„‚Narziss und Goldmund‘ ist das ‚Game Of Thrones‘ der 30er Jahre.“ Mit diesem knackigen Zitat von Regisseur Stefan Ruzowitzky im Gepäck kehrte Carsten Baumgardt im September 2018 von seinem Besuch am Set von „Narziss und Goldmund“ zurück.
Als wir Ruzowitzky anderthalb Jahre später zum Interview im Berliner Hotel Mandala am Potsdamer Platz treffen, sprechen wir ihn natürlich erneut auf diese Aussage an. Und nachdem wir „Narziss und Goldmund“ mittlerweile gesehen haben, wollen wir genau wissen, wie er das damals gemeint hat – und ob er tatsächlich Parallelen zwischen den Werken von Hermann Hesse und George R.R. Martin sieht.
FILMSTARTS: Ein Kollege von mir war damals am Set und seitdem geistert ein Zitat von dir durch die Redaktion: „‚Narziss und Goldmund‘ ist das ‚Game Of Thrones‘ der 30 Jahre.“ Ich glaube, du hast das damals darauf bezogen, dass beides fiktive Geschichten sind, aber war „Game Of Thrones“ auch eine stilistische Inspiration?
Stefan Ruzowitzky: Nein, war es nicht. Aber ich fand es lustig, dass wir bei Testvorführungen gemerkt haben, dass das jüngere Publikum „Game Of Thrones“ als das verbindliche Bild des Mittelalters ansieht und dann über „Narziss und Goldmund“ sagt, dass das für Mittelalter ganz schön bunt ist, weil es bunter als „Game Of Thrones“ ist. Bei einem jungen Publikum muss mal also schon damit rechnen, dass die das als Messlatte anlegen.
Man kann aber durchaus eine Parallele herstellen: Mein Konzept war, dass ich eine ganze Welt und ein ganzes Leben zeigen will, es gibt Frühling, Sommer, Herbst und Winter, es gibt großes Drama, etwa Lustiges und etwas Tragisches und alles, was so zum Leben dazugehört.
Und das ist auch der Reiz von „Game Of Thrones“. Wenn man sich das anschaut, dann versinkt man in einer fremden Welt und gerade das, was wir gemacht haben, ist ja kein Historiendrama, das irgendwie zeitlich und geographisch verortet ist, sondern war schon von Hesse nur ein Hintergrund für die Erörterung dieser großen philosophischen Gedanken.
Und wenn man so möchte, gibt es auch in „Narziss und Goldmund“ ein Fantasy-Element. Ich würde einen historischen Film, der im Mittelalter angesiedelt ist, natürlich auch düsterer, gewalttätiger und dreckiger machen.
Sind Literaturverfilmungen "Degradierung und Barbarei"?
FILMSTARTS: Es gibt von Hermann Hesse das berühmte Zitat, dass Literaturverfilmungen eine „Degradierung und Barbarei“ seien sollen. Warum also ausgerechnet Hesse?
Stefan Ruzowitzky: Weil das eines der prägendsten Bücher meiner Teenagerzeit war, so eine erste große literarische Liebe, und ich dann natürlich nicht widerstehen konnte, als mir das angeboten wurde. Aber es ist halt auch ein toller Filmstoff, weil es trotz aller philosophischen Inhalte, eine richtig süffige, sinnliche Geschichte ist, in der dramatische Dinge passieren, in der große Fragen verhandelt werden, aber nicht nur theoretisch, sondern so, dass man auch sieht, was das fürs Leben bedeutet.
Und Barbarei: Eine Freundin hat mir ein T-Shirt geschickt, auf dem steht „Aber das Buch war besser!“ Es ist schon klar, eine Verfilmung ist eine Interpretation, denn man muss eingreifen, wenn man den Stoff in ein anderes Medium überträgt. Und zusätzlich, wenn man den Stoff in eine andere Zeit überträgt. Zwischen Buch und Film liegen 90 Jahre und ein heutiges Publikum interpretiert Dinge anders, Symbole bekommen eine andere Bedeutung.
Eine Freundin hat mir ein T-Shirt geschickt, auf dem steht 'Aber das Buch war besser!'
