Zu Ostern gibt es im Fernsehen regelmäßig zahlreiche Spielfilm-Highlights. Und auch im Jahr 2020 ist das natürlich nicht anders. So hat das Erste zum Beispiel am Karfreitag (10. April) nicht nur den zweiten Teil von Florian Gallenbergers Weltkriegs-Film „Der Überläufer“ im Programm, sondern danach mit „Die Kinder der Villa Emma“ noch ein weiteres Historien-Drama.
„Die Kinder der Villa Emma“ feierte bereits 2018 TV-Premiere und läuft nun am Freitagabend um 21.45 Uhr im Ersten. Doch die Geschichte des Films ist nicht etwa nur vor einem historischen Setting, nämlich dem Nazi-Regime, angesiedelt, sondern basiert auf wahren Begebenheiten – denn die Villa Emma, um die es im Film geht, gab es wirklich.
Darum geht’s in "Die Kinder der Villa Emma"
Im Spielfilm von Nikolaus Leytner ist Sophie Stockinger als 14-jährige Jüdin Betty zu sehen, die im Frühjahr 1941 von ihrem Vater aus dem von Nazis besetzten Wien fortgeschickt wird. Mit anderen jüdischen Kindern soll sie von einer Hilfsorganisation nach Palästina gebracht werden. Doch der Weg in die Sicherheit ist für die Gruppe von Kindern und ihre Begleiter lang und beschwerlich und endet verfrüht in einem italienischen Städtchen.
Dort richten sie sich in einem leerstehenden Gebäude namens Villa Emma ein und können dort kurz zur Ruhe kommen, sogar wieder ein wenig Frieden und Freude finden. Doch der Krieg macht auch vor dem italienischen Dorf nicht halt…
Die Villa Emma in Nonantola bei Modena
Auch in Wirklichkeit haben jüdische Kinder Zuflucht in der Villa Emma gefunden, die, wie korrekt im Film erzählt wird, in der Nähe des Örtchens Nonantola steht. 1942/43 kamen dort 73 jüdische Kinder, deren Geschichte stellvertretend durch die Kinder im Film erzählt wird, auf ihrer Flucht vor den Nationalsozialisten Richtung Palästina unter. Die von Recha Freier gegründete Hilfsorganisation Kinder- und Jugend-Alijah, die im Film die Flucht der Kinder organisiert, gab es ebenfalls wirklich.
Achtung, es folgen Spoiler zum Film!
Ebenso beruht der Ausgang der Geschichte im Film auf historischen Tatsachen: Alle Kinder, die in der Villa Emma untergebracht waren, bevor sie erneut vor den Nazis fliehen mussten, überlebten und erreichten 1945 Palästina – bis auf einen Jungen, den aus Sarajevo stammenden Salomon Papo. Im Film wird er von Haris Begic gespielt. Salomon erkrankte an Tuberkulose und konnte mit der Gruppe nicht weiterziehen. Von einem Sanatorium aus wurde er über das Lager Fossoli nach Ausschwitz deportiert, was aus einer Transportliste vom März 1944 hervorgeht, wo er dann mutmaßlich ums Leben kam. Die Familien der Kinder wurden größtenteils ermordet.
Ebenfalls eine historische Figur ist u. a. Josef „Joško“ Indig, der die Kinder auf ihrer Flucht begleitete und während der Unterbringung in der Villa Emma als Bezugsperson und Lehrer fungierte. Im Film wird er von Ludwig Trepte gespielt.
Als Berater bei der Produktion von „Die Kinder der Villa Emma“ fungierte mit Ari Rath ein Zeitzeuge, der selbst von einem ähnlichen Kindertransport wie dem im Film gezeigten von Wien nach Palästina gebracht wurde.
Die Villa Emma gibt es übrigens heute noch. Beinahe verfallen, wurde sie in den 80er Jahren restauriert und befindet sich aktuell in Privatbesitz.
„Die Kinder der Villa Emma“ läuft am Karfreitag um 21.45 Uhr im Ersten.