Netflix zeigt in unterschiedlichen Ländern ein unterschiedliches Programm, da der Streamingdienst nicht für jeden Titel überall die Rechte hat – und manchmal unterscheidet sich das Programm auch deswegen, weil ein Staat eingreift.
Wie reuters und das Branchenmagazin Deadline berichten, hat die zuständige Behörde in der Türkei den Streamingdienst angewiesen, das Jugend-Drama „Cuties“ nicht zu zeigen, das in Deutschland und anderen Ländern am 9. September 2020 veröffentlicht wird.
Die Begründung hat mit dem Inhalt des Films zu tun, in dem die elfjährige Amy (Fathia Youssouf) mit ihrer Mutter und ihrem Bruder aus dem Senegal nach Paris zieht, wo sie einer Mädchen-Tanzgruppe beitritt. Die Mädchen geben sich sehr erwachsen und machen erste sexuelle Erfahrungen – eine neue Welt für die religiös erzogene Amy.
Ausbeutung von Kindern?
Die Türkei habe die Zensur damit begründet, dass „Cuties“ Bilder der Ausbeutung von Kindern zeige, wobei Ausbeutung hier wahrscheinlich in einem sexuellen Kontext zu verstehen ist. Das türkische Familienministerium hatte zuvor gesagt, der Film „könnte Kinder dazu verleiten, offen gegenüber Missbrauch zu sein und ihre psychosoziale Entwicklung beeinträchtigen“.
Netflix war schon früher einer Zensur-Aufforderung durch die Türkei nachgekommen, als eine Folge der Thriller-Serie „Designated Survivor“ offline genommen wurde, die einen fiktiven türkischen Präsidenten als Gegenspieler zeigt.
"Cuties" war bereits in den Schlagzeilen
„Cuties“ gehört zu den Filmen, die vor allem wegen der damit verbundenen Skandale bekannt sind (dabei soll der Film sehr gut sein, wie die Kritiken nach der Sundance-Premiere nahelegen). Als Netflix das Jugend-Drama mit einem – inzwischen zurückgezogenen – Poster bewarb, das die Mädchen in knappen, aufreizenden Outfits zeigt, wurde der Streamingdienst dafür in den Sozialen Netzwerken kritisiert:
Netflix-Skandal: Streaming-Dienst entschuldigt sich für halbnackte Kinder auf "Cuties"-Poster