Es ist eine gute Voraussetzung, dass ich die Vorlage liebe und dem Ganzen mit großem Respekt gegenüberstehe. Aber gerade, weil ich „Narziß und Goldmund“ liebe und großen Respekt davor habe, muss man auch eingreifen, harte Schnitte machen und Sachen verändern.
Denn sonst funktioniert es nicht und sonst hat man das Problem von vielen Literaturverfilmungen: Die Adaption ist nur ein Defizit. Man merkt, dass die Macher versucht haben, alles reinzupacken, und das war dann doch zu viel und darum wird man dann gar keinem Aspekt gerecht.
Bei „Narziss und Goldmund“ kann man sagen: Das sind die Elemente der Geschichte, die mir persönlich wichtig sind. Das ist keine allgemeine Wahrheit und mir ist klar, dass ein anderer Filmemacher eine andere Auswahl getroffen hätte. Aber mit diesen Elementen setze ich mich dann auch wirklich auseinander. Dafür lasse ich andere Sachen ganz aus oder ändere sie radikal.
Übrigens: die oben erwähnte Freundin hat nach der Premiere gesagt, ich soll das T-Shirt wegschmeißen.
FILMSTARTS: Eine große Änderung ist ja zum Beispiel die Erzählstruktur, denn ab einem gewissen Punkt wird „Narziss und Goldmund“ dann in Rückblenden erzählt. Was war der Gedanke dahinter?
Stefan Ruzowitzky: Das hängt sicherlich auch damit zusammen, dass für mich der Aspekt der Freundschaft im Vordergrund steht, „Narziss und Goldmund“ ist der Film über eine große Freundschaft beziehungsweise Liebe. Aber wenn ich einen Film über eine große Freundschaft erzähle und der eine Freund anderthalb Stunden nicht vorkommt, ist das problematisch.
Im Buch ist Narziss nur ganz am Anfang und ganz am Ende da. Ich habe ein paar frühere Drehbuchentwürfe gelesen, und da war das immer das Hauptproblem. Da war das dann teilweise so, dass sie Briefe geschrieben haben oder dass man Narziss eine andere Agenda dazu gedichtet hat und er irgendwelche Kämpfe mit einem Fürsten hatte und so. Das hat dann alles sehr weit weg von Hesse geführt.
Es ist schon wichtig, dass die zwei lang getrennt sind und dann irgendwann wieder zusammenkommen und nicht zwischendurch immer Briefchen schreiben und Goldmund weiß, dass er jederzeit wieder zurück ins Kloster kann, wenn es zu heiß wird.
Mit dieser Rückblendenstruktur habe ich das ganz gut in den Griff bekommen, dass wir die Figur Narziss immer präsent haben. Dass er sozusagen seinen Senf dazugeben kann, zu all den Dingen die Goldmund widerfahren und dass man die Freundschaft und Nähe der beiden sieht.
FILMSTARTS: Die Dialoge in „Narziss und Goldmund“ kamen mir sehr modern vor, sind allerdings bei genauerem Hinsehen ziemlich nah am Originaltext von Hermann Hesse. Woran liegt das? Sind die Dialoge so zeitlos? Oder liegt das an der modernen Adaption?
Stefan Ruzowitzky: Es ist wohl eine Mischung. Wir haben auch bei Kostüm und Ausstattung kleine Anachronismen dazugeschummelt, quasi Hinweisschilder, die zeigen: Heute wäre das, was wir hier sehen, ein Rave oder Ecstasy oder ein Künstlerloft. Es sind keine wirklichen Anachronismen, alles, was in „Narziss und Goldmund“ passiert, hätte damals so passieren können. Bei manchen Sachen weiß man aber, dass es wahrscheinlich nicht so war.
Heute wäre das, was wir im Film sehen, ein Rave oder Ecstasy oder ein Künstlerloft.
Und das fand ich dem Original angemessen und entsprechend. Für mich ist der Schlüssel bei historischen Stoffen, dass man ein Gesamtbild schafft, das in sich stimmig ist. Und dazu gehört auch die Sprache und da ist die Ausgangsbasis natürlich die Sprache von Hesse.
