Die achte Folge „WandaVision“ hat größtenteils für Klarheit gesorgt, doch einige Fragen sind immer noch offen: Ist Wanda eine Mutantin? Warum gibt erst ab Episode 7 Abspannszenen und vorher nicht? Und wer zensiert eigentlich ständig Übertragungen und Videoaufzeichnungen?
Wir haben diese (und weitere) Fragen Matt Shakman gestellt, der bei allen neun Folgen der MCU-Serie Regie geführt hat. Aber offenbar hat auch Shakman das Marvel-PR-Bootcamp durchlaufen und lässt sich nur wenig in die Karten schauen. Immerhin einige spannende Aussagen von Shakman sind aber dabei:
FILMSTARTS: Eine Szene, die mir in Folge 8 aufgefallen ist, ist die, in der die HYDRA-Mitarbeiter das Videomaterial von Wandas Kontakt mit dem Gedankenstein sichten, doch auf den Aufzeichnungen ist davon nichts zu sehen. Das hat mich daran erinnert, dass auch die S.W.O.R.D.-Agenten und -Agentinnen außerhalb von Westview im Fernsehsignal nicht alles sehen. War das ein Zufall?
Matt Shakman: Oh nein, das ist natürlich kein Zufall. Sie dürfen nicht sehen, was in dem Moment passiert. Ob Wanda das kontrolliert oder etwas Anderes, wer weiß? Aber ja: Es ist bewusst so geschnitten, es gibt einen Jump Cut, so ähnlich wie in den anderen Folgen.
FILMSTARTS: Und steckt dahinter in beiden Fällen dieselbe Entität oder was auch immer?
Matt Shakman: Ich lasse euch das Finale schauen, dann werdet ihr sehen, wohin es geht...
FILMSTARTS: Ein anderes interessantes Thema in Folge 8: Agatha (Kathryn Hahn) deutet an, dass Wanda (Elizabeth Olsen) bereits vor ihrem Kontakt mit dem Gedankenstein Kräfte hatte. Ist Wanda also eine Mutantin?
Matt Shakman: Wanda hatte tatsächlich bereits Kräfte und ich glaube, Agatha nennt sie eine Baby-Hexe. Wohin das führt und wie wir diese Kräfte sowohl im Finale als auch in der Zukunft definieren, wird interessant zu sehen sein. Aber zu deiner Frage: Darauf kann ich natürlich leider keine Antwort geben. Das ist ein sehr schwieriges Thema.
Wanda hatte tatsächlich bereits Kräfte.
FILMSTARTS: Bei den MCU-Filmen gab es von Anfang an Post-Credit-Szenen, bei „WandaVision“ allerdings erst ab Folge 7. Warum so spät?
Matt Shakman: Auch das hängt mit der Geschichte zusammen, die wir erzählen wollten. Ab welchem Punkt ergibt es Sinn, diese kurzen Momente mit verlockenden Informationshäppchen hinzuzufügen? Und als wir bei Episode 7 und 8 angekommen sind, hat sich das wie der richtige Zeitpunkt angefühlt. Die Entscheidung ist also im Zusammenspiel zwischen den Autoren und Autorinnen und den Filmemachern und Filmemacherinnen entstanden und wir haben gemeinsam überlegt, wo sie am besten hinpassen.
Die Szene am Ende von Episode 7 haben wir erst relativ spät in diesem Prozess entdeckt. Und die am Ende von Folge 8 stand im Gegensatz dazu schon immer fest. Diese Enthüllung passt einfach an genau diesen Punkt im Fluss der Erzählung. Für uns hat es auch besser gepasst, weil wir uns jetzt mehr und mehr zum MCU-Teil der Serie bewegen und den Fernsehserien-Teil zu einem gewissen Grad hinter uns gelassen haben.
"WandaVision" und die Fan-Theorien
FILMSTARTS: Es gab zahlreiche Fan-Theorien darüber, was in „WandaVision“ vor sich geht und was bestimmte Figuren wie Pietro und Dottie betrifft. Mit dem Finale kann sich das zwar noch ändern, aber bislang scheint es so, als wären die meisten dieser Theorien falsch gewesen. Wie findest du solche Theorien und wie geht es dir damit, dass du das Publikum so gekonnt in die Irre geführt hast?
Matt Shakman: Wie es mir damit geht, dass es solche Theorien gibt? Ich finde es sehr bewegend, dass die Leute so begeistert davon sind, was wir erschaffen haben, dass sie es mit ihren Freunden diskutieren und Comics lesen und ihre Theorien veröffentlichen. Ich finde das wunderbar. Die Auseinandersetzung mit der Serie war wunderbar.
Wir haben uns so an Binge Watching gewöhnt, wo eine ganze Staffel veröffentlicht wird, man alle Antworten kriegt und man das an einem Tag oder einem Wochenende schaut. Und dann ist sie kurz Thema und dann ist sie wieder vorbei. Ich finde es toll, dass „WandaVision“ eine „Watercooler-Show“ ist, über die Leute am Montagmorgen im Büro diskutieren. Unsere Serie verneigt sich vor der Geschichte des Fernsehens und es ist wunderbar, dass die Folgen wie bei einer klassischen Fernsehserie wöchentlich erscheinen.
Wir haben nie versucht, irgendjemanden absichtlich in die Irre zu führen.
Und dass einige Theorien nicht aufgehen: Wir haben immer unsere Geschichte erzählt. Wir haben nie versucht, irgendjemanden absichtlich zu sehr in die Irre zu führen. Es gab sicherlich einige falsche Fährten, etwa mit Agatha und Vision in der Halloween-Folge. Aber es waren trotzdem Momente, die zu den Figuren gepasst haben. Wir haben nie versucht, Erwartungen aufzubauen, die dann enttäuscht werden. Wir haben immer dieselbe Geschichte erzählt. Und wenn manche Leute mit einer Theorie in die falsche Richtung gerannt sind, dann wollten wir sie nicht enttäuschen.
FILMSTARTS: Wie bereits gesagt, haben wir das Finale noch nicht gesehen, aber es scheint nicht so, als ob es eine zweite Staffel geben wird, da „WandaVision“ mehr oder weniger direkt in „Doctor Strange 2“ überleitet. Aber falls doch: Würdest du für eine zweite Staffel zurückkehren? Oder wenn es nie eine zweite Staffel gibt, einen MCU-Film inszenieren?
Matt Shakman: Ich liebe das Marvel-Universum. Ich bin mit Comics groß geworden und ich liebe die MCU-Filme von Anfang an. Ich saß beim Starttag von Iron Man damals in der ersten Reihe. Und ich fand es toll, mit Kevin Feige und seinem großartigen Team zusammen zu arbeiten, das hat super geklappt. Sie unterstützen ihre Filmemacher, sie sind clever und fleißig und einfach die besten Partner, weil sie das Beste wollen, aber die Filmemacher bei ihrer Vision unterstützen. Ich würde mich also wahnsinnig darüber freuen, wieder mit Marvel Studios zu arbeiten.
Das Finale von „WandaVision“ erscheint am 5. März 2021 um 9 Uhr morgens auf Disney+.