Kevin Feige ist bei Marvel der Mann mit dem Masterplan. Als CEO von Marvel Studios, der Filmabteilung des berühmten Comickonzerns, und Schöpfer des Marvel Cinematic Universe (MCU) gilt Feige als Hauptverantwortlicher für den Erfolg seiner Firma und ist dort eigentlich nicht erst seit „Avengers 4: Endgame“ nicht mehr wegzudenken. Wie Disney-Chef Bob Iger in seinen Memoiren „The Ride Of A Lifetime“ verrät, war Feige zwischenzeitlich aber kurz davor, Marvel endgültig den Rücken zu kehren. Auslöser waren heftige Streitigkeiten hinter den Kulissen, die vor allem die kreative Ausrichtung des MCU betrafen.
Streit wegen "Captain Marvel" und "Black Panther"
So zog Marvel-Entertainment-CEO Isaac „Ike“ Perlmutter, damals noch Feiges direkter Vorgesetzter, in eine komplett andere Richtung als Feige und behinderte aktiv dessen Pläne, die Comics „Black Panther“ und „Captain Marvel“ zu verfilmen. Im Buch ist die Rede davon, dass Feige bei seiner Planung häufig mit einem namentlich nicht genannten Marvel-Mitarbeiter aneinandergeriet, der der festen Überzeugung gewesen sei, vor allem „Black Panther“ sei zu riskant, da sich Filme mit schwarzen Hauptdarstellern international seit jeher schwerer verkaufen würden. Es handelt sich dabei mit ziemlicher Sicherheit um Perlmutter.
Vor dem Release von „The First Avenger: Civil War“, dem dritten „Captain America“-Film, war Feige von den konstanten Auseinandersetzungen mit seinem Chef und der gesamten in New York angesiedelten Marvel-Entertainment-Sparte so frustriert, dass er laut Iger ernsthaft in Betracht zog, seinen Job hinzuschmeißen.
Rückendeckung von ganz oben
Iger selbst habe Feige jedoch in seinen Ambitionen unterstützen wollen und sei daher zu dem Schluss gekommen, Perlmutter die Verantwortung über Feiges Marvel Studios zu entziehen. Er veranlasste, dass Marvels Filmdivision von Marvel Entertainment abgekapselt werde und Feige nun direkt unter der Aufsicht von Alan Horn, Co-Vorsitzender bei Walt Disney Studios, stehe.
Seine Entscheidung begründet er in seinen Memoiren wie folgt (via ComicBookMovie):
„Ich bin lange genug im Geschäft, um jedes alte Argument gehört zu haben und weiß, dass alte Argumente nur genau das sind: alt und nicht im Takt mit der Welt oder damit, wo sich die Welt hin entwickeln sollte. Wir hatten [mit ‚Black Panther‘] die Chance, einen großartigen Film zu machen und obendrauf einen unterrepräsentierten Teil von Amerika zu zeigen und diese Ziele sind miteinander vereinbar. Ich habe Ike [Perlmutter] angerufen und ihm gesagt, er solle sein Team anweisen, keine Stolpersteine mehr in den Weg zu legen, und habe angeordnet, sowohl ‚Black Panther‘ als auch ‚Captain Marvel‘ in Produktion zu schicken.“
Der "exzentrische" Ike Perlmutter
Perlmutter, ein Unterstützer und Vertrauter von US-Präsident Donald Trump, ist bei Marvel schon seit längerem eine kontrovers diskutierte Figur. Obwohl er keine Interviews gibt, sein Privatleben vor den Medien abschirmt und auch sonst kaum in der Öffentlichkeit auftritt, ist er für eine oft als „exzentrisch“ bezeichnete Art bekannt. Nach der Neubesetzung der MCU-Figur War Machine in „Iron Man 2“ (Don Cheadle ersetzte Terrence Howard) soll er angeblich gesagt haben, dass ohnehin niemand den Unterschied bemerken würde, da Schwarze alle gleich aussähen (die Financial Times berichtete).
Perlmutter ist weiterhin CEO und Vorsitzender bei Marvel Entertainment. Somit ist er verantwortlich für die Videospiel- und TV-Abteilungen der Firma. Die auf der Comic-Con angekündigten Disney+-Serien „WandaVision“, „The Falcon And The Winter Soldier“ und Co. entstehen jedoch ohne sein Einwirken bei Marvel Studios.
Der nächste MCU-Film „Black Widow“ erscheint in Deutschland am 30. April 2020.