Wenn man sich auf Netflix berieseln lassen will, dann wird man sofort fündig – vor Prinzessinnen-Kitsch auf TV-Film-der-Woche-Niveau kann man sich bei dem Streaming-Riesen schließlich kaum noch retten. Aber wenn dann mal ein richtig guter, aus dem Rahmen fallender Film erscheint, dann wird er lieber versteckt – er könnte ja einen zufälligen Zuschauer so sehr verstören, dass er vor lauter Schreck sein Abo kündigt. Dieses Schicksal hat nun auch der neue Film von Regie-Provokateur Gaspar Noé („Irreversible“) erlitten: Nach einer bedeutenden Auszeichnung und begeisterten Filmkritiken beim Filmfestival in Cannes ist „Climax“ am vergangenen Donnerstag in Deutschland bei Netflix erschienen – und zwar ohne jeden Mucks!
Von „Climax“ selbst lässt sich das „ohne jeden Mucks“ hingegen nun wirklich nicht behaupten! Ganz im Gegenteil! Wie wir als Fazit in der offiziellen FILMSTARTS-Kritik feststellen, ist „Climax“ ein „95-minütiger filmischer Rausch, ein mitreißender Exzess, der sich jeglicher Konvention entzieht. Und unter der experimentellen Oberfläche verhandelt der Regisseur die großen Themen Sex und Drogen, Leben und Tod.“
ClimaxDarum geht’s in "Climax":
Eine 21-köpfige Tanzgruppe quartiert sich in einem abgelegenen Übungszentrum ein, um sich auf eine anstehende Tournee vorzubereiten. Am Abend feiern die jungen Tänzer und Tänzerinnen eine rauschende Party mit jeder Menge Sangria und elektronischer Musik. Aber irgendjemand hat die Bowle mit LSD versetzt – und so mutiert die folgende Nacht nach und nach zu einem elektrogetränkten Höllentrip: Panik macht sich unter den jungen Künstlern breit, unterschwellige Abneigung bahnt sich ihren Weg an die Oberfläche, aus harmloser Zuneigung wird gefährliche Begierde …
Die oberste Maxime von Netflix lautet offenbar, bloß niemandem wehzutun. Ein solches Versprechen kann „Climax“ aber natürlich nicht einhalten – die einen werden ihn lieben, die anderen werden ihn hassen. Aber das ist doch viel besser als ein Film, den alle so mittel finden und der nach dem Abspann auch schon wieder vergessen ist. „Climax“ ist endlich mal wieder ein Netflix-Film, der nicht nur dafür da ist, dass man anschließend sofort den nächsten guckt; der nicht nur über einen hinwegrauscht, sondern etwas mit einem anstellt. Ein Rausch aus Techno und Drogen – dank Netflix frei Haus und ohne extra Kosten, selbst wenn die Verantwortlichen dort offenbar gar nicht unbedingt wollen, dass ihr ihn euch anschaut ...
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