„Deadly Class“ präsentiert uns eine absurde Welt, in der der ziellose Waisenjunge Marcus (Benjamin Wadsworth) in den 80er Jahren für eine elitäre Privatschule rekrutiert wird, in welcher der Nachwuchs berüchtigter Verbrecherfamilien zu den Attentätern von morgen ausgebildet wird. Folglich geht es hier auch recht schonungslos zur Sache – und das nicht nur im Hinblick auf Gewalt, sondern auch auf Drogenkonsum, wie vor allem Folge 5 („Der Trip“) eindrucksvoll zeigt.
In dieser begeben sich Marcus und seine neue Clique gemeinsam nach Las Vegas, um dort Billys Vater umzubringen. Da sie im Vorfeld Acid nehmen – und vor allem Marcus nicht zu knapp – wird ihr Vorhaben schnell zu einem abgedrehten Drogentrip voller Halluzinationen und Wahrnehmungsstörungen.
Diese Tatsache in Verbindung mit dem Ziel ihrer Reise und dem alten Cabrio, in dem sie diese antreten, dürfte bei vielen unweigerlich Assoziationen an Terry Gilliams filmgewordenem Drogenrausch „Fear And Loathing In Las Vegas“ mit Johnny Depp und Benicio del Toro wecken.
Dass es sich bei den Parallelen nicht um bloßen Zufall, sondern eine ganz bewusste „Fear And Loathing“-Hommage handelt, macht aber vor allem ein kleines Detail in der Episode deutlich, das man schnell verpassen kann...
Hunter-S.-Thompson-Verschnitt in "Deadly Class"
Als Marcus und seine Freunde völlig high in einem Casino ankommen, kommt an einer Stelle für wenige Sekunden ein Mann mit Sonnenbrille auf ihn zu, dem Marcus kurz mit seinem Blick folgt, an dem er dann aber einfach nur vorbeiläuft und der danach keinerlei Rolle mehr spielt.
Mit dieser flüchtigen Erscheinung wird auf den 2005 verstorbenen Schriftsteller und Journalisten Hunter S. Thompson angespielt, der die zum Teil auf eigenen Drogenerfahrungen basierende Buchvorlage zu „Fear And Loathing In Las Vegas“ lieferte.
Zugegeben: Trotz charakteristischer Merkmale wie der Sonnenbrille, dem Zigarettenhalter und der Schirmmütze mit der Aufschrift „Fabulous Las Vegas“, die der echte Thompson (noch vor seinem typischen Fischerhut) hin und wieder trug, muss man der Serie schon etwas guten Willen entgegenbringen, um hier wirklich eine Ähnlichkeit zu erkennen.
Ein Blick in die „Deadly Class“-Comicvorlage macht den Fall aber eindeutig. Auch hier lässt sich in einem Panel der Ausgabe, auf der die fünfte Folge basiert, am Rand eine an Hunter S. Thompson angelehnte Figur erkennen. Die Worte, die währenddessen von Marcus gesprochen werden (Stichwort: „Ich war allein, untot in einer Welt voller Statuen“) sind dabei übrigens genau dieselben, die er auch in der besagten Szene der Serienadaption spricht.
Der Schauplatz mag zwar leicht anders sein – während Marcus und Co. in der Serie hier noch im Casino selbst sind, befinden sie sich im Comic schon vor dem Zimmer des Casino-Hotels –, dennoch wird deutlich, dass sich die „Deadly Class“-Macher sehr eng an ihre Vorlage halten – bis hin zum Quasi-Cameo von Hunter S. Thompson (auch wenn der Comic-Hunter dem echten Hunter etwas ähnlicher sieht als der Serien-Hunter). Und das verwundert auch nicht weiter, hat Comic-Schöpfer Rick Remender doch selbst intensiv an den Drehbüchern der Adaption mitgewirkt.
„Deadly Class“ kann seit Kurzem bei Netflix abgerufen wurden. Bei der verfügbaren ersten Staffel handelt es sich allerdings auch um die einzige, da die ursprünglich vom Sender SYFY stammende Serie schon 2019 vorzeitig abgesetzt wurde:
"Deadly Class" bei Netflix: Darum wird es keine 2. Staffel geben