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    "The Boys" Staffel 2: Wie geht es bei den ruchlosen Anti-Avengers weiter?

    Die erste Staffel der Amazon-Serie „The Boys“ endete mit einem Knall. Plötzlich scheint alles möglich im irren Universum voller Anti-Superhelden. Die zweite Season ist bereits im Dreh und wir nehmen die wichtigsten offenen Fragen unter die Lupe.

    JAN THIJS/AMAZON PRIME VIDEO

    In einer Welt, in der Superhelden kein außergewöhnliches Novum, sondern etablierte Stars mit gigantischer Vermarktungsmaschinerie im Rücken sind, müssen Hughie Campbell (Jack Quaid) und Annie January aka Starlight (Erin Moriarty) – selbst frisch rekrutiertes Mitglied der Helden-Truppe The Seven – auf furchtbare Weise erfahren, dass die Saubermänner weit davon entfernt sind, perfekte Menschen zu sein. Vielmehr verbergen sich hinter den lupenreinen Heldenfassaden dekadente und obsessive Widerlinge, denen Menschenleben nichts wert sind, Publicity aber über alles geht. 

    "The Boys": Was in Staffel 1 geschah (Vorsicht, Spoiler!)

    Am Ende der ersten „The Boys“-Staffel überschlagen sich die Ereignisse: Nachdem Starlight sich bei einem öffentlichen Auftritt bereits von der The-Seven-Werbe-Maskerade distanziert hat, schließt sie sich Hughie endgültig im Kampf gegen die im Kern korrumpierte Heldenorganisation an. Homelander (Antony Starr) schleust die Super-Droge Compound-V in eine Terrorzelle namens The Shining Light Liberation Army ein, um Super-Terroristen zu erzeugen, die die Seven in der Öffentlichkeit noch unentbehrlicher erscheinen lassen sollen. So soll erreicht werden, dass sie nicht erst nach einer vorherigen Genehmigung, sondern ohne Kontrollinstanz nach eigenem Ermessen auch im Ausland in Aktion treten dürfen.

    Parallel dazu spürt Homelander seiner eigenen Vergangenheit nach und stellt fest, dass er selbst vom Vought-Konzern belogen wurde. Daraufhin tötet er dessen Vizepräsidentin Madelyn Stillwell (Elisabeth Shue), die in einem höchst befremdlichen Verhältnis zugleich seine Liebhaberin war. Das zutage geförderte Skandalon: Die verschwundene Frau von Billy Butcher (Karl Urban), die Homelander vor Jahren schwängerte, trug seinen Sohn aus, obwohl er eigentlich unfruchtbar war, und lebt zusammen mit diesem in einer Vorstadtsiedlung. In der letzten Szene von Staffel eins zwingt Homelander Butcher, seine totgeglaubte Frau mit Homelanders Sohn zu treffen.

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    Die wichtigsten Fragen für "The Boys" Staffel 2

    Was ist Compound-V wirklich?

    Der Mad Scientist Jonah Vogelbaum (John Doman), ehemaliger Mentor und Ziehvater von Homelander, ist der Erschaffer dieser Wunderdroge, die den Superhelden einst überhaupt erst ihre Kräfte verliehen hat. Aber woraus besteht sie? Ist ihr Ursprung irdisch? Ist sie unbegrenzt reproduzierbar? Wird sie vielleicht sogar für die Öffentlichkeit zugänglich, sodass noch mehr Menschen mit Superkräften entstehen (und Zustände wie beim kurzen Ausflug in den „Freak-Club“ der ersten Folge zur Normalität werden)? 

    Wie geht es weiter mit Vought?

    Obschon das Krisenmanagement nun sicher alle Hände voll zu tun hat, die Westen von The Seven für die Öffentlichkeit weiterhin blütenrein zu halten, hat sich der Superhelden-Konzern nun unabdingbarer denn je gemacht. Die Existenz von Terroristen mit Herkuleskräften ist nun wirksam fürs Publikum in Szene gesetzte Realität. Aber wie wichtig wird dieser Handlungsstrang in Staffel zwei werden? Bisher hat The Shining Light Liberation Army in der Serie noch keine nennenswerte Identität, sondern war vielmehr Plotwerkzeug.

