „Face/Off“ am heutigen 3. Juli 2021 um 20.15 Uhr auf Vox solltet ihr allerdings links liegen lassen...
Um 12 (!) Minuten geschnitten
„Face/Off“ hat eine FSK-Freigabe ab 16 Jahren. Das bedeutet, dass er im Fernsehen erst ab 22.00 Uhr ungekürzt gezeigt werden darf. Für die Ausstrahlung um 20.15 Uhr muss demnach die Schere angesetzt werden, um von der Freiwilligen Selbstkontrolle Fernsehen (FSF; das TV-Pendant der FSK) eine Einstufung ab 12 zu bekommen.
Das ist für den Filmgenuss natürlich per se schon ärgerlich, doch immerhin fallen derartige Kürzungen bei manchen 16er-Streifen noch halbwegs moderat aus oder wurden zumindest mit so viel Sorgfalt angefertigt, dass sie gar nicht so sehr auffallen – nicht aber bei „Face/Off“.
Wie uns der Jugendschutzbeauftragte der RTL-Gruppe auf Nachfrage bestätigte, wird für die heutige Vox-Programmierung von „Im Körper des Feindes“ auf eine Version des Films zurückgegriffen, die bereits 2019 bei einer Ausstrahlung auf RTL 2 zum Einsatz kam – und die hat es, im negativen Sinn, ganz schön in sich.
Fast 12 Minuten fehlen laut Schnittberichte.com heute Abend bei „Face/Off“ im TV. Wie ihr im ausführlichen Schnittbericht auf der Website nachlesen könnt, wurden an 71 Stellen Schnitte vorgenommen, die vor allem Szenen mit sexuellen Anspielungen sowie Actionszenen betreffen, in denen die Gewalt abgemildert oder gar gänzlich entfernt wurde – was bisweilen sogar den Sinn einiger Sequenzen merklich entstellt, so etwa bei einer der zentralen Schießereien in der Mitte des Films, bei der zweieinhalb Minuten am Stück dran glauben mussten.
Leider keine Streaming-Abo-Alternative
Die heutige TV-Fassung von „Im Körper des Feindes“ ist somit definitiv ein gutes Argument dafür, warum man manche Filme nicht einfach auf Teufel-komm-raus vor 22.00 Uhr zeigen sollte.
Leider ist der Film derzeit auch in keinem Streaming-Abo enthalten. Als ungeschnittene Alternative zur verstümmelten Fernsehversion bleibt somit aktuell nur die Blu-ray (die DVD ist inzwischen vergriffen) oder das Kaufen bzw. Leihen als VoD:
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Selbst wenn man dafür extra in die Tasche greifen muss, ist das allemal dem Schauen der massiv gekürzten Version vorzuziehen. Und falls ihr davon noch immer nicht überzeugt seid oder einfach nur wissen wollt, was „Face/Off“ auch heute noch so sehenswert macht und wie anders er ursprünglich eigentlich aussehen sollte, empfehlen wir euch die folgende Ausgabe unseres Podcasts Leinwandliebe, die ganz dem Action-Meisterwerk gewidmet ist:
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