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    "John Carter" könnte sogar das MCU in den Schatten stellen, doch scheitert immer wieder

    „John Carter“ wurde für Disney zum katastrophalen finanziellen Flop. Daher wird es „John Carter 2“ entgegen der ursprünglichen Planung nie geben. Trotz großem Potential scheitert die Reihe damit einmal mehr…

    The Walt Disney Company France

    Es hätte so schön werden können, wenn denn nur irgendjemand „John Carter – Zwischen zwei Welten“ im Kino gesehen hätte. Denn das kunterbunte Abenteuer, das gleichermaßen Fantasy wie Science-Fiction ist, legte den Grundstein für eine Welt mit schier endlosem Potenzial. Doch aus einem kalkulierten Blockbuster und Franchise-Starter wurde ein Finanz-Desaster sondergleichen. 250 Millionen Dollar verschlang das Projekt allein während der Produktion - und das ist eine Mindestsumme. Später kursierten sogar Berichte, dass es über 300 Millionen Dollar gewesen sein sollten. Da reichte ein weltweites Einspielergebnis von 284 Millionen (in den USA alleine kamen läppische 73 Millionen in die Kassen) bei Weitem nicht aus, um auch nur den Gedanken an potenzielle Fortsetzungen zu rechtfertigen. Also schloss Disney das Kapitel „John Carter“ wieder, bevor es überhaupt so richtig beginnen konnte.

    Der Grundstein zu einer Filmreihe, die niemals kam

    Dabei stimmte auf den ersten Blick alles: Regisseur und Autor Andrew Stanton schien eine perfekte Wahl mit seinen zahlreichen Erfolgen im Animationsbereich („Das große Krabbeln“, „Findet Nemo“, „WALL·E – Der Letzte räumt die Erde auf“). Die kindliche Neugierde, mit der eine unbekannte Welt erkundet wird, in der ein Wunder nach dem anderen zum Staunen einlädt, übertrug er auch auf seinen ersten Realfilm und erschuf so ein so kurioses wie fantasievolles Universum.

    Vor allem der Clou, Edgar Rice Burroughs, den ursprünglichen Autor der Buchvorlage, als Figur auftreten zu lassen, die ihrerseits John Carters Tagebuch liest, ist ein cleverer Schachzug. So entpuppt sich fast der gesamte Film als Binnenerzählung, die sich im Kopf des Schriftstellers abspielt, der auch ursprünglich das Universum erdachte. Eine derart clevere Verbeugung vor dem eigenen Schöpfer gelang nicht mal Marvel mit ihren Stan Lee-Kurzauftritten. Nicht der einzige Bereich, in dem die Geschichte um einen sich plötzlich auf dem Mars befindenden Soldaten Raum hätte, sogar dem MCU die Stirn zu bieten.

    Stantons Film bleibt dem Kern der pulpigen Vorlage treu: Die 139 Minuten vergehen wie im Fluge und fühlen sich wie ein tollkühner Ritt durch einen spektakulären Freizeitpark, dessen Gestaltung keine Grenzen gesetzt wurden, an. Erzählerische Schwächen gibt es, doch dem Spaß, den die Abenteuerreise bereitet, tut das keinen Abbruch. In der FILMSTARTS-Kritik gibt es so auch gute 3,5 Sterne.

    The Walt Disney Company France

    Auch die Darstellerriege kann sich sehen lassen: Taylor Kitsch, der im Entstehungsjahr 2012 mit „Battleship“ gleich einen zweiten Flop zu verdauen hatte, überzeugt als athletischer John Carter. Und mit Willem Dafoe, der den außerirdischen Kriegerkönig Tars Tarkas spielt, bereichert - etwas unterfordert - ein Top-Schauspieler das Ensemble. Außerdem erklärten sich damals beide dazu bereit, auch in weiteren Teilen der geplanten Filmreihe mitzuwirken. Das Drehbuch zu „John Carter 2“ war sogar bereits geschrieben – und wurde von Taylor Kitsch mit dem Prädikat „fucking awesome“ geadelt

    Seit 1931 will es mit "John Carter" nicht klappen

    Doch dazu sollte es bekanntlich nie kommen, womit Stantons „John Carter – Zwischen zwei Welten“ eine lange Reihe des Scheiterns von Adaptionen des Stoffes fortsetzt. Denn seit 1931 sollte der Stoff immer wieder für die große Leinwand aufbereitet werden. Er war damals sogar als erster großer Zeichentrickfilm in der Geschichte der bewegten Bilder angedacht – noch vor „Schneewittchen und die sieben Zwerge“. In den 80ern spielte Disney schon mal mit dem Gedanken, „Star Wars“ und „Conan der Barbar“ mit einem eigenen, beides vereinendem Franchise die Stirn zu bieten.

    Und wären Dinge vor gar nicht so lange Zeit ganz anders gelaufen, würden wir heute vielleicht nicht über das MCU, sondern über das JCU (John Carter Universe) reden. Denn vor „Iron Man“ sollte Regisseur Jon Favreau „John Carter“ inszenieren, wozu es allerdings nie kam. Denn auch sein Versuch scheiterte. Im nun existierenden Film hat er zumindest einen kleinen Cameo-Auftritt als Thark-Krieger.

    So gesehen ist es vielleicht ja nur eine Frage der Zeit, bis der nächste Anlauf startet, die Reihe doch noch erfolgreich in die Kinos zu bringen - und vielleicht dann der Kreislauf des Scheiterns durchbrochen wird. Immerhin ist Stantons Film ja eine positive Sache abzugewinnen: Mit einem ersten Teil ist er schon einmal weiter gekommen als alle, die sich vor ihm an der Geschichte versuchen.

    The Walt Disney Company France

    Außer Frage steht, dass der „John Carter"-Erzählkosmos gewaltig viel Stoff bietet. Die Geschichten aus der Feder von „Tarzan“-Autor Edgar Rice Burroughs erstrecken sich über insgesamt 11 Bücher und man könnte es problemlos erweitern und ausbauen wie das MCU, so ein gigantisches eigenes Universum erschaffen. Vielleicht knöpft es sich ja in Zukunft ein wagemutiger Filmemacher doch noch einmal vor. Disney wird dann aber wohl nicht dabei sein. Der Mäusekonzern gab mittlerweile alle Rechte an die Erben des Autors zurück.

    „John Carter – Zwischen zwei Welten“ läuft heute im TV.

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