Kino wie ein Schlag in die Magengrube – das sind die Filme von Gaspar Noé, der sein Publikum mit grellen Farben, Blitzlichtern, irren Kamerafahrten, düsteren Geschichten und hässlichen Drogen- und Gewaltexzessen regelmäßig an den Rand des Wahnsinns treibt. Sein Meisterstück für viele: „Irreversibel“, der 2002 als zweifelsohne verstörendster Festivalbeitrag ins Rennen um die Goldene Palme in Cannes ging. 17 Jahre später präsentierte der Argentinier im Rahmen der Filmfestspiele von Venedig nun seinen Skandalfilm auf völlig neue Weise: Der sogenannte „Irreversibel Straight Cut“ erzählt die altbekannte Geschichte nämlich chronologisch – und reiht die Szenen nun quasi in der „richtigen“ Reihenfolge an.
Darum geht’s in "Irreversibel"
Marcus (Vincent Cassel) und Alex (Monica Bellucci) können kaum die Finger voneinander lassen – nicht einmal auf dem Weg zu einer Party. Auch dass sie von Alex‘ Ex-Freund Pierre (Albert Dupontel) begleitet werden, ändert daran nichts. Dennoch: Nachdem sich Marcus auf der Feier in Alkohol und Drogen verliert, kommt es zum Streit mit seiner besseren Hälfte, die die Party deswegen vorzeitig verlässt. Eine folgenschwere Entscheidung, Alex wird auf ihrem Heimweg brutal zusammengeschlagen und vergewaltigt. Marcus und Pierre verlassen die Party kurze Zeit später und können kaum glauben, was geschah, als sie am Tatort ankommen…
Lohnt sich der Straight Cut?
Pünktlich zur Weltpremiere des Straight Cut in Venedig hat Studiocanal für den Rest der Welt immerhin mal den Trailer zur neuen Schnittfassung veröffentlicht, in der die altbekannten Szenen nicht nur in anderer Reihenfolge ablaufen, sondern auch Passagen und Dialoge entfernt wurden, die Noé für überflüssig hielt. Aber entfaltet die Geschichte falsch (bzw. richtig) herum auch dieselbe Wirkung wie im Original?
Wir konnten uns bereits bei der Weltpremiere von dem Straight Cut überzeugen und sehen darin ein hochinteressantes Experiment, das vor allem als Komplementärfilm zu „Irreversibel“ funktioniert. Für alle, die die ursprüngliche Version des Films aber noch nicht kennen, heißt es in unserer Kritik allerdings ganz klar: „Der bessere Film bleibt aber trotzdem die Originalversion, weswegen wir auch ganz klar sagen: Wenn ihr „Irreversibel“ noch nicht kennt, gibt es eigentlich keinen Grund, sich mit dem „Straight Cut“ weiter zu beschäftigen.“
Irreversibel - The Straight Cut