„Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ läuft heute ab 20:15 Uhr mal wieder auf ProSieben. Wie in den zwei vergangenen Wochen haben wir darum einen älteren Text leicht überarbeitet und erneut veröffentlicht.
+++ Meinung +++
Seine Kritiker werfen J.J. Abrams gerne vor, dass er bei „Star Wars 7: Das Erwachen der Macht“ (2015) nicht genug Neues geliefert habe. Schon wieder kommt die Hauptfigur von einem Wüstenplaneten, schon wieder ein Todesstern: „Episode 7“, mit der „Star Wars“ 2015 ein spätes Kino-Comeback feierte (inklusive der alten Garde Harrison Ford, Carrie Fisher und Mark Hamill), sei eher Remake denn echte Fortsetzung. Wer so denkt, muss diesen Vorwurf konsequenterweise auch gegen „Star Wars 6: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ (1983) richten.
Recycelte Ideen
Oberaufseher George Lucas und sein Team aus Regisseur Richard Marquardt und Co-Drehbuchautor Lawrence Kasdan wussten bei „Star Wars 6“ nicht mehr so wirklich, wohin sie die Geschichte noch entwickeln sollen. Am besten lässt sich diese Ratlosigkeit vielleicht an Boba Fett zeigen: Was den coolen Kopfgeldjäger betrifft, entschieden Lucas & Co. nämlich irgendwann entnervt, ihn einfach in den Schlund des Sandmonsters zu schmeißen. So steht es im grandiosen Making-Of-Buch „Wie Star Wars das Universum eroberte“.
Der „Star Wars 6“-Plot mag streng genommen nicht der eines Remakes sein, da Weiterentwicklung passiert – mit dem Imperator etwa zeigte sich der Obermotz erstmalig in voller ikonischer Bösartigkeit und am wichtigsten Wendepunkt der Handlung erlöst Luke seinen Vater Darth Vader. Doch das Ideenrecycling ist trotzdem nicht zu übersehen:
Sind die Rebellen in „Star Wars 5: Das Imperium schlägt zurück“ auf einer spannenden Flucht, müssen sie in „Star Wars 6“ den nächsten Todesstern sprengen.
J.J. Abrams’ „Star Wars 7“ erinnert zu sehr an „Star Wars 4“? Ganz so weit weg davon ist „Star Wars 6“ halt auch nicht.
Das Problem ist Luke
Aber das wirkliche Problem ist weniger die Rahmenhandlung – es ist unser Held Luke Skywalker. In „Star Wars 5“ machte er einen (vollkommen nachvollziehbaren) Fehler: Er wollte seine Freunde in der Wolkenstadt vor Darth Vader retten, obwohl seine Ausbildung noch nicht fertig war. Was er wollte, stimmte nicht mit dem überein, was er hätte tun müssen.
Lukes interessanter innerer Konflikt aber ist in „Star Wars 6“ gelöst – es fällt also schwerer, sich mit der Hauptfigur zu identifizieren.
Der in sich ruhende Held weiß nun nämlich genau, was das Richtige ist: Er muss seinen Vater Vader erlösen. Luke weiß, was das Richtige ist – und zieht sein Ding wie geplant durch (dass Vader stirbt, statt für länger an die Seite seines Sohnes zu treten, ist für eine berührende Abschiedsszene gut, bleibt davon abgesehen aber ohne Nachwirkung, weil direkt danach das Happy End folgt. Erst Abrams und „Star Wars 8“-Regisseur Rian Johnson stellten mit Luke wieder etwas Interessantes an).
Klar: In „Star Wars 6“ ist es an Vader, eine Lektion zu lernen, nicht an Luke. Aber im Kontext der Filme 4 bis 6, die ja vor allen anderen Teilen in die Kinos kamen und ohne die anderen Episoden funktionieren müssen, ist Vader bzw. Anakin Skywalker nicht die Hauptfigur – er ist nicht die Figur, die uns Zuschauern am Herzen liegt.
Man könnte auch einwenden, dass Lukes Geschichte ja nun mal über drei Filme hinweg erzählt wird und wir im dritten Film halt nicht den interessantesten Teil davon sehen, weil der bereits im Mittelstück der Trilogie passiert ist und unser Held nun, da er seine Lektion gelernt hat, weiß, was zu tun ist.
Allerdings machen auch die anderen Helden Leia und Han in „Star Wars 6“ keine nennenswerte Entwicklung mehr durch. Sie dürfen sich halt endlich kriegen, da George Lucas nach „Star Wars 5“ entschieden hatte, dass Leia und Hans vormaliger Konkurrent Luke Geschwister sind – aber das war’s im Grunde. Harrison Ford erkannte dieses Problem und bat Lucas deswegen, Han Solo zu töten (aber dieser Wunsch wurde Ford erst über 30 Jahre später von J.J. Abrams erfüllt).
Trotzdem Liebe!
Was soll's. „Star Wars 6“ mag für mich der schlechteste Film der Originaltrilogie sein, weil die Helden hier nicht mehr nennenswert an sich selbst zu arbeiten haben (und mir außerdem die übertrieben lange Puppenshow in Jabbas Palast auf die Nerven geht), doch einen Vergleich mit den beiden jeweils auf ihre Art meisterhaften Vorgänger verliert man eben auch leicht.
Ich mag „Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ trotzdem. Ich liebe daran so einiges – vor allem, wie unverhofft das Gute hier triumphiert: Drollige Ewoks wollen unsere Helden erst fressen und helfen ihnen dann gegen das Imperium. Und ein bedrohlich schnaufender Cyborg entdeckt sein Herz wieder.
„Star Wars 6“ findet ihr wie alle anderen Filme der Reihe auch auf Disney+. Falls ihr den Streamingdienst über unseren Affiliate-Link abonniert, unterstützt ihr FILMSTARTS, da wir dann eine Provision bekommen (die aber keinen Einfluss auf den Preis hat).