Branchenbeobachter meinen, dass sich die Zukunft des Film- und Seriengeschäfts auf dem Streamingmarkt entscheiden wird. Seit November 2019 hat Netflix dort mit Disney+ einen großen Konkurrenten (der bis Ende März 2020 in vielen weiteren Ländern verfügbar sein wird, darunter Deutschland). Zum Start des neuen Streamingdienstes übertraf Disney die Erwartungen – und kann sich nun über eine weitere Erfolgsmeldung freuen:
Laut einer aktuellen Analyse der Marktforschungsfirma Parrot Analytics, die regelmäßig für den Business Insider angefertigt wird, ist der Disney+-Neustart „The Mandalorian“ in den USA nun die gefragteste Streaming-Serie – nachdem „Stranger Things“ fünf Monate lang an der Spitze war.
Was heißt „gefragteste Streamingserie“? Parrot Analytics berücksichtigt dazu die Abrufzahlen und lässt zusätzlich Äußerungen in Sozialen Netzwerken mit in die Bewertung einfließen, wobei ein Stream höheres Gewicht hat als ein Like oder Kommentar. Die Abrufzahlen basieren mutmaßlich auf Umfragen, weil Netflix und Disney diese Zahlen erfahrungsgemäß höchstens dann rausgeben, wenn es ihnen gerade günstig erscheint.
Nun muss man beachten, dass Disney+ zum US-Start mit einer kostenfreien Probezeit lockt. Dennoch zeigt der „Mandalorian“-Erfolg, dass sich für Disney zwei Vorteile ausgezahlt haben, die auch im weiteren Kampf um die Zuschauer von Bedeutung sein könnten (gut sind ja beide Serien, „Stranger Things“ wie „Mandalorian“).
Vorteil 1: Disney hat "Star Wars", Netflix nicht
Disney-Chef Bob Iger holte seit Amtsantritt 2005 fleißig große Marken unters Dach des Mäusekonzerns: Pixar, Marvel, „Star Wars“, kürzlich noch u. a. die „Simpsons“ und „X-Men“. Zum Start von Disney+ ist der Konzern dahingehend bestens aufgestellt – und zu den vielen bekannten Filmen und Serien im Katalog werden sich demnächst diverse Fortführungen gesellen, darunter neue „Star Wars“- und Marvel-Serien.
Netflix dagegen kauft zwar auch Bekanntes ein (siehe den spanischen TV-Hit „Haus des Geldes“, der nun auf dem Streamingdienst fortgeführt wird), muss sich die Marken ansonsten aber selbst aufbauen.
Das kostet Zeit – und ein richtiger Ausreißer, der außerhalb einer Nische Aufmerksamkeit bekommt und dessen Logo viele Menschen auf T-Shirts tragen, gelang bisher im Grunde nur mit „Stranger Things“.
Vorteil 2: Disney veröffentlicht "The Mandalorian" wöchentlich
Netflix revolutionierte das Serien-Gucken, als die erste Staffel „House Of Cards“ 2013 in einem Rutsch veröffentlicht wurde. Binge-Watching, dem vorher ausschließlich mit DVD-Sets gefrönt werden konnte, kam in Mode. Warum Zuschauer wie im Fernsehen auf neue Folgen warten lassen, wenn man ihnen gleich alles auf einmal bieten kann?
Es stellte sich inzwischen raus, dass das traditionelle Veröffentlichungsmodell durchaus seine Vorteile hat. Denn Serien profitieren davon, wenn Medien über einen längeren Zeitraum darüber schreiben und Zuschauer wöchentlich twittern. Wer aber eine ganze Staffel auf einmal in sich reinschlingt, erinnert sich zum Schluss kaum noch daran, was wann passierte – und tauscht sich vor allem übers Ende aus.
„The Mandalorian“ jedoch ist – wie jüngst auch „Game Of Thrones“ – wöchentlich im Gespräch (was den zusätzlichen Vorteil hat, das Abonnenten ihre Abos verlängern, um alles zu gucken). Aryas erstes Mal, der Kaffeebecher, die Dunkelheit der Schlacht – all das wäre deutlich weniger stark und lang diskutiert worden, wenn HBO seine Prestige-Serie am Stück veröffentlicht hätte.
Und bei „The Mandalorian“ freuen sich die Zuschauer nun Woche für Woche darüber, was … . Nee, das spoilern wir an dieser Stelle nicht!
Wer die neue "Star Wars"-Serie noch gucken will, sollte nicht "Mandalorian" googeln!