Direkt nach der Comic-Con 2019 in San Diego, auf der Marvel-Chef Kevin Feige neben den Disney+-Serien „WandaVision“, „Hawkeye“, „Loki“ und Co. auch das gesamte MCU-Filmprogramm bis 2021 und einen neuen „Blade“-Film ankündigte, telefonierten wir mit den „Avengers 4: Endgame“-Drehbuchautoren Christopher Markus und Stephen McFeely.
Diese verrieten FILMSTARTS unter anderem, ob es in „Endgame“ bereits Hinweise auf die kommenden MCU-Filme gibt, ob das Sokovia-Abkommen noch aktiv ist und Superhelden im MCU damit gegen geltende Gesetze verstoßen und welche Beziehung zwischen zwei Figuren für die Autoren über die Jahre am spannendsten zu erkunden war. McFeely und Markus schrieben neben „Avengers 4“ auch den direkten Vorgänger „Avengers 3: Infinity War“ sowie alle drei „Captain America“-Filme und „Thor 2 - The Dark Kingdom“.
Captain America und Marvels Phase 4
FILMSTARTS: Auf der Comic-Con wurde eine ganze Reihe an Filmen vorgestellt, die nach „Endgame“ spielen. Wusstet ihr von den Filmen in Phase 4, während ihr „Endgame“ geschrieben habt, und habt ihr womöglich bereits Dinge vorbereitet, die in den kommenden Filmen eine Rolle spielen werden?
Christopher Markus: Wir waren genauso gespannt darauf, was Kevin sagen würde, wie jeder andere. Wir waren sehr uninformiert über Phase 4.
Stephen McFeely: Wir haben, wenn überhaupt, nur Gerüchte gehört. Wir waren also Fans wie alle anderen auch.
FILMSTARTS: Auf welchen Film in Phase 4 freut ihr euch am meisten? Gibt es einen, bei dem ihr euch vorstellen könntet, ihn zu schreiben?
Christopher Markus: Nicht von denen, die sie angekündigt haben. Ich meine, es gibt da schon Figuren aus 75 Jahren Marvel, die mir sehr ans Herz gewachsen sind, aber gerade ist es sehr gesund, andere Stimmen mit einzubeziehen und alles wieder zum Leben zu erwecken. Ich werde also nur als Fan zusehen.
Es gibt keine feststehende Theorie des Zeitreisens. Wir haben alle unterschiedliche Ideen, was passieren würde bei dem, was Steve Rogers gemacht hat.
FILMSTARTS: Kevin Feige und die Russos haben geteasert, dass Captain Americas Geschichte am Ende von „Endgame“ noch nicht auserzählt ist und er zurückkommen könnte. Was sagt ihr dazu?
Stephen McFeely: Wenn Marvel weitere Geschichten mit Chris Evans' Captain America erzählen will, könnten sie das machen. Sie würden nur in der Vergangenheit spielen oder in einer alternativen Version der Vergangenheit. Sie haben derzeit natürlich auch einen Captain America: Sam Wilson (Anthony Mackie), der den Schild am Ende des Films bekommen hat.
FILMSTARTS: Wo wir gerade vom Ende sprechen. Es gab eine Meinungsverschiedenheit zwischen euch und den Regisseuren Joe und Anthony Russo bezüglich der Zeitreiselogik und darüber, wo Captain America am Ende des Films landet. Habt ihr euch darüber noch einmal ausgetauscht? Gibt es mittlerweile eine offizielle Version?
Christopher Markus: Es war mehr eine spielerische Debatte. Es gibt keine feststehende Theorie des Zeitreisens. Wir haben alle unterschiedliche Ideen, was passieren würde bei dem, was Steve Rogers gemacht hat. Er hat die Regeln, die The Ancient One (Tilda Swinton) dargelegt hat, nicht verletzt und das sind die einzigen festen Regeln im Film. Er hat alle Steine zurückgebracht und so die Zeitlinie repariert. Auf eine gewisse Weise ist dabei ein Paradoxon entstanden. Ich denke, wir bräuchten [um das zu klären] Physiker, die wir uns nicht leisten können.
Stephen McFeely: Oder es könnte in einem anderen Film behandelt werden. Wie kam er zurück zu dieser Bank? Es gibt eine ganze Reihe an Wegen, wie er das geschafft haben könnte.
Das MCU nach "Avengers 4"
FILMSTARTS: In „The First Avenger: Civil War“ habt ihr das Sokovia-Abkommen eingeführt. Ist dieses immer noch aktiv und sind manche Superhelden damit weiterhin gesetzwidrig?
