Anfang Juni 2013 enthüllte der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden zahlreiche Top-Secret-Dokumente der NSA (National Security Agency) und deckte auf, dass das Internet und jegliche Telekommunikation weltweit und nahezu lückenlos überwacht werden – und zwar vorsorglich und auf Vorrat. Das heißt, selbst Menschen, die eigentlich nichts zu verbergen haben und sich völlig legal und rechtschaffen im virtuellen Raum bewegen, werden rund um die Uhr beobachtet.
Sci-Fi-Technik wird alltäglich
Diese Ungeheuerlichkeit, die mittlerweile vermutlich als ganz normal angesehen wird, sorgte international für Entsetzen und hat Datenschutz und Privatsphäre im Internet zu einem wichtigen Alltagsthema in den Köpfen der Menschen werden lassen. Natürlich hat es nicht lange gedauert, bis die von Snowden offengelegte Problematik auch in Filmen und Serien zum Gegenstand wurde – das Drama „Snowden“ (2016) von Oliver Stone („Natural Born Killers“) ist eines der ersten Zeugnisse davon. Im Film soll die Geschichte des Whistleblowers, der schon jetzt Geschichte geschrieben hat, so erzählt werden, wie sie tatsächlich passiert ist. Hat Stone das geschafft?
Tatsächlich scheint „Snowden“ für Oscarpreisträger Stone ein echtes Herzensprojekt gewesen zu sein und der Wille, in seinem Drama ein Stück reale Geschichte zu erzählen, war groß. Insgesamt hat der Regisseur, wie er im Interview mit Deutschlandradio Kultur berichtete, den Hacker Edward Snowden neun Mal in seinem Exil in Moskau besucht. Hin und wieder mit seinem Drehbuchautor Kieran Fitzgerald („The Homesman“) im Gepäck. Außerdem basiert das „Snowden“-Skript auf den Sachbüchern „The Snowden Files“ von Luke Harding und „Time Of The Octopus“ von Anatoly Kucherena – beide Autoren standen mit Snowden in Kontakt und dürften Infos also aus erster Hand gehabt haben.
Natürlich lassen sich gerade die Erzählstränge des Films, die sich mit dem persönlichen und privaten Leben des damals 29-jährigen Hackers befassen, nicht wirklich auf einen Wahrheitsgehalt überprüfen. Bei den Szenen, in denen es um die Enthüllung der Geheimdokumente der NSA geht, lohnt es sich allerdings allemal, diese genauer unter die Lupe zu nehmen.
Von Webcam-Spionage und Mikrowellen
Wie Spiegel Online bereits 2016 herausgefunden hat, sind einige der schockierenden Snowden-Enthüllungen aus Stones Film ziemlich realistisch. Auch wenn wie bei Filmen üblich alles dramaturgisch etwas verdichtet wurde, hat man sich eng an die grundlegenden Fakten gehalten, wie eben schon das Stützen auf oben genannte Quellen nahelegt. Vor allem legte man dabei auch in technischer Hinsicht großen Wert auf Authentizität:
So scheint es tatsächlich nicht übertrieben zu sein, die kleine Kamera am Laptop abzukleben. Mit dem Programm Gumfish konnte die NSA auf der ganzen Welt Webcams steuern und die Menschen hinter der Linse beobachten. Das Tool CaptiveAudience sei außerdem zum Einsatz gekommen, wenn es darum gegangen sei, Gespräche aufzuzeichnen.
Im Film nimmt Snowden, der von Joseph Gordon-Levitt („Don Jon“, „Looper“) gespielt wird, den Journalisten, denen er seine Daten exklusiv zugespielt hat, die Handys ab, weil diese von den Geheimdiensten auch als Wanzen benutzt werden können. Er packt sie in eine Mikrowelle, um den Datenfluss zu stoppen. Wie der echte Snowden der New York Times verraten hat, lief es zwar im Detail etwas anders ab – er benutzte einen Kühlschrank statt einer Mikrowelle – die Absicht war allerdings die gleiche.
Mit der Suchmaschine XKeyscore, die Gordon-Levitt als Snowden benutzt, lässt sich tatsächlich jedes noch so kleine Detail finden, wenn Profis sie richtig bedienen – angeblich kommt dieses Tool auch beim Bundesnachrichtendienst in Deutschland zum Einsatz.
Das Geheimnis des Zauberwürfels
In Sachen Technik versucht sich Stone also auf jeden Fall an die Realität zu halten. Ob Snowden die geheimen Daten allerdings wirklich, wie im Film gezeigt, in einem Zauberwürfel geschmuggelt hat oder nicht, wurde bisher nicht verraten...
„Snowden“ läuft am 18. August 2019 um 20.15 Uhr auf RTL. Unsere Vier-Sterne-Kritik zum Film könnt ihr hier lesen:
Snowden