Mit dem Kopfgeldjäger Boba Fett (Jeremy Bulloch) hat George Lucas eine Figur eingeführt, die Kraft ihres geheimnisvoll-coolen Aussehens zum Fan-Liebling wurde, obwohl sie für die „Star Wars“-Handlung nicht besonders wichtig und so gut wie nichts über sie bekannt war. Doch wer nach „Star Wars 5: Das Imperium schlägt zurück“ (1980) glaubte, dass Boba Fett im nächsten Film „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983) so richtig von der Leine gelassen würde, der wurde massiv enttäuscht.
Abgang als Witz
Angeblich wussten George Lucas und sein Kreativteam einfach nicht, was sie mit Boba Fett noch hätten anstellen sollen, sodass irgendwann entnervt beschlossen wurde, den gerade erst eingeführten Kopfgeldjäger einfach im Sandmonster Sarlacc zu entsorgen. Das passierte schon nach einer guten halben Stunde Filmdauer – und als Witz, weil der halbblinde Han Solo (Harrison Ford) seinen Gegner aus Versehen in den Abgrund befördert. Die coolste „Star Wars“-Figur wurde auf die uncoolste Art erledigt, zumal der Sarlacc danach auch noch rülpste.
Das war 1983, also vor 37 Jahren. Seitdem wurde Boba Fett zwar in „Star Wars“-Storys abseits der Filme und Serien zurückgeholt, aber die gehören nicht zum Kanon. George Lucas erweiterte Bobas Hintergrundgeschichte im Prequel „Star Wars 2: Angriff der Klonkrieger“ (2002), aber das machte den Abgang eigentlich nur schlimmer, weil Boba mit seiner Klongeschichte plötzlich auch noch zu einer wirklich interessanten Figur geworden war. Erst jetzt, in „Kapitel 14“ von „The Mandalorian“, darf Boba glänzen. Sein peinlicher Abgang von damals wird zur Zwischenstation.
Rückkehr mit Ausrufezeichen
Boba Fett, der wie Jango Fett in „Star Wars 2“ von Temuera Morrison gespielt wird, rettet Mando (Pedro Pascal) im Kampf gegen das Imperium den gepanzerten Hintern. Regisseur Robert Rodriguez setzt ihn dabei dabei so dermaßen ikonisch-cool in Szene, dass jeder Moment geradezu wie eine Entschuldigung für die Sarlacc-Szene wirkt. Nie zuvor sahen wir Boba in Live-Action-„Star Wars“ so kämpfen wie hier.
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Zum ersten Mal bekommt Boba Fett hier außerdem eine sichtbare, nachvollziehbare Motivation: Er will seine Rüstung zurück, die ihn mit seinem Vater Jango verbindet (der in der Folge als Mandalorianer bestätigt wird). Und er zeigt sich als ehrbarer Mann, wenn er und Kollegin Fennec Shand (Ming-Na Wen) zusagen, Mando beim Befreien des entführten Grogus zu helfen.
Man muss das alles nicht unfassbar cool und/oder rührend finden, ich für meinen Teil fand Boba schon immer überbewertet und sein vermeintliches Ende in „Star Wars 6“ vor dem Hintergrund der kreativen Unbeholfenheit sehr lustig – ähnlich lustig übrigens, wie Temuera Morrisons angestrengt grimmigen Gesichtsausdruck in der neuen „Mandalorian“-Folge.
Aber es ist in jedem Fall faszinierend, welche Entwicklung die Figur Boba Fett bis heute durchgemacht hat. Eingeführt als cooler Outlaw, verkam sie in Rekordzeit zur Witzfigur – und wird nun, knapp 40 Jahre später, rehabilitiert.
Es zeigt sich mal wieder: Die große „Star Wars“-Erzählung ist das Produkt unterschiedlicher Autoren mit unterschiedlichen Ideen. Manches davon mag einem als Fan nicht gefallen, doch es lohnt sich in jedem Fall, dranzubleiben.
Die neue Folge im Video erklärt
Auch diese Woche hat unser Youtube- und Leinwandliebe-Moderator Sebastian Gerdshikow ein Video gemacht, um die neue Folge ausführlich zu erklären. Es geht um den Planeten Tython, Boba Fett, die Dark Trooper und das Dunkelschwert:
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