+++ Meinung +++
Eine „Star Wars“-Serie über einen mandalorianischen Kopfgeldjäger, dessen Gesicht wir nicht sehen? Das klingt keineswegs nach einer Geschichte, die für ein Publikum ansprechend wäre, das sich nicht jeden Tag gedanklich in der weit, weit entfernten Galaxis aufhält. Bei „The Mandalorian“ aber ist Showrunner Jon Favreau das Kunststück gelungen, sowohl Neueinsteiger mitzunehmen, als auch Hardcore-Fans mit vielen Anspielungen zu verzücken.
Weltraum-Western
„The Mandalorian“ spielt fünf Jahre nach „Star Wars 6: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“, als das Imperium zwar besiegt ist, jedoch nach wie vor in Splittergruppen aktiv. Diese zeitliche Einordnung ist aber gar nicht so wichtig: In der ersten Folge sehen wir, wie der titelgebende Kopfgeldjäger (Pedro Pascal) in eine Spelunke geht, zu allerhand finsteren Gesellen, um einen Auftrag zu erledigen. Das versteht jeder, der schon mal einen Western geschaut hat.
Der einsame, schweigsame Held, dessen Gewissen sich schon bald regt, streift durch gefährliche Gebiete, wo jeder nur dem eigenen Blaster vertraut: Zwar hat George Lucas in seiner Sternenkriegs-Saga von Anfang an Einflüsse des Western-Genres verarbeitet. Doch hinsichtlich Inhalt und Ästhetik war „Star Wars“ noch nie so sehr Western wie in „The Mandalorian“.
Kurz – und mitunter sehr lustig
In Zeiten, wo Serien pro Folge gerne mal eine Stunde dauern, ist „The Mandalorian“ geradezu knackig: 30 bis 40 Minuten dauert eine Episode. Das ist ein großer Vorteil für alle, die angesichts der vielen Serien auf der Watchlist eh schon kaum hinterherkommen – und vor allem habe ich bei „The Mandalorian“ im Unterschied zu anderen Serien nie das Gefühl, dass die Macher hier einen Plot auswalzen, damit die Streaming-Kunden ihr Abo verlängern oder – wie bei Fernsehserien – genug Werbung reinpasst.
„The Mandalorian“ hat eine knackige Laufzeit – und viel Komik! So wortkarg sich der Mandalorianer gibt und so ruppig die Gesellen sind, mit denen er zu tun hat, so lustig wird’s mitunter – und Humor ist ja bekanntlich eine Sprache, die nicht nur „Star Wars“-Fans sprechen (man kann sogar argumentieren, dass manche „Star Wars“-Fans sie besonders wenig verstehen).
Der Mandalorianer schafft es trotz Helm, absurde Momente mit einem WTF?-Gesichtsausdruck zu quittieren, und die mit großem Abstand lustigste, putzigste Figur ist in ihrem Ausdruck ebenfalls beschränkt, dafür aber umso witziger.
Ein Nerd-Fest
Trotz seiner Zugänglichkeit ist „The Mandalorian“ aber auch eine Serie, in der sich „Star Wars“-Fans über ober-nerdige Anspielungen freuen können wie eine Horde Wookies am Life Day. Showrunner Jon Favreau („Der König der Löwen“-Remake) und sein ebenfalls maßgeblich verantwortlicher Kollege Dave Filoni („The Clone Wars“) sind selbst dermaßene Nerds, dass sie die folgenden Dinge eingebaut haben:
Willrow Hoods Eismaschine, den Amban Phase-Pulse Blaster aus dem „Holiday Special“ sowie einen waschechten Devaronianer als sprechende Nebenfigur!
Sagt euch alles nichts? Kein Problem, und viel Spaß mit „The Mandalorian“. Sagt euch was? Umso besser – und viel Spaß mit „The Mandalorian“!
Die ersten zwei Folgen der neuen „Star Wars“-Serie gibt es seit dem 24. März 2020 bei Disney+. Die dritte Folge erscheint dann am 27. März. Anschließend geht es im Wochenrhythmus weiter.