Das Münchner Oktoberfest 2020 fiel wegen Corona aus – ob die Massenveranstaltung 2021 stattfinden wird? Das steht noch in den Sternen. Auf literweise Bier, betrunkene Schlägereien und in enge Mieder geschnürte Brüste müssen Anhänger des Volksfestes dennoch nicht verzichten, auch wenn es das alles aktuell nur auf dem Bildschirm gibt statt in der Realität:
Seit Donnerstag (14. Januar 2021) gibt es auf Netflix die Serie „Oktoberfest 1900“ zu sehen.
Alles sechs Folgen der Mini-Serie sind ab sofort abrufbar, nachdem die ARD-Produktion im September 2020 im Ersten gezeigt wurde und auch in der ARD Mediathek zur Verfügung stand. Nun gingen die Ausstrahlungsrechte in Deutschland wie geplant an Streamingdienst Netflix über, der die deutsche Produktion unter dem Titel „Oktoberfest: Beer & Blood“ international bereits im Programm hatte.
"Beer & Blood" – genau darum geht's auch
Der internationale Titel ist bei der Mini-Serie dann auch Programm: Es geht um eine blutige Fehde zwischen Bier-Baronen im historischen München, gespickt mit vielen Nackt- und Sexszenen.
Im Jahr 1900 will der fränkische Bierbrauer Curt Prank (Mišel Matičević) eine Schanklizenz für das Münchner Oktoberfest erwerben und aus dem kleinen Volksfest ein gigantisches Spektakel machen – samt „Bierburg“. Doch Lizenzen gehen eigentlich nur an ortsansässige Brauereien – Prank schreckt jedoch vor nichts zurück, um seine Ziele zu erreichen, weder vor Bestechung noch vor Mord...
Aber auch seine ärgste Konkurrenz, die Braumeister-Familie Hoflinger (u. a. Francis Fulton-Smith, Martina Gedeck), ist mit allen Wassern gewaschen. Dass dann auch noch ausgerechnet die Kinder von Prank und Hoflinger aneinander Gefallen finden, macht alles nur noch komplizierter...
Blutiger Bier-Krieg vom Reißbrett
+++ Meinung +++
Mit „Oktoberfest 1900“ wird versucht, an den Erfolg und die Qualität deutscher Historien-Event-Serien wie „Babylon Berlin“ und „Charité“ anzuknüpfen – ein Stück deutscher Geschichte, verknüpft mit persönlichen Schicksalen und (wie bei von „Babylon Berlin“) einer Prise Sex and Crime.
Im Fall von „Oktoberfest“ allerdings mehr als nur eine Prise: Und so habe ich als sonst begeisterte Zuschauerin von Historien-Serien, die für mich auch nicht immer super niveauvoll sein müssen, nach nur einer Folge schon keine Lust mehr auf den Rest des Sechsteilers gehabt.
Das war mir alles viel zu platt konstruiert, zielte einzig darauf ab, möglichst viele angesagte Serien-Zutaten abzuhaken – Sex und Gewalt, schnell geschnitten und effekthascherisch miteinander kombiniert, aber ohne interessante Geschichte. Das Ganze kulminierte – Achtung, Spoiler! – am Ende der ersten Folge in einer Montage, die die Kinder der verfeindeten Bierbrauer (ganz Romeo-und-Julia-like) beim Sex zeigt, vor dionysischer Freudenfeuer-Kulisse, und parallel dazu der eine Vater den anderen ermordet.
Spätestens da hatte ich keine Lust mehr auf den Rest des Hauens und Stechens im Hochglanz-Bier-Drama mit Mafiafilm-Touch, das scheinbar nur existiert, um mit dem deutschen Exportschlager „Oktoberfest“ auf dem internationalen Serienmarkt zu punkten.
Mein Tipp: Stattdessen bei Netflix „Peaky Blinders“ mit Cillian Murphy anschauen. Da gibt es auch Sex, Gewalt und blutige Familienfehden vor historischer Kulisse – aber hundertmal besser.