+++Meinung+++
Um es gleich klarzustellen: Ich bin sehr sicher, dass man die Hulu-Serie „Normal People“ eigentlich nur hassen oder lieben kann. Ich habe mich ganz klar für die Liebe entschieden, auch wenn sie manchmal ziemlich anstrengend ist...
Und genau so lässt sich die Handlung von „Normal People“ beschreiben, wenn man nur wenige Worte benutzen will: „wunderschön“ und „anstrengend“. Hat man mehr Zeit und Platz – so wie ich hier – lässt sich das natürlich weiter ausführen. Bevor ich euch also erkläre, warum ihr euch die zwölfteilige Roman-Adaption ansehen solltet und was daran streckenweise so schwierig ist, erst einmal ein paar Worte zum Inhalt:
Darum geht es in "Normal People"
Marianne (Daisy Edgar-Jones) und Connell (Paul Mescal) lernen sich im letzten Jahr an der Schule kennen und lieben, obwohl sie eigentlich nicht viel gemeinsam haben. Während Marianne aus einer wohlhabenden, aber völlig unterkühlten Familie kommt und eine absolute Außenseiterin ist, ist Connell ein echtes Arbeiter-Kind mit einem großen Freundeskreis und einer liebevollen Mutter.
Die beiden beginnen eine leidenschaftliche Affäre, die Connell allerdings geheim halten will. So beginnt eine Beziehung, die sich über viele Jahre erstreckt, immer wieder an- und ausgeschaltet wird und von zahlreichen Missverständnissen überschattet ist, die letztlich vor allem entstehen, weil die beiden – aus unterschiedlichen Gründen – nicht wirklich offen über ihre Gefühle reden können.
„Normal People“ basiert auf dem gleichnamigen Roman von Sally Rooney.
Der Horrorfilm-Effekt: Warum rennen die Menschen in ihr eigenes Verderben?
Horrorfilm-Fans wissen, wovon ich spreche: Warum geht das potentielle Mord-Opfer in den Keller eines besessenen Hauses, wenn eigentlich völlig klar ist, dass das keine gute Idee ist? Der Zuschauer weiß schließlich, dass dort der Tod lauert. Wenn man vor „Normal People“ sitzt, möchte man Marianne und Connell mitunter schütteln und anschreien, dass sie doch einfach offen miteinander reden und endlich glücklich bis zu ihrem Tod zusammenleben sollen.
Doch das tun sie nicht. Dazu sind sie nicht in der Lage. Dabei sind sie augenscheinlich füreinander geschaffen. Die Fehler, die die Figuren machen, sind für den Zuschauer aber so nachvollziehbar, dass sie nahezu körperlich wehtun. Man spürt fast, wie das eigene Herz immer mehr Risse bekommt, wenn sich die beiden sehnsüchtig in die Augen blicken, während sie sich in völlig verschiedene Richtungen bewegen.
Und genau das passiert in jeder zweiten Folge und wiederholt sich immer wieder – und das ist wahnsinnig anstrengend. Was in anderen Serien einfach ein ziemlich furchtbares Stilmittel ist, vielleicht sogar ein No-Go, funktioniert hier trotzdem. Weil man Marianne und Connell kennenlernt und irgendwie versteht.
Darum ist "Normal People" so außergewöhnlich gut
Vielleicht fragt ihr euch, warum ihr eine Serie gucken sollt, die anstrengend ist und handlungstechnisch nur langsam voranschreitet? Die Antwort ist simpel: Die Figuren wachsen euch innerhalb weniger Folgen ans Herz und ihr wollt unbedingt sehen, wie die Sache endet.
Die Schauspieler, die vor „Normal People“ nur selten und in kleinen Rollen in Filmen und Serien zu sehen waren, sind perfekt ausgewählt, wunderschön anzusehen und harmonisieren zu 100 Prozent. Mit Sicherheit gehören die zahlreichen Sex-Szenen, die nie unrealistisch inszeniert sind, zu den ästhetischsten und intimsten die ich jemals auf einer Leinwand oder einem Fernsehbildschirm gesehen habe.
Und tatsächlich machen diese Punkte den Großteil der Faszination aus. Die Serie ist wie ein Sog, dem man nicht entkommen kann, genau wie Connell und Marianne sich niemals loslassen können, obwohl sie es vielleicht sollten. Und auch wenn genau diese Story vielleicht schon 100 Mal erzählt wurde und alles andere als neu ist, ist „Normal People“ eben doch einzigartig und unbedingt empfehlenswert.
„Normal People“ läuft in Deutschland auf dem Pay-TV-Sender StarzPlay, den ihr über Amazon Prime Video* abonnieren könnt. Außerdem kann die Serie über die StarzPlay-App für Android und iOS abgerufen werden.
*Bei dem Link zum Angebot von Amazon handelt es sich um einen sogenannten Affiliate-Link. Bei einem Kauf über diesen Link erhalten wir eine Provision.