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    "Die Schlange": Das ist die wahre Geschichte hinter der Netflix-Serie

    Wie es auf Netflix selbst heißt, basiert die Miniserie „Die Schlange“ auf wahren Ereignissen. Wir fassen einmal zusammen, was es mit dem auch als Bikini-Killer bekannten echten Betrüger und Serienmörder Charles Sobhraj auf sich hat.

    Netflix

    „Dieses Drama ist von wahren Begebenheiten inspiert. Einige Namen und Sachverhalte wurden für dramatische Zwecke und aus Respekt für die Betroffenen geändert. Alle Dialoge sind frei erfunden.“ Diese Worte sind zu Beginn von jeder der acht Folgen der Netflix-Miniserie „Die Schlange“ zu lesen und beschreiben die britische Produktion schon ziemlich gut.

    Während die Handlung – wie für Adaptionen üblich – zwar dramaturgisch zugespitzt und der Wortlaut der Gespräche zwischen den Figuren von den Serienmacher*innen erdacht wurde, orientiert man sich bei den reinen Fakten zu den Verbrechen von Charles Sobhraj (in der Serie gespielt von Tahar Rahim) sehr eng an den echten Taten des gleichnamigen Diebs und Serienmörders, die ihm die Spitznamen „Die Schlange“ und „Bikini-Killer“ einbrachten.

    Ersteres geht auf Sobhrajs listenreiche Täuschungen zurück, der vielfach Identitätsdiebstahl betrieb und den Behörden lange ein Schnippchen schlug. Die Bezeichnung „Bikini-Killer“ fußt derweil auf seinen Mordopfern, bei denen es sich vor allem um Tourist*innen handelte, von denen mehrere in Badekleidung aufgefunden wurden.

    Frühe kriminelle Laufbahn

    Die Netflix-Serie „Die Schlange“ präsentiert uns nun vor allem die schockierende „Hochphase“ der kriminellen Machenschaften von Charles Sobhraj in den Jahren 1975 und 1976, als er auf dem sogenannten Hippie Trail in Südostasien mindestens ein Dutzend Morde beging (Hippie Trail bezeichnet die Reiserouten der Hippies in den 60er und 70er Jahren, auf die Sobhraj offenbar einen tiefen Hass entwickelt hatte).

    Die kriminelle Energie brach sich beim 1944 in Saigon geborenen und später von einem französischen Soldaten adoptierten Scheidungskind Sobhraj allerdings schon früher Bahn. Bereits als Jugendlicher brachte ihm ein Einbruchsdiebstahl seine erste Haftstrafe ein. Das hielt ihn aber keineswegs davon ab, nun voll und ganz eine kriminelle Laufbahn einzuschlagen.

    Auf der Flucht vor dem Gesetz

    Mithilfe von Diebstählen und Betrügereien häufte er sich ein stolzes Vermögen an. Seine Taten blieben allerdings nicht unbemerkt, sodass er, um einer (weiteren) Verhaftung zu entgehen, im Jahr 1970 Frankreich hinter sich ließ und nach Asien auswanderte – zusammen mit seiner damaligen schwangeren Frau Chantal Compagnon.

    Raubzüge, Schmuggel und das Nutzen gefälschter Papiere führten auch hier ein ums andere Mal zu Sobhrajs Verhaftung in verschiedenen Ländern, wobei ihm letztlich jedoch immer die Flucht gelang (zweimal allein dadurch, dass er eine Krankheit vortäuschte). Compagnon war das irgendwann genug, sie verließ Sobhraj und kehrte nach Frankreich zurück.

    Anhängerschar

    Er selbst streifte immer auf der Flucht vor dem Gesetz, aber ohne in Sachen Verbrechen kürzer zu treten, durch unterschiedliche europäische und asiatische Länder – bis er schließlich in Thailand landete, wo er bald mit der Kanadierin Marie-Andrée Leclerc (in der Serie gespielt von Jenna Coleman) zusammenkam – die lange Zeit die Augen vor Sobhrajs Verbrechen verschloss oder ihn dabei sogar indirekt unterstützte.

