+++ Meinung +++
Deutsche Kinofilme sind entweder platte Til-Schweiger-Komödien oder plakative Historienstoffe über den Zweiten Weltkrieg – so lautet ein Vorurteil, das so verbreitet wie falsch ist. In der Nische nämlich finden sich jedes Jahr sperrige, freche, interessante Perlen, so wie die Komödie „Das melancholische Mädchen“ von Susanne Heinrich und mit Marie Rathscheck in der Hauptrolle als rebellische Autorin.
Nun lief die freche Komödie zwar auf Festivals und auch regulär in ein paar Kinos, besonders viel Aufmerksamkeit generiert ein so kleiner Start aber natürlich nicht. Vom 29. September und bis zum 29. Oktober 2020 ist „Das melancholische Mädchen“ in der ARTE-Mediathek verfügbar ...
... aber vermutlich wäre es ganz im Sinne der Hauptfigur (Marie Rathscheck), wenn die freche Komödie auch weiterhin weitestgehend unbekannt bleiben würde. Denn die melancholisch-sarkastische Autorin will sich von nichts vereinnahmen lassen und ganz bestimmt nicht von Erfolg.
In den Augen des melancholischen Mädchens sind alle Aktivitäten und Produkte, von denen Du denkst, dass sie dir Glück und Sinn bringen, bloß unterschiedliche Ausgeburten des Kapitalismus (ja, auch Yoga-Übungen zählen dazu).
Diese gleichmütig zur Schau gestellte Komplettverweigerung ging mir mächtig auf die Nerven, aber ich bewundere die Konsequenz dahinter, die auch in der Inszenierung aus spartanischen Kulissen und affektierten Dialogen steckt: Susanne Heinrichs „melancholisches Mädchen“ ist ein unbequemer Film. Beruhigende Identifizierungsmöglichkeiten suche ich hier vergebens.
„Das melancholische Mädchen“ gibt’s auch als DVD. Wenn ihr die Scheibe über unseren Amazon-Affiliate-Link* bestellt, bekommen wir bei einem Kauf über diesen Link eine Provision (das melancholische Mädchen hätte sicher etwas gegen diese Aufforderung zum Konsum, aber wir müssen nun mal Geld verdienen).
Dieser Artikel ist bereits in sehr ähnlicher Form zum DVD-Start im Januar 2020 erschienen.