Selbst wer in den vergangenen Monaten noch regelmäßig ins Kino gegangen ist, hat von Leonine („Knives Out“) wahrscheinlich noch nichts gehört. Aber der Verleih, der erst vor kurzem aus einem Zusammenschluss von unter anderem Concorde Film und Universum Film hervorgegangen ist, verwaltet aktuell die wohl größte Filmbibliothek im deutschsprachigen Raum überhaupt. Der Angriff auf den Kinomarkt muss dabei zwar wegen Corona wohl noch ein bisschen warten – aber fürs Heimkino werden die großen Pläne weiter umgesetzt.
So zum Beispiel mit „Home Of Horror“: Der Streaming-Abo-Service nur für Horror-Inhalte hat in den vergangenen drei Jahren zwar schon als Amazon Channel fleißig Abonnenten gesammelt, geht ab heute aber auch als eigene Plattform sowie App an den Start. Wie Netflix eben, aber nur für Horror – mit einem stattlichen Startangebot von etwa 400 Filmen und Serien, das im Wochen-Rhythmus weiter aufgestockt werden soll.
Einige Perlen – und viel Stoff speziell für Horror-Fans!
Wir haben das Programm schon mal vorab durchforstet – und zu unseren Favoriten, die bei FILMSTARTS allesamt vier oder mehr Sterne bekommen haben, zählen etwa die Vampir-Mockumentary „5 Zimmer Küche Sarg“ von „Thor 3“-Regisseur Taika Waititi, „Antichrist“ von Lars von Trier oder auch provokante Stoffe wie das „Maniac“-Remake mit Elijah Wood und die Horror-Anthologie „German Angst“.
German AngstAber gerade bei einem auf Horror-Enthusiasten zugeschnittenen Streaming-Service will man ja auch nicht immer nur die allerhöchste cineastische Qualität, sondern manchmal eben auch einfach nur möglichst blutigen Splatter oder einen schnellen Schocker für zwischendurch. Und gerade mit Direct-to-DVD-Produktionen aus diesen Bereichen ist „Home Of Horror“ besonders reichhaltig bestückt.
„Home Of Horror“ kostet 3,99 Euro im Monat – und das auch erst im Anschluss an eine 14-tägige kostenlose Probephase. Zugang gibt es ab heute auf dem Webportal HomeOfHorror.de sowie per „Home Of Horror“-App im Apple-Store. Die App für den Google Store befindet sich aktuell noch im finalen Abnahmeprozess, soll dann aber bereits in der zweiten Mai-Woche folgen. Für diejenigen unter euch, die sich ihr Streaming-Programm ohnehin vornehmlich auf Amazon zusammenstellen, bleibt der „Home Of Horror“-Channel weiterhin erhalten*.
Bei den Machern nachgehakt
Zum Start von „Home Of Horror“ haben wir auch direkt noch mal bei einem der Leonine-Verantwortlichen, nämlich dem Director Digital Sales & Development Danny Humphreys, nachgehakt. Schließlich versuchen auch wir gerade, uns für unsere in der aktuellen Situation natürlich noch einmal besonders umfangreiche Streaming-Berichterstattung einen möglichst guten Überblick über den Markt und seine Entscheider zu verschaffen – und zum anderen können wir euch so auch ein paar weitere Infos zu „Home Of Horror“ liefern, die über den üblichen Faktenkatalog aus der Pressemitteilung hinausgehen:
FILMSTARTS: Ihr startet mit „Home Of Horror“ am 1. Mai. War das schon immer der geplante Termin? Oder habt ihr den Termin jetzt wegen Corona und den wachsenden Streaming-Zahlen vorgezogen?
Danny Humphreys: Nein, das hat ehrlich gesagt gar nichts mit Corona zu tun. Wir wären gerne schon früher draußen gewesen, aber es hat einfach lange gedauert. Den Amazon Channel haben wir vor drei Jahren gestartet – das war für uns der erste Test, ob wir das überhaupt können, schließlich haben wir die Filme davor ganz klassisch im Kino, auf Blu-ray oder als Download vermarktet. Wir sind der größte Aggregator im deutschsprachigen Raum – was damit zu tun hat, dass wir von vielen kleineren Labels als Vertrieb genutzt werden. Wir haben also einen starken Katalog, den wir vermarkten wollen. Bei unseren neuen Plattformen haben wir uns komplett konträr zur Strategie von Netflix entschieden und setzen auf Nischen-Dienste.
Das lief dann so gut, dass wir schnell so viele Abonnenten hatten, dass wir unbedingt unsere eigene Plattform entwickeln wollten. Aber da muss man sich ja auch erst mal schlau machen – wie geht das technisch überhaupt und welche Anbieter gibt es da auf dem Markt. Viele der gängigen Lizenzprodukte bieten etwa nur wenige Anpassungsmöglichkeiten und sind oft technisch schon wieder veraltet. Deshalb haben wir jemanden gesucht und zum Glück auch gefunden, der uns die Plattform von Grund auf und ganz nach unseren Wünschen aufbaut.
Persönliche Kuration statt eines allmächtigen Algorithmus
FILMSTARTS: Dann kannst du mir die nächste Frage ja sicherlich leicht beantworten. Wo liegt denn jetzt der Vorteil für den User, wenn er vom Amazon Channel zu eurer eigenen Plattform wechselt? Der Preis ist ja derselbe…
Danny Humphreys: Funktionell sind die anderen Services ja super, da muss man nichts neu erfinden und die Standards bieten wir natürlich auch. Aber bei Amazon haben wir zum Beispiel wenig Einfluss auf das Erscheinungsbild, da läuft fast alles nach Algorithmen ab. Bei einer eigenen Präsenz bestimmen wir hingegen selbst, was oben steht, was besonders gefeatured wird.
So können wir nicht nur auf aktuelle Geschehnisse wie etwa den Tod eines Regisseurs eingehen, sondern auch die Filme gezielt pushen, die wir gerade deshalb eingekauft haben, weil wir sie im Team super finden. Wir haben den Service bei „Home Of Horror“ außerdem komplett auf den Horror-Nutzer angepasst. Beispielsweise rotiert eine Kreissäge, wenn man mal warten muss. Und bei der App kennzeichnet ein Blut-Spritzer, in welcher Kategorie man sich gerade befindet.
FILMSTARTS: Was sind denn für dich persönlich Geheimtipps, die vielleicht noch nicht jeder kennt, die man sich aber bei „Home Of Horror“ unbedingt mal ansehen sollte?
Danny Humphreys: Auf jeden Fall „Turbo Kid“ – das ist ein ziemlich abgefahrenes Teil! Ich mag solche zwar schon trashigen Filme, die einen aber trotzdem mit einer guten Handlung begeistern. Und ein Longtime Favorite von mir ist auch „It Follows“ [aus dem auch das Titelbild oben stammt], der den Horrorkennern sicherlich bekannt ist, aber der es absolut verdient hat, dass ihn auch noch ein breiteres Publikum für sich entdeckt.
FILMSTARTS: Euch ist ja schon dran gelegen, dass die Nutzer nicht alle nach der 14-tägigen Kostenlos-Phase direkt wieder kündigen. Kannst du uns schon mal zwei neue Titel aus den nächsten Monaten „spoilern“, für die sich das Dabeibleiben lohnt?
Danny Humphreys: Klar. Im Juni kommt der russische Horror-Blockbuster „Queen Of Spades: The Looking Glass“ – und im Juli der echt brutal fiese Slasher „The Furies“, der erst im vergangenen Herbst auf dem Fantasy Filmfest lief.
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