    Eine instrumentalisierte Terrorgruppe als scheinbarer Gegner der eigentlichen Bösewichte könnte interessant werden, benötigt aber zwingend eine tragfähige Hintergrundgeschichte sowie eine glaubwürdige Agenda. Wie Deadline in Erfahrung brachte, ist Aya Cash („You’re The Worst“) für Staffel zwei gecastet worden, um Nazi-Bösewicht Stormfront (in der Comic-Vorlage männlich) zu mimen. Und was passiert mit Vought, wenn ans Licht kommt, dass sie ihre Nemesis absichtlich selbst erschaffen haben?

    Wird Mr. Edgar nun der wahre Antagonist?

    Bisher gab es Mr. Edgar (Giancarlo Esposito), das Oberhaupt von Vought, nur kurz zu sehen. Und das war erstaunlich unspektakulär. Doch wir haben auch erfahren, dass selbst Homelander gehörigen Respekt vor dem Strippenzieher zu haben scheint. Was genau hat es mit der geheimnisvollen Figur im Hintergrund auf sich? Wird er nun die Aufgaben der aus dem Leben gestrahlten Madelyn Stillwell übernehmen? Oder wird jemand anderes in ihre Position schlüpfen? In der zweiten „The Boys“-Staffel dürften wir auf jeden Fall mehr vom Vought-Chef sehen.

    Wird Starlight böse?

    Eigentlich ist eine solche Wandlung im Charakter angelegt. Die naive und stark christlich erzogene Annie musste über eine volle Staffel hinweg strapaziöse und schockierende Enthüllungen über ihre völlig falsch eingeschätzten Idole ertragen. Es gab genügend Momente, in denen angedeutet wurde, dass hohe emotionale Belastung zu einer unkontrollierten Entladung ihrer – mutmaßlich immensen – Kräfte führen könnte. Was passiert, wenn ihr wirklich der Kragen platzt? Zwar hat sie sich nun gegen The Seven gestellt, doch wird sie zusammen mit den Jungs unter der Anleitung des heldenhassenden Billy Butcher kooperieren können? Auch dann noch, wenn ihre Kräfte Kollateralschäden verursacht haben?

    Was passiert mit The Deep?

    Nachdem selbst die PR-Genies von Vought nichts mehr für den chronischen Sexualstraftäter und Aquaman-Verschnitt The Deep (Chace Crawford) tun konnten, wurde er aufs Provinz-Abstellgleis gestellt. Doch der depressive Widerling weiß zu viel, um in Staffel zwei keine größere Rolle zu spielen. Wird er sich rehabilitieren und in die Reihen von The Seven zurückkehren dürfen? Oder erfährt er gar einen vollkommenen Charakterwandel und wendet sich, gedemütigt und zutiefst depressiv, gegen den sinistren Konzern? Vorstellbar wäre das nach den Ereignissen aus Staffel eins allemal. Oder aber der Kiemenmann gleitet einfach in die Fluten, um endlich bei seinen Delphin-Kumpanen zu sein.

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    Wie geht es weiter mit Billy Butcher?

    Nachdem nun klar ist, dass seine Frau wohl nicht vergewaltigt und ermordet wurde, sondern putzmunter und darüber hinaus Mutter von Homelanders Spross ist, hat die Motivation von Billy Butcher zwangsläufig eine essentielle Transformation erfahren. Da Homelander unabhängig davon ein widerlicher Schurke ist und der Vought-Konzern die Wurzel des Übels, sollte sich für ihn aber trotzdem nicht allzu viel ändern. Wird womöglich sogar die frustrierte Queen Maeve (Dominique McElligott) die Seiten wechseln und mit ihm fraternisieren?

    Wie entwickeln sich die Boys?

