„Joker“ ist eine ziemlich ungewöhnlicher Superheldenfilm und das nicht nur, weil im Mittelpunkt natürlich gar kein Superheld, sondern ein Superschurke steht. Außergewöhnlich ist auch, wie hier das Verhältnis von Arthur Fleck alias Joker (Joaquin Phoenix) und seinem traditionellen Erzfeind Bruce Wayne alias Batman geschildert wird:
Auch wenn die Hintergrundgeschichte des Jokers in den DC-Comics nämlich beinahe vollständig unbekannt ist, steht mit ziemlicher Sicherheit fest, dass der Joker und Batman dort keine Brüder sind. Anders hingegen in „Joker“:
Pro & Contra: Joker und Batman als Brüder
Lange Zeit sieht es nämlich so aus, als wären Arthur und Bruce Wayne (hier noch ein Kind, gespielt von Dante Pereira-Olson) Halbbrüder. Grund dafür: Ein Brief von Arthurs Mutter Penny (Frances Conroy) an Bruce' Vater Thomas Wayne (Brett Cullen), in dem sie diesen als Arthurs Vater bezeichnet. Doch so einfach ist die Sache nicht:
Als sich Arthur auf Spurensuche begibt, stellt er schnell fest, dass Penny tatsächlich als Dienstmädchen in Wayne Manor arbeitete, doch als er Thomas Wayne damit konfrontiert, verspottet und misshandelt ihn dieser und erklärt ihm, dass seine Mutter Wahnvorstellungen habe und er ohnehin adoptiert sei. Bestätigt wird diese Version der Geschichte durch eine Krankenakte aus dem Arkham-Krankenhaus, in dem Penny offensichtlich Patientin war.
So weit war dieser kontroverse Handlungsstrang tatsächlich auch schon lange vor Kinostart von „Joker“ durchgesickert. Nur die finale Wendung fehlte in diesen frühen Leaks – ein Zeichen dafür, dass diese womöglich erst in einer späteren Fassung des Drehbuchs eingebaut wurde:
Der entscheidende Hinweis?
So entdeckt Arthur im Besitz seiner Mutter ein Foto mit den Initialen T.W. (= Thomas Wayne?) und einer Widmung, was wiederum sehr stark darauf hindeutet, dass Thomas doch Arthurs Vater ist – oder dass es zumindest eine Beziehung zwischen Thomas und Penny gab, die dieser unter den Tisch kehren wollte. So erzählt Penny ihrem Sohn, Wayne habe sie nach der Geburt eine Reihe Dokumente unterzeichnen lassen.
Thomas-Wayne-Darsteller Brett Cullen ist übrigens selbst ein Verfechter dieser Theorie. Er ist überzeugt, dass es zwischen seiner Figur und Penny Fleck eine körperliche Beziehung gab und dass Thomay Penny in die psychiatrische Klinik einweisen ließ, um die Affäre vor der Öffentlichkeit geheimzuhalten und sie und das uneheliche Kind zu beseitigen.
Dennoch: Es gibt in „Joker“ keine endgültige Antwort auf die Frage, ob Arthur und Bruce nun Brüder sind – und das nicht nur, weil die Indizien beide Lesarten erlauben. Hinzu kommt noch, dass womöglich die ganze Handlung des Films nur der Fantasie der die ganze Zeit in Arkham eingesperrten Hauptfigur entsprungen ist, wie das doppeldeutige Ende von „Joker“ suggeriert:
"Joker": Das doppeldeutige Ende erklärt