+++ Meinung +++
ProSieben zeigt am heutigen Freitag (19. Februar 2021) um 20.15 Uhr „Logan Lucky“. Und im Normalfall würden wir an dieser Stelle eine glasklare Empfehlung abgeben – denn die Gauner-Komödie von Tausendsassa Steven Soderbergh („Ocean’s Eleven“) gefiel uns ausgesprochen gut. Doch selbst bei 4 von 5 möglichen Sternen in der FILMSTARTS-Kritik muss ich an dieser Stelle eine Warnung aussprechen.
Denn auch wenn ich als Originalton-Schauer auch ein Verfechter deutscher Synchronfassungen bin – im weltweiten Vergleich kann uns da einfach nach wie vor niemand das Wasser reichen –, gibt es eben bestimmte Filme, die sich mit der Synchro besonders deutlich vom Original abheben. Und „Logan Lucky“ ist so ein Fall.
Wer die ulkige Heist-Comedy in all ihrer Verrücktheit genießen will, kommt um die Originalversion einfach nicht herum – und die gibt’s eben nicht im Free-TV, aber immerhin auf Netflix sowie ab 2,99 Euro bei Amazon Prime Video (jeweils mit Untertiteln).
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Das ist "Logan Lucky"
Angesiedelt im Bergbaustaat West Virginia, der für seine Armut und Arbeiterkämpfe bekannt ist, erzählt „Logan Lucky“ die Geschichte der Brüder Jimmy (Channing Tatum) und Clyde (Adam Driver), die zwar nicht gerade die hellsten Kerzen auf der Torte sind, sich aber nichtsdestotrotz vornehmen, einen großen Coup zu landen. Gemeinsam mit dem erfahrenen Tresorsprenger Joe Bang (Daniel Craig) wollen sie beim bekanntesten NASCAR-Rennen der Welt einen spektakulären Raubüberfall durchziehen – aber wenn das nur so einfach wäre…
In unserer 4-Sterne-Kritik wird der Film unter anderem als Steven Soderberghs „Arbeiterklassen-Antwort auf seine erfolgreiche Gentleman-Gauner-Trilogie“ („Ocean’s 11-13“) bezeichnet. „Logan Lucky“ ist pfiffig, kreativ und ebenso ulkig wie smart, vor allem aber unglaublich detailverliebt – doch wer erleben will, wie all diese Details zu einem unglaublich launigen, runden Ganzen werden, sollte unbedingt bei der englischen Fassung bleiben. Das macht auch schon der Original-Trailer deutlich:
Darum funktioniert "Logan Lucky" in der deutschen Synchro nicht so richtig
Ob nun Channing Tatum als irgendwie simpel gestrickter, aber doch liebenswerter Vater (mal nicht durchtrainiert, sondern unrasiert und mit fettigen Haaren), Adam Driver als einarmiger Barkeeper oder Daniel Craig als weißblonder Sprengstoffexperte Joe Bang mit Salzstreuer in den Socken – sie alle kommen charmant und glaubhaft rüber, aber eben vor allem dank des dazugehörigen Akzents in der Originalfassung erst so richtig zur Geltung. Das gilt insbesondere für Joes Sprüche-Feuerwerk.
Logan LuckyWenn Channing Tatum seine Film-Tochter über ein John-Denver-Konzert aus den 70ern belehrt, während er an seinem rostigen Truck herumschraubt oder Daniel Craigs Häftling bei seinem ersten Auftritt (im Gefängnis) erklärt, warum er seine Eier aus dem Automaten so isst, wie er sie halt isst – dann sind nicht nur die Dialoge völlig auf den Punkt. Auch die Art und Weise, wie sie von der famosen Besetzung, die sich von völlig neuen Seiten zeigt, formuliert und betont werden, trägt maßgeblich zu den Figuren und der Stimmung des Films bei.
Ja, man könnte fast von World-Building sprechen, dass für „Logan Lucky“ einfach von allergrößter Wichtigkeit ist – und das in der deutschen Synchro praktisch nicht stattfindet.
Klar, Tatum (Daniel Fehlow), Driver (Robert Glatzeder) und Craig (Dietmar Wunder) haben alle ihre Stammsprecher, die ihre Sache gewohnt gut machen. Das Problem ist nur, dass deren „normale“ Stimmen, wie man sie aus anderen Filmen kennt, nicht deutlich machen, mit was für schrulligen Charakteren wir es hier eigentlich zu tun haben. Zum Vergleich, hier der deutsche Trailer:
Wer kein Streaming-Abo hat, Filme ohnehin nie im Originalton guckt oder einfach auf verschrobene Action-Komödien steht, bekommt heute um 20.15 Uhr auf ProSieben natürlich dennoch einen tollen Film zu sehen – nur eben nicht in der besten Version.
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