Bei der Sommer-Pressetour der Television Critics Association stellen die US-Sender (und inzwischen eben auch Streaming-Services) gesammelt ihr Programm für die anstehende Herbstsaison (wo zumindest im linearen Fernsehen traditionell die neuen Staffeln starten) vor. Auch Amazon Prime hat mit Serien wie der stargespickten Anthologie-Serie „Modern Love“ (basierend auf der gleichnamigen New-York-Times-Kolumne) sowie dem viktorianische Fantasy-Epos „Carnival Row“ mit Orlando Bloom und Cara Delevingne geprotzt.
Allerdings gab es zwischendurch auch immer wieder schlechte Nachrichten für Fans aktueller Amazon-Serien – denn für eine ganze Handvoll von ihnen wurde das Aus verkündet:
"Too Old To Die Young" & "The Romanoffs"
„Drive“-Regisseur Nicolas Winding Refn sieht seine 15-stündige L.A.-Noir-Serie eh als einen langen Film – deshalb war es im Fall von „Too Old To Die Young“ mit Miles Teller wohl ohnehin eher unwahrscheinlich, dass es noch eine zweite Staffel geben wird.
Etwas anders sah das allerdings bei der Drama-Serie „The Romanoffs“ aus, die von Menschen rund um den Erdball handelt, die sich selbst für Nachfahren der legendären russischen Zarendynastie halten. Mit einem Budget von 70 Millionen Dollar für nur acht Folgen konnte Schöpfer Matthew Weiner bei seiner ersten Serie nach seinem gigantischen „Mad Men“-Erfolg richtig aus dem Vollen schöpfen. Aber das Ergebnis stieß auf ein geteiltes Echo – absolut genial oder selbstverliebter Ego-Trip? Eigentlich egal, denn am Ende wurde die Serie weder der erwartete Kritiker-Liebling noch ein Publikums-Hit. Und so ist auch die Absetzung keine wirkliche Überraschung...
"Lore", "Patriot" & "Forever"
Ebenfalls nicht über eine erste Staffel hinaus geschafft haben es die Horror-Anthologie „Lore“, die auf dem gleichnamigen, sehr erfolgreichen Horror-Podcast basiert, und die übersinnliche romantische Sitcom „Forever“ mit Maya Rudolph und Fred Armisen. Die einzige der nun abgesetzten Amazon-Serien, die es zuvor immerhin auf zwei Staffeln gebracht hat, ist damit die abgedrehte Spionage-Thriller-Komödie „Patriot“ – eine qualitativ herausragende Serie mit signifikantem Kult-Potenzial, die aber dennoch nie über den Status eines Geheimtipps hinausgekommen ist.
Aber was lässt sich aus diesen Entscheidungen nun für die Zukunft der Amazon-Serien im Allgemeinen ablesen? Die Verantwortlichen haben erklärt, dass die Zuschauerzahlen der nun abgesetzten Serien einfach nicht gut genug seien, um die Kosten zu rechtfertigen – aber was genau heißt das schon in Streaming-Zeiten, wo sich eben kaum noch ausrechnen lässt, wie viel Geld eine bestimmte Serie tatsächlich wieder einspielt. Gerade bei Amazon sind die Eigenproduktionen ja zugleich immer auch ein Marketing-Tool für das eigene Prime-Angebot. Allerdings sieht es schon so aus, als würde Amazon in Zukunft weniger auf teure Nischen-Prestigeprojekte wie „Too Old To Die Young“ & „The Romanoffs“ und dafür mehr auf teure Mainstream-Prestigeprojekte wie „Der Herr der Ringe“ setzen.
Ergibt ja auch Sinn. Schließlich gehen neue Serien im Angebot von Amazon gefühlt noch schneller unter als im Angebot von Netflix, wo sie zumindest hin und wieder mal vom Algorithmus nach oben in die Highlight-Box gespült werden.
Von A bis Z: Welche Serien wurden abgesetzt, welche verlängert?