Teilweise habe ich Zitate ein bisschen mundgerechter umformuliert, aber ich habe schon versucht, möglichst viel aus dem Buch direkt zu verwenden und habe mich immer gefreut, wenn ich irgendwelche hehren Dichterworte einer Figur in den Mund legen konnte, von der man es nicht erwartet.
(Homo-)Sexualität und der männliche Körper im Mittelpunkt
FILMSTARTS: Zwischen Narziss und Goldmund gibt es eine homosexuelle Beziehung oder Spannung, die im Film ein bisschen deutlicher wirkt als in der Vorlage. Woran liegt das das?
Stefan Ruzowitzky: So undeutlich ist es in der Vorlage nicht, aber man überliest es ein bisschen. Es gibt im Buch einen großen, mehrseitigen Dialog und der letzte Satz davon ist: „Du träumst von Mädchen, ich träume von Jünglingen“ – was eigentlich ein Coming Out ist, würde man heutzutage sagen.
Aber im Film wird sicherlich deutlicher, was für ein großer, emotionaler Kampf das für Narziss ist. Man sieht, wie er darunter leidet, dass er Goldmund liebt, obwohl er glaubt, dass er nur Gott lieben darf, und obwohl er sich alle Gefühle und Sexualität überhaupt verbieten möchte. Und dann muss er ihn auch noch wegschicken, weil er ihn liebt und das macht sehr viel mit dieser Figur, es macht sie spannend und emotional und man kann mit ihr leiden.
Und dann kommt Goldmund zurück und sofort sind alle Gefühle wieder da und das sind wunderschöne Szenen. Und das ist im Buch sicherlich weniger deutlich. Aber die prinzipiellen Verweise, dass Narziss, wenn er sich denn Gefühle und Sexualität erlauben würde, homosexuell wäre, gibt es auch im Buch.
FILMSTARTS: Sehr deutlich fällt an „Narziss und Goldmund“ auf, dass hier ein Mann und ein männlicher Körper in den Mittelpunkt gerückt wird, der immer wieder als schön bezeichnet wird. War das eine bewusste Subversion der Kino-Konventionen, bei denen normalerweise Frauen objektiviert werden? Und wäre das vor zehn Jahren, vor der #metoo-Bewegung, auch schon so möglich gewesen?
Stefan Ruzowitzky: Ich glaube, das hat viel damit zu tun, dass Homosexualität heutzutage nicht mehr so geächtet ist, dass alle schreiend davonlaufen. Und ich glaube auch, dass es mit dieser ganzen Bro-Kultur zusammenhängt, dass sich auch Männer anfassen und umarmen und küssen dürfen, ohne dass das was „bedeutet“. Dass es da auch eher mal vorkommen kann, dass sich der eine Bro vielleicht ein bisschen mehr wünschen würde, was der andere Bro aber nicht zu geben bereit ist, ist klar.
Alles was mit Liebe und Sexualität zu tun hat, ist heutzutage immer noch fürchterlich schwierig, aber man kann mit solchen Sachen etwas lockerer umgehen. Und ich kann meinem Bro sagen, wenn er denn ein wirklicher Freund ist: „Es tut mir leid, bleiben wir gute Freunde, aber das machen wir lieber doch nicht.“ Das hätte man vor 20 Jahren noch nicht so locker erzählen können.
Unterhaltungskino bedeutet halt auch, dass man seine Stars gut verkauft.
FILMSTARTS: Aber war es denn die Intention, hier mal den Spieß umzudrehen? Wo sonst Frauen auf ihr Äußeres beschränkt werden, hier mal Goldmund in diese Position zu rücken? Goldmund wird zwar nicht nur auf sein Äußeres beschränkt, aber es fällt auf, dass „schön“ das Erste ist, was jeder über ihn sagt...
Stefan Ruzowitzky: Das ist vor allem wichtig dafür, dass die Geschichte funktioniert. Er ist ein wahnsinnig hübscher Mensch, in den sich jeder sofort verliebt. Deswegen habe ich auch Jannis Niewöhner besetzt und deswegen wird sein gutes Aussehen in dem Film auch zelebriert. Der Grund dafür ist also vor allem die Geschichte, abgesehen von den Schauwerten, die das natürlich auch bringt.