    So richtig grün war man sich im zusammengewürfelten Anti-Superhelden-Haufen noch nie. Dass Butcher den Rest im Stich gelassen hat, dürfte die Chemie in der Bande nicht unbedingt verbessert haben. Dass Starlight sich nun als zusätzliches Mitglied ankündigt und Butcher ihr vorher eine Kugel verpasste, sollte ebenso für Zündstoff sorgen. Wird sich die Gruppe aufspalten? Und wird Vought den von Homelander verursachten Tod der Vizepräsidentin medial ausschlachten und der Vigilanten-Rotte in die Schuhe schieben? Damit würde man den Spieß umdrehen – und nicht die vermeintlichen Helden, sondern die Boys wären dann Zielscheibe der Öffentlichkeit. Schließlich, so könnte die offizielle Geschichte lauten, wollten sie den Strahlemännern schaden, die wacker zwischen der wehrlosen Bevölkerung Amerikas und den garstigen Superterroristen stehen.

    Über kurz oder lang wird auch die Gretchenfrage aufkommen, ob die Boys – wie in der Comic-Vorlage – selbst von der verbotenen Frucht Compound-V kosten, sodass sie eigene Superkräfte entwickeln, um gegen die übermenschlichen Gegner bestehen zu können. Die sich dann anbahnenden Konflikte insbesondere mit Anführer Billy Butcher liegen auf der Hand. Wäre man dann noch besser als der Feind, wenn man genau wie er nach Gutdünken die immensen Kräfte für das vermeintlich Richtige einsetzt?

    Welche Rolle wird Homelanders Sohn spielen?

    Bereits im Mutterleib entwickelte der ungewollte und eigentlich unmögliche Sohnemann des Oberhauptes von The Seven übermenschliche Kräfte. Damit dürfte er das erste Wesen auf dem Planeten sein, das tatsächlich mit Superkräften geboren wurde. Wenn er nach Homelander kommt, haben die beiden verfeindeten Parteien nun jeweils ein unberechenbares Produkt von Compound-V auf ihrer Seite. The Seven – die, um ihrem Namen treu zu bleiben, sowieso schnell Personal aufstocken müssten – hätten Homelander Jr. Die Boys hätten die traumatisierte Kimiko (Karen Fukuhara). Stellt sich Billy Butcher aber wider Erwarten als patenter Ersatzvater heraus, könnte er das Kind auf seine Seite ziehen. Entscheidend wird sein, welche Rolle die überraschend aufgetauchte Becca Butcher (Shantel VanSanten) einnehmen wird.

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    "The Boys": Die Serie vs. Die Comics

    Viele der offenen Fragen könnte man mit Blick auf die reichhaltige und noch deutlich gewaltverliebtere Comic-Vorlage von Garth Ennis und Darick Robertson beantworten. Doch sollte man hier nicht vorschnell urteilen. Denn bereits jetzt weicht „The Boys“ teils rigoros von seinem Quellstoff ab. Zwar bedient sich die Serie an Motiven, Handlungsversatzstücken und natürlich den Figuren, doch baut sie sich daraus ein relativ eigenständiges und jetzt schon unberechenbares Produkt. Die Chronologie des Originals wurde völlig anders zusammengesteckt.

    Schon in „Preacher“ – ebenfalls produziert von Seth Rogen und Evan Goldbergdiente die geniale Vorlage von Garth Ennis nur als eine Art Ideen-Steinbruch, um dann aus dem Rohmaterial etwas Neues zu schaffen. Und das können wir nur gutheißen. Denn einerseits können sich die Serien-Macher kreativ austoben und das Story-Grundgerüst frei auf das Serien-Medium zuschneidern, statt auf Zwang die Vorlage reproduzieren zu müssen. Und andererseits freut man sich als Kenner der Comics über ein Wiedersehen mit bekannten Elementen und kommt dennoch in den Genuss von zahlreichen Aha-Momenten.

    Allzu lange warten müssen Fans der Amazon-Serie jedenfalls nicht mehr. Die zweite „The Boys“-Staffel wurde schon angekündigt, bevor die erste Season überhaupt angelaufen ist und dürfte demnach nächstes Jahr ins Haus stehen.

    Unsere Kritik zu "The Boys": Mehr als nur brutale Avengers
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