Satte 15,3 Milliarden Dollar gab Netflix bereits 2019 für neue Inhalte aus, doch 2020 soll das laut einer Vorabeinschätzung der Wall-Street-Analysten von BMO Capital Markets noch einmal überboten werden: 17,3 Milliarden Dollar werden 2020 demnach in neue Inhalte fließen – das sind die Ausgaben für Content, also allen voran für Filme und Serien.
Dazu zählen aber auch andere Inhalte wie die bei Netflix immer beliebteren und erfolgreicheren Reality-Formate oder Stand-Up-Comedy-Specials. Inbegriffen ist das Geld für die Macher dahinter. Selbst bei einer buchhalterischen Gewinn- und Verlustrechnung sollen die reinen Content-Ausgaben für 2020 noch 11,1 Milliarden Dollar betragen.
Netflix macht große Schulden
Wegen der riesigen Ausgaben ist Netflix auf fremdes Geld angewiesen. Die Schulden des längst nicht profitabel agierenden Unternehmens betragen aktuell angeblich schon 13,5 Milliarden Dollar. Die Wall-Street-Experten sehen trotzdem noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht und gehen davon aus, dass mindestens die nächsten sechs Jahre die Ausgaben für neue Inhalte jährlich weitere Rekord-Höhen erreichen.
Netflix haut aktuell so viel Content raus wie noch nie. Allein im 4. Quartal 2019 sollen 802 Stunden an originalem (!) Content auf der Streamingplattform erschienen sein, also nur Inhalte, die von Netflix selbst oder für Netflix exklusiv produziert wurden – wie zum Beispiel „The Irishman“, „6 Underground“ und „The Witcher“. Darin eingerechnet sind noch nicht die erworbenen Lizenzen für die Ausstrahlung von vorher bereits anderswo gezeigten Serien und Kinofilmen.
Keine Chance für Disney+?
Netflix dürfte so viel investieren, weil das Unternehmen klar den Anspruch hat, den Status als beliebteste und erfolgreichste Streamingplattform auszubauen und eine marktdominierende Stellung zu erreichen. Da Amazon Prime Video zwar auf dem Papier noch der größte Konkurrent ist, dort das Streaminggeschäft aber am Ende nur ein Mittel ist, um das Hauptgeschäft (Versand aller möglichen Artikel) weiter anzukurbeln, gilt Disney+ als eigentlicher Konkurrent von Netflix.
Dass aber selbst das mächtige Maushaus es schwer haben dürfte, Netflix das Wasser zu reichen, zeigt ein Blick auf die Ausgaben dort: Es wird erwartet, dass Disney 2020 rund eine Milliarde Dollar für neue Inhalt investiert. Das ist eine im Vergleich zu den Netflix-Zahlen fast schon kleine Zahl (wobei Disney den Vorteil hat, bereits viele bekannte und beliebte Filme im Katalog zu haben).
Dahin fließt das Geld von Netflix
Die höhere Summe lässt sich aber auch noch dadurch erklären, dass Netflix im Gegensatz zu Disney viel Geld ausgibt, um Personen und Firmen exklusiv an sich zu binden. Bereits 2018 machte zum Beispiel der Deal mit Michelle und Barack Obama Schlagzeilen. Sie produzieren nun Inhalte für Netflix, gerade schon erstmals gekrönt mit einer Oscarnominierung für die Doku „American Factory“.
Zuletzt sorgte auch der Vertrag mit den „Game Of Thrones“-Machern David Benioff und D.B. Weiss für viel Aufsehen. Sie bekommen in Zukunft angeblich 200 Millionen Dollar, um Stoffe für Netflix zu entwickeln. Und die von ihnen so erdachten Serien und Filme müssen dann natürlich auch noch mal finanziert werden.
Auch für Comedy-Stand-Up-Specials soll Netflix sehr spendabel sein. Jerry Seinfeld bekam angeblich 100 Millionen Dollar, Eddie Murphy 70 Millionen Dollar sowie Chris Rock und Ricky Gervais je 40 Millionen Dollar, um nur einige der kursierenden, nicht bestätigten Zahlen zu nennen.
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