Und es hängt auch ein mit einer anderen Sache zusammen: Mein Anspruch, großes Unterhaltungskino zu machen, bedeutet halt auch, dass man seine Stars gut verkauft. Ich sage also nicht: Das sind Schauspieler, die spielen ihre Rolle und alles andere interessiert mich nicht. Ich will, dass sich mein Publikum auch in Goldmund verliebt. Und es soll am Schluss weinen, weil es sich in ihn verknallt hat. Und es soll mit Narziss fühlen und nachempfinden, was er verloren hat.
Hollywood Made in Europe
FILMSTARTS: Schon beim Interview zu deinem Film „Cold Blood“ haben wir damals über die Unterschiede zwischen europäischen Filmen und Hollywood-Filmen gesprochen. Jetzt sind noch mal ein paar Jahre mehr ins Land gegangen und du hast noch ein paar Filme mehr auf beiden Seiten des Atlantiks gemacht. Wie erlebst du die Unterschiede zwischen den beiden Systemen? Wie entstehen die Filme? Welche Rolle spielt das europäische Fördersystem?
Stefan Ruzowitzky: Es ist in Amerika schon ein hartes Brot, weil alles sehr von den Stars abhängt. Ich hatte mal ein kleines Arthouse-Projekt, in dem es um die russischen Zaren ging und bei dem Tilda Swinton an Bord war! Man sollte meinen, dass Tilda Swinton im Arthouse-Bereich wirklich ein großer Name ist, doch es hieß, dass das nicht reicht und dass man nur versuchen müsste, noch ein, zwei andere große Namen zu bekommen. Und das ist schon Irrsinn, da geht es kaum mehr um die Qualität des Drehbuchs, sondern nur noch um die Starpower.
Europa ist nicht vergleichbar mit dem Irrsinn, den ich in Amerika erlebt habe.
Bis zu einem gewissen Grad gibt es das hier auch, man muss also schon auch bei Förderern sagen, was das Besetzungskonzept ist. Das war zum Beispiel bei „Die Hölle - Inferno“ so, da hieß es: Ihr habt eine No-Name-Hauptdarstellerin und das ist auch okay, aber dann wollen wir jemand wie Tobias Moretti und große Namen drumherum. Aber trotzdem ist es nicht vergleichbar mit dem Irrsinn, den ich da in Amerika erlebt habe.
FILMSTARTS: An „Narziss und Goldmund“ waren mehr als ein gutes Dutzend Filmförderungsanstalten aus verschiedenen europäischen Ländern beteiligt. War die Entstehung denn hier auch mit Klinkenputzen verbunden?
Stefan Ruzowitzky: Gott sei Dank muss ich das ja nicht machen, deswegen habe ich mich nie darauf eingelassen selbst zu produzieren. Es sind sehr viele Förderanstalten, die beteiligt sind, was die Sache dann auch nicht einfacher macht. In der Regel sind das Regionalförderungen, bei denen man das Geld dann auch vor Ort wieder ausgeben muss.
Das habe ich immer wieder bei Projekten. Da springt ein Crewmitglied ab und dann braucht man irgendein anderes Crewmitglied aus diesem Bundesland um den verlangten Fördereffekt zu erzielen. Und das sind manchmal sehr demütigende Kuhhandel, manchmal kommt es aber natürlich auch zu tollen Lösungen, weil man auf Leute aufmerksam wird, die man gar nicht so auf dem Schirm gehabt hat.
Und es reden dann halt auch viele Leute mit und das ist schon eher das, womit ich ein Problem habe. Bei großen Projekten hat man sehr viele Leute, die mit investieren und dann das Bedürfnis haben, auch eine Meinung zu äußern. Ich denke mir oft, dass es doch eine Qualität ist, die künstlerische Vision eines Regisseurs zu erhalten, und dass doch wohl niemand gesichtslose Komitee-Filme möchte.
FILMSTARTS: Im bestmöglichen Fall sorgt das aber dafür, dass ein Film so toll aussieht wie „Narziss und Goldmund“, würde ich mal vermuten. Sind solche großartigen Bilder nur mit dem Geld möglich, das man durch das Fördersystem zusammenbekommt?
