Achtung, es folgen Spoiler zur ersten Folge von „Ginny & Georgia“!
Wer bereits in die neue Netflix-Serie „Ginny & Georgia“, die nicht nur wegen der G-Alliteration im Titel häufig mit „Gilmore Girls“ verglichen wird (aber dann ziemlich schnell in eine ganz andere Richtung geht...), reingeschaut hat, der weiß: Da geht es ziemlich zur Sache.
Vor allem die Teenager in der Serie besaufen sich, nehmen Drogen und haben Sex. Dabei sind die meisten von ihnen gerade mal 15 und feiern erst im Laufe der ersten Staffel ihren 16. Geburtstag.
Klar ist, dass Netflix für die Rollen der Teens nur erwachsene Darsteller*innen verpflichtet hat. Ginny-Darstellerin Antonia Gentry („Raising Dion“) wurde am 30. September 1997 geboren, ist also 23 Jahre alt.
Ginny, Hunter und Marcus: "Hat sie gerade wirklich...?!"
Für die Schauspielerin war es eine Herausforderung, sich als erwachsene Frau wieder in die Lebens- und Gefühlswelt einer 15-Jährigen einzufinden, doch sie meisterte sie schnell – denn vieles in Ginnys Leben erinnerte sie an ihre eigene Highschool-Zeit. Doch dass Jungfrau Ginny gleich in der ersten Folge der zehnteiligen ersten Staffel vom gerade erst kennengelernten Nachbarsjungen Marcus (Felix Mallard) entjungfert wird, und zwar direkt nach einem Date mit einem anderen Jungen, überraschte sie dann doch:
„Als ich die Szene zum ersten Mal gelesen habe, musste ich sie gleich ein zweites Mal lesen, denn ich dachte nur: ‚Warte mal eine Sekunde, hat sie gerade...? Sie war doch gerade erst bei einem Date mit [Hunter, gespielt von Mason Temple] und jetzt...‘ Wir sehen, wie sie eine Runde auf seinem Motorrad dreht, zurückkommt, und ihn leidenschaftlich küsst, das Mädel ist echt voll auf Hormonen“, so Gentry im Interview mit TVLine.
›› Streaming-Übersicht: Alle Serien auf Netflix
Bei dem spontanen Kuss bleibt es nicht, kurz darauf kommt es auch schon zum Sex zwischen den beiden. Marcus hat ein Auge auf seine neue Nachbarin geworfen, die gerade mit ihrer erst 30-jährigen Mutter Georgia (Brianne Howey) und ihrem kleinen Bruder Austin (Diesel La Torraca) gegenüber eingezogen ist, steigt durch ein Fenster in ihr Zimmer ein – und zack. Der Sex selbst ist aber nicht gerade berauschend und auch ziemlich schnell wieder vorbei, woraufhin Marcus sich seine Sachen schnappt und wieder verschwindet.
Das erste Mal: Realistische Darstellung
Dass es für das Publikum – und eben zunächst auch für die Hauptdarstellerin – überraschend kommt, dass es schon gleich zu Beginn der Serie ohne großes Tamtam eine Entjungferung zu sehen gibt und die so zugeknöpft und brav scheinende Ginny den einen Jungen datet, aber mit dem anderen schläft, ist aber von Serienschöpferin Sarah Lampert genau so gewünscht.
"Bridgerton" auf Netflix: Wie alt ist eigentlich Daphne Bridgerton?Ginnys erstes Mal so schnell und unzeremoniell über die Bühne zu bringen, sieht sie als Gelegenheit, mit der üblichen Darstellung von Jungfräulichkeit in den Medien aufzuräumen und einen Kontrast dazu zu setzen, welches Timing von weiblichen Figuren in Filmen und Serien oft erwartet wird, wenn es um den ersten Sex geht:
„In unserer Serie geht es sehr häufig darum, bekannte Erzähl-Tropen umzukehren. Und einer meiner ungeliebtesten Tropen ist die Vorstellung, dass Jungfräulichkeit – und das gilt ehrlich gesagt nur bei Frauen – etwas Besonderes ist, an dem man festhalten muss“, erklärt Lampert gegenüber TVLine.
"Unbeholfene Kids, die fummeln"
Was Lampert mit ihrer Serie „Ginny & Georgia“, deren kreatives Team übrigens größtenteils aus Frauen besteht, unter anderem erreichen wolle, sei eine realistischere Darstellung sexueller Erfahrungen Jugendlicher: „Da ist diese unsichere Teenagerin, die ihr sexuelles Erwachen auf eine realistische, unbeholfene Weise erlebt.“
Regisseurin Anya Adams habe bei der Inszenierung dieser speziellen Sex-Szene einen „phänomenalen Job“ gemacht, so Lampert: „Es ist eine meiner Lieblingsszenen in der ganzen Serie [...]. Sie fängt so sexy an und Ginny und Marcus legen los... und dann verstummt die Musik und da sind nur noch diese zwei unbeholfenen Kids, die fummeln und keinen Plan haben, was sie da machen. Ich glaube, so laufen die echten Erfahrungen von Teenagern ab, die ihre Sexualität entdecken.“
Co-Star Felix Mallard alias Marcus
Diese Sichtweise unterstützt auch die Ginny-Darstellerin, die von der schnellen Wendung im Skript zwar zunächst überrascht war, die Inszenierung von Ginnys erstem Sex aber sehr gelungen findet: „Auch wenn das Ende [der Szene] einem ein bisschen das Herz bricht: Ich halte es für wichtig, dass so eine realistische Darstellung öfter im Fernsehen gezeigt wird.“
Dass sie sich beim Dreh wohlfühlte, lag auch an der tollen Chemie zwischen ihr und ihrem 22-jährigen Co-Star Felix Mallard („Locke & Key“), dessen Charme ihr bei den Dreharbeiten sogar die Röte ins Gesicht trieb: „Ich meine, habt ihr jemals Felix‘ Augen gesehen?!“ Bei einigen Flirt-Szenen zwischen Ginny und Marcus sei sie richtig ins Schwitzen gekommen, witzelt Gentry.
Antonia Gentrys Alter: Kein Problem für die Schauspielerin
Als Erwachsene eine Teenagerin zu spielen, damit habe sie übrigens überhaupt kein Problem gehabt, so Gentry in einem Interview mit dem W Magazine. Gentry sieht sehr jung aus und könnte auf der Straße tatsächlich als Teenagerin durchgehen. Dass sie nun für die Rolle einer 15-Jährigen gecastet wurde, davon fühlt sie sich dennoch nicht in eine Schublade gesteckt:
„Sie ist introvertiert, sie ist unsicher, sie ist schüchtern, aber sie ist wirklich klug. Sie lebt in einer Stadt mit überwiegend weißer Bevölkerung. Die meisten ihrer Freunde sind weiß und sie meinen es gut, aber oft sagen sie nicht die richtigen Sachen. Ich habe mich sofort damit verbunden und an die Erfahrungen erinnert gefühlt, die ich als Teenager in der Highschool hatte.“
Für Gentry sei es letztlich sogar heilsam gewesen, diese Rolle zu spielen: „Ich habe eine Art von Abschluss gefunden, indem ich Ginny spielte.“
Staffel 1 verfügbar, Staffel 2 noch nicht beschlossen
Alle zehn Folgen der ersten Staffel von „Ginny & Georgia“ sind jetzt auf Netflix verfügbar. Ob die Serie eine zweite Staffel bekommt, ist aktuell noch nicht bekannt, wird sich aber voraussichtlich schon in den kommenden Wochen entscheiden.