Schon länger gibt es Plex als digitalen Medienserver, mit dem ihr zum Beispiel selbst aufgenommene Videos mit euren Freunden teilen und Internet-Videos aus diversen Sparten genießen könnt. Doch nun steigt Plex auch ins Film-Streamingbusiness ein. Kann man dort Netflix, Amazon Prime und Co. Konkurrenz machen? Aktuell noch nicht...
Kostenlos, aber Werbung
Der Vorteil, mit dem Plex direkt wirbt: Der Dienst kostet grundsätzlich erst einmal kein Geld: Plex ist also kostenlos. Statt über Gebühren der Nutzer finanziert man sich über Werbung. So gibt es zu Beginn jedes Films einen kurzen Spot, daneben wird auch der Film selbst mehrfach von gleich mehreren Spots unterbrochen. Es ist also im Endeffekt wieder wie einen Film im guten, alten Free-TV zu schauen (allerdings zugegeben mit deutlich niedrigerem Werbeanteil).
Zusätzlich zum kostenlosen Angebot gibt es übrigens auch eine kostenpflichtige Premium-Mitgliedschaft (4,99 € im Monat, 39,99 € im Jahr oder 119,99 € lebenslang), die Funktionen, wie eine Möglichkeit, offline zu streamen, liefert.
Unkomplizierte Anmeldung
Ein definitiver Vorteil ist die unkomplizierte Anmeldung, die nur Sekunden dauert. Wer ein Google- oder ein Facebook-Konto hat, kann sich mit dem direkt anmelden, auch das Anlegen eines neuen Accounts geht schnell – vor allem müssen außer der E-Mail-Adresse überhaupt keine Daten hinterlassen werden. Man kann also direkt mit dem Streamen loslegen.
Nicht alle Filme, aber die meisten, die wir getestet haben, waren dabei in HD-Qualität zu finden. Die App von Plex gibt es für die meisten gängigen Geräte und Plattformen.
Maues Angebot
Dass Plex allerdings noch weit von einer Alternative zu Netflix weg ist, liegt am sehr spärlichen Angebot, mit dem man in Deutschland startet. Moderne Blockbuster oder hochwertige Eigenproduktionen darf man bei einem kostenlosen Angebot sicher nicht erwarten, aber selbst mit dieser reduzierten Erwartung fällt das Startangebot enttäuschend aus. Von einem beträchtlichen Teil der Filme, die uns angezeigt wurden, haben selbst wir noch nicht viel gehört (und eine kurze Recherche lässt uns vermuten, dass das einen guten Grund hat).
Wie dieser Screenshot zeigt, liegt kurz vor Weihnachten der Fokus bei Plex auf Filmen zum Fest. Daneben sind aber immerhin ein paar Perlen zu entdecken. Ins Auge sticht so Sergio Corbuccis grandioser Western-Klassiker „Django“, zudem konnten wir unter anderem noch John Carpenters „Dark Star“, Sam Peckinpahs „The Deadly Companions“, Abel Ferraras „China Girl“, Werner Herzogs „Fitzcarraldo“ und John Hustons „Beat The Devil“ entdecken. Alles aber Filme, die schon das ein oder andere Jahrzehnt älter sind.
Als Highlight aus der „jüngeren Vergangenheit“ fanden wir bei einem kurzen Überblick eigentlich fast nur die relativ unbekannte Komödien-Perle „Humpday“ von 2009. Für Fans japanischer Trash-Action gibt es zudem noch „Ghost Squad“ aus dem Jahr 2018 von „The Machine Girl“-Macher Noboru Iguchi. Zudem erspähten wir noch das koreanische Drama „Our Body“, das 2018 auf einigen Festivals mit viel Lob bedacht wurde und unseres Wissens noch nirgends in Deutschland veröffentlicht wurde.
Allerdings ist die Möglichkeit, das Programm zu durchsuchen, aktuell noch eingeschränkt und sehr unkomfortabel, sodass es durchaus noch weitere neuere Perlen geben mag. Das US-Angebot des Dienstes ist übrigens deutlich umfangreicher.
Erst einmal keine deutsche Sprache
Ein großes Problem für viele User dürfte daneben sein: Es gibt aktuell keine deutsche Sprache. Während einige Cinephile bei alten Hollywood-Klassikern zwar gerne ohnehin auf die Originalfassung zurückgreifen dürften und man vielleicht auch den Italo-Western „Django“ noch in Englisch schauen kann, schließt das nicht nur ein Mainstream-Publikum komplett aus.
Denn wer oben bei der Erwähnung des koreanischen Dramas „Our Body“ dachte, dass sich dann für die Entdeckung einer möglichen Perle zumindest ein Account lohnt, den müssen wir enttäuschen. Denn „Our Body“ gibt es nur in der koreanischen Originalfassung – noch komplett ohne Untertitel. Da dürften die meisten von unseren Lesern wie wir dann nicht mehr so viel verstehen.
Erstes Fazit & Ausblick in die Zukunft
Aktuell ist Plex mit diesem mauen Angebot in englischer Sprache noch weit entfernt davon, eine Alternative für Netflix und Co. zu sein. Wer einen bestimmten älteren Klassiker schauen will, den es zufällig auf Plex gibt, kann sich aber schnell genauso anmelden, wie alle Leute, die wirklich jeden Weihnachtsfilm schauen wollen oder auf ein paar Trashfilme stehen – und kein Problem mit der Originalsprache haben.
In Zukunft soll sich aber noch viel ändern. Deutsche Sprache und Untertitel soll es laut Plex in Kürze geben. Und das Angebot soll deutlich umfangreicher werden. Man arbeitet mit Hollywood-Studios wie MGM, Warner oder Lionsgate zusammen. Auf der US-Seite finden sich daher schon zahlreiche Klassiker – von „Apocalypse Now“ über „Wie ein wilder Stier“, „Die üblichen Verdächtigen“ und „Terminator“ bis hin zu „Rain Man“, dazu aktuellere Filme wie „Hesher“, „Lovelace“, „Lord Of War“ oder „American Ultra“.
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