    Alleine war Sobhraj aber auch sonst nicht. Mithilfe seines Charmes und geschickter Manipulation gelang es ihm stets, Anhänger*innen um sich zu scharen, oft auch dadurch, dass er ihnen aus Notsituationen half, die er insgeheim selbst verursacht hatte. Auf ähnliche Art freundete er sich auch mit vielen Tourist*innen an, denen gegenüber er sich meist als Edelsteinverkäufer oder Drogendealer ausgab, und die er letztlich ausnahm. Doch dabei blieb es nicht...

    Mordserie

    Sobhrajs Mordserie, von der er einen Großteil gemeinsam mit seinem indischen Mitstreiter Ajay Chowdhury (in der Serie gespielt von Amesh Edireweera) beging, nahm 1975 ihren Anfang. Bei den Opfern der beiden handelte es sich größtenteils um potenzielle neue Anhänger, die sie bald aus Furcht, von ihnen verpfiffen zu werden, umbrachten. Unter den Toten befanden sich auch zwei niederländische Studierende, was schließlich den niederländischen Diplomaten Herman Knippenberg (Billy Howle) auf den Plan rief.

    Zusammen mit seiner damaligen Frau Angela (Ellie Bamber) – die in Wahrheit noch eine wesentlich zentralere Rolle in der Jagd auf Sobhraj einnahm, als in „Die Schlange“ gezeigt wird – stellte Knippenberg intensive Ermittlungen an, die später entscheidend zur Rekonstruktion von Sobhrajs Verbrechen beitrugen.

    Das Ende des Bikini-Killers

    Sobhrajs Machenschaften wurde jedoch auf andere Art ein Ende gesetzt: Beim Versuch, eine Reisegruppe französischer Doktorand*innen in Neu-Delhi mit Medikamenten zu betäuben, wurde er von einigen der Studierenden überwältigt und der Polizei übergeben. Während Leclerc, die ihm bei der Pillenverabreichung half, auf Bewährung freikam (und dann 1984 im Alter von nur 38 Jahren an Eierstockkrebs verstarb), wurde Sobhraj 1976 zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

    An diese wurden dann noch einmal zehn Jahre rangehängt, nachdem er bei einer großen Party im Gefängnis seine Wachen und Mithäftlinge betäubte und eine vorübergehende Flucht antrat. Das Ganze wurde von Sobhraj allerdings ganz bewusst so kalkuliert. Wenn er nämlich schon nach zwölf Jahren freigelassen worden wäre, hätte ihm mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Auslieferung nach Thailand (und dort womöglich gar eine Hinrichtung) wegen eines damals noch gültigen Haftbefehls gedroht.

    So aber konnte er bei seiner Entlassung aus dem Gefängnis (wo er aufgrund von Bestechung und Manipulation ohnehin ein recht luxuriöses Leben führte) 1997 als freier Mann nach Frankreich zurückkehren.

    Lebenslange Haft

    In einem Vorort von Paris ließ es sich Sobhraj mehrere Jahre gut gehen – bis er schließlich aus bis heute unklaren Gründen erneut nach Nepal reiste, wo er in den 70er Jahren ebenfalls zwei Morde begangen hatte. Als die Polizei des Landes auf ihn aufmerksam wurde, verhaftete sie ihn, ließ den Mordfall neu öffnen und verurteilte ihn 2004 letzten Endes zu lebenlanger Haft (nicht zuletzt auf Grundlage der einst von Kippenberg gesammelten Beweise).

    Von manchen Seiten (nicht zuletzt von Sobhraj selbst) wurde das Urteil zwar angefochten, da er angeblich keinen fairen Prozess bekam, daran gerüttelt wurde jedoch nicht – ganz im Gegenteil. 2014 wurde er für einen weiteren seiner Morde für schuldig befunden, wodurch auf seine Strafe noch einmal 20 Jahre draufgelegt wurden.

    Auch am Ende von „Die Schlange“ ist somit zu lesen, dass Charles Sobhraj im Dezember 2020 noch immer im Gefängnis in Kathmandu einsitzt – und daran hat sich bis heute nichts geändert.

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