Stephen McFeely: Gute Frage. Das liegt bei Marvel. Wir arbeiten da nicht. Ich hoffe aber, dass nach einem Ereignis wie Thanos, dem Snap, dem Blip, vielleicht Gespräche stattgefunden und sich kühlere Köpfe durchgesetzt haben.
Christopher Markus: Ich weiß nicht, ob sie jemals offiziell zurückgezogen wurden. Aber es scheint, als seien zumindest einige Notstandsregelungen in Kraft gesetzt worden. Jetzt, da alle zurück sind und man eine sehr komplizierte Bevölkerungssituation hat, bei der mehr Menschen da sind als zu Beginn, denke ich, dass sich das andere Problem erledigt hat.
FILMSTARTS: Thor (Chris Hemsworth) ist am Ende von „Endgame“ mit den Guardians Of The Galaxy weggeflogen. Jetzt wurde ein neuer Thor-Film angekündigt. Habt ihr immer gewusst, wo er am Ende sein wird und wie das in sein Solo-Abenteuer führen wird. Ist er jetzt bei den Guardians? Oder werden die in seinem Solo-Film auftauchen?
Stephen McFeely: Ich denke, wäre „Guardians Of The Galaxy 3“ früher erschienen, hätten sie ihn da unterbringen müssen. Aber jetzt, da „Thor 4“ zuerst rauskommt, werden sie wohl in dem Franchise eine Lösung finden müssen. Wir haben einfach gemacht, was wir für die Figur in „Endgame“ am besten hielten. Kevin wusste, was wir machen. Also hat er sich vermutlich schon Gedanken gemacht, wo Thor als nächstes auftauchen wird.
In dieser gespaltenen Welt, in der wir leben, zu sehen, wie Menschen einen gemeinsamen Nenner finden, obwohl sie sich sehr unterscheiden – das ist wirklich interessant zu erkunden.
FILMSTARTS: Wieso habt ihr euch dazu entschieden? Wie kam die Idee zu Stande, ihn zu den Guardians zu schicken?
Christopher Markus: In „Infinity War“ hat er angefangen, sich mit Rocket (Stimme: Bradley Cooper / Performance: Sean Gunn) anzufreunden. Er ist jetzt ein Suchender. Er hat all seine Verantwortlichkeiten abgelegt. Er ist auf einer Reise nach außen. Sie schienen ihm einfach die beste Gesellschaft zu sein. Und sie hatten ein Transportmittel. Es war von Anfang an die Intention, dass sie zusammen losfliegen würden. Ob sie ihn nur bis zum nächsten Planeten mitnehmen oder er sich dem Team anschließt, wurde nie definiert.
Die beste Beziehung im MCU
FILMSTARTS: Welche Beziehung zwischen Figuren in den Filmen, an denen ihr gearbeitet habt, war eure liebste?
Stephen McFeely: Thor und Rocket sind ziemlich gut. Da bestand eine schöne, überraschende Chemie, auf die wir in beiden Filmen zurückgegriffen haben. Ich mochte aber auch schon immer [die Beziehung zwischen] Steve Rogers und Natasha Romanoff (Scarlett Johansson). Ich denke, in diesen Szenen findet man wirklich großartiges Schauspiel. Und sie bringen wirklich interessante Dinge ineinander zum Vorschein. Als Autor war das sehr hilfreich.
Christopher Markus: Den Handlungsstrang von Steve Rogers und Tony Stark (Robert Downey Jr.), den wir über mindestens drei Filme ausführen konnten, finde ich sehr faszinierend. Weil sie sich fundamental darin uneinig sind, wie Dinge angegangen werden sollen. Aber es besteht ein beidseitiger Respekt, auch wenn sie beide sehr unterschiedliche Leute sind und das interessiert mich. In dieser gespaltenen Welt in der wir leben, zu sehen, wie Menschen einen gemeinsamen Nenner finden, obwohl sie sich sehr unterscheiden – das ist wirklich interessant zu erkunden.
FILMSTARTS: Woran arbeitet ihr derzeit?
Stephen McFeely: Sobald wir aufgelegt haben, arbeiten wir weiter an „Electric State“ [Originärer Science-Fiction-Film, an dem die beiden mit „ES“-Regisseur Andy Muschietti und den Russo-Brüdern werkeln].
Christopher Markus: Es geht gut voran. Es ist ein großer Film, konzeptuell und visuell, also nicht die Art, die man sehr schnell produziert, aber er ist unterwegs zu euch.
„Avengers 4: Endgame“ ist seit dem 5. September 2019 auf DVD und Blu-ray erhältlich.
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