+++ Meinung +++
Nachdem „Driveways“ mit seinem limitierten Kinostart kurz vor Weihnachten 2020 doch ein wenig unterging, feierte der Film jetzt auch noch verhältnismäßig still und heimlich seine Heimkino-Premiere. Oder habt ihr mitbekommen, dass der Film seit einigen Tagen auf verschiedenen Streaming-Plattformen im Sortiment ist?
Als FILMSTARTS-Redakteur bekommt man sowas berufsbedingt schon eher mit – also hab ich die Gelegenheit direkt genutzt, um den Film vor ein paar Tagen endlich nachzuholen. Und noch bevor der Abspann nach weniger als 80 Minuten über meinen Fernseher lief, wusste ich, dass ich diesen Artikel schreiben werde, schreiben muss.
Denn es wäre unendlich schade, wenn dieser großartige, herzerwärmende Film, der gerade in ungewissen Zeiten wie diesen Balsam für die Seele ist, nicht die Aufmerksamkeit bekäme, die ihm gebührt.
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Ihr könnt den Film seit dem 7. Mai 2021 digital kaufen oder leihen. Informationen zu einer baldigen Auswertung auf DVD oder Blu-ray gibt es bislang allerdings keine. Am Ende ist es aber ohnehin egal, auf welche Art ihr „Driveways“ schaut, solange ihr ihn nicht verpasst.
Darum geht es in "Driveways"
Kathy (Hong Chau) macht sich gemeinsam mit ihrem Sohn Cody (Lucas Jaye) auf den Weg zum Haus ihrer kürzlich verstorbenen Schwester, von der sie sich in den vergangenen Jahren allerdings zunehmend entfremdete. Gemeinsam will das Mutter-Sohn-Gespann den Nachlass der Verstorbenen regeln – und das heruntergekommene und zugemüllte Haus auf Vordermann bringen.
Ohne Strom und praktisch im Alleingang soll sich Kathy darum kümmern, all das Gerümpel (und unter anderem auch eine tote Katze) aus dem Haus zu schaffen. Indes tut sich der schüchterne Cody schwer, bei den Kindern in der Umgebung Anschluss zu finden. Bis er ausgerechnet in Del („Rambo“-Fiesling Brian Dennehy in einer seiner letzten Rollen), dem grummeligen Veteranen von Nebenan, einen neuen Freund findet…
Ein kleiner und doch ganz großer Film
„Driveways“ geht gerade einmal 84 Minuten, mit Abspann. Doch so klein der Film auf den ersten Blick wirkt, so intim und persönlich, so groß ist er am Ende trotzdem. Denn das Drehbuch von Hannah Bos und Paul Thureen steckt nicht nur voller Leben, sondern auch voller Lebensweisheiten, die einem nicht plump auf die Nase gebunden werden, sondern so entscheidend für die Geschichte sind, dass man ihr nicht nur liebend gerne folgt, sondern auch direkt die eine oder andere Lebensweisheit für sich selbst mitnimmt. Ob vom kleinen Cody, der noch nicht einmal weiß, wer er selbst überhaupt ist (oder einmal sein wird), von seiner Mutter Kathy, die Dinge bereut, die sie getan oder nicht getan hat, bis hin zu Del, der den geschützten Raum seiner Veranda verlässt und schließlich erkennt, dass man nie zu alt ist, um etwas Neues zu tun, Freunde zu finden und das Leben zu genießen.
„Driveways“ gelingt in 80 Minuten, was andere Filme in drei Stunden nicht schaffen. Denn Regisseur Andrew Ahn bringt nicht nur viele große, schwere Themen geradezu spielerisch unter einen Hut, sondern vermengt das alles auch noch, ohne auf die Tränendrüse zu drücken. Er verzichtet auf Pauken und Trompeten, auf Drama und Chaos. Stattdessen ist „Driveways“ eine Liebeserklärung an das Leben und all die Herausforderungen, die es nun mal mit sich bringt: Versäumnisse und Ängste, Familie und Freundschaft, Leben und Tod – und all die aufregenden Dinge dazwischen.
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