Stefan Ruzowitzky: Ach, ich würde schon behaupten, dass das auch sehr viel gute Planung ist, Gerade bei Naturaufnahmen. Mein Kameramann Benedict Neuenfels hat hat vorher überall Sonnenstands-Scouts hingeschickt, die stündlich Fotos gemacht haben. Da hat man dann gesehen, um welche Uhrzeit man den doppelten Schauwert bekommt, weil es dann wirklich richtig geil ausschaut, während es ein paar Stunden später flach und langweilig wirkt.
Es war von Anfang an geplant, dass das großes Unterhaltungskino wird, mit großen Schauwerten, aber abgesehen davon, dass ich behaupten würde, dass wir noch mehr draus gemacht haben, als das Budget eigentlich hergibt, kostet das natürlich Geld, ja.
Man braucht Komparsen und man braucht Kostüme für Komparsen. Wenn man einen Film dreht, der im heutigen Berlin spielt, dann stellt man sich irgendwo ans Eck und hat das Bild voll mit Leben. Bei einem historischen Film im Mittelalter muss jedes bisschen Leben erzeugt und mit Requisiten, Kostümen und Komparsen teuer bezahlt werden.
FILMSTARTS: Mir sind häufig visuelle Parallelen innerhalb des Films aufgefallen. An einer Stelle sehen wir etwa die Tonsur von Goldmund, der sich zuvor kasteit hat, dann gibt es eine Überblendung und wir sehen dieselbe Tonsur viele Jahre später. Gehörten die von Anfang an zum Konzept oder war das eher eine spontane Idee?
Stefan Ruzowitzky: Nein, so Sachen wie das mit der Tonsur sind natürlich nicht ganz zufällig entstanden. Darüber freuen sich die Zuschauer auch, wenn sie merken, dass sich jemand was überlegt hat. Man sieht an der Tonsur, dass Narziss ins Kloster geht, was mit Blut und Schmerzen verbunden ist, und nach dem Schnitt zeigt die Tonsur dann, dass Zeit vergangen und er mittlerweile Abt geworden ist.
Stefan Ruzowitzkys Zukunft
FILMSTARTS: Thema zukünftige Filme: Ich habe ein paar Projekte gefunden, mit denen du in Verbindung gebracht wirst, etwa den Historienfilm „The Kitchen Boy“ oder das Horror-Remake „Alone“. Welches Projekt ist denn das konkreteste? Und passend dazu: Bleibst du erstmal hier in Europa oder gehst du wieder zurück nach Hollywood?
Stefan Ruzowitzky: Das konkreteste Projekt heißt „Hinterland“, das habe ich letztes Jahr gedreht mit Murathan Muslu, Liv Lisa Fries, Matthias Schweighöfer und Max von der Groeben. Das ist ein bisschen ein Experiment: Wir haben den ganzen Film in der Blue-Box gedreht. Der Film spielt 1920 und hat genau wie „Das Cabinet des Dr. Caligari“, der damals ins Kino gekommen ist, diese expressionistisch-verzerrten Dekorationen, nur eben digital.
Die Hauptfigur kommt zurück in eine Welt, die sie nicht mehr versteht, und in der alles schief und aus dem Lot geraten scheint, und wir bauen ihr passend dazu fantastische expressionistische Hintergründe. Das sieht jetzt schon sensationell aus, das wird spannend und war von der Arbeit auch sehr speziell, weil du immer nur die Schauspieler in einer blauen Hölle stehen hast.
FILMSTARTS: Das ist durchaus auch was Neues für dich oder? Bei „Narziss und Goldmund“ sind mir im Abspann nicht viele Leute aufgefallen, die an den Effekten gearbeitet haben.
Stefan Ruzowitzky: Der tollste Effekt in „Narziss und Goldmund“ ist tatsächlich der Kastanienbaum, denn der ist digital. Oder genauer gesagt eine Mischung: Bis 1,20 stand der Baum tatsächlich als Requisite da, damit sich Sabin Tambrea daran anlehnen kann, aber alles drüber ist dann digital. Und die verschiedenen Jahreszeiten ließen sich auf Knopfdruck umstellen.
„Narziss und Goldmund“ ist seit dem 12. März 2020 in den deutschen Kinos zu sehen.