Zum Ende des 72. Filmfestivals in Cannes besuchten wir die „Masterclass mit Sylvester Stallone“. In anderthalb Stunden plauderte der 72-Jährige gut gelaunt mit Regisseur und Autor Didier Allouch als Moderator über seine lange Karriere. Als die Sprache auf „Rambo“ kam (der in der restaurierten Fassung in einer Galavorstellung lief), bestätigte Stallone, dass er keineswegs ganz oben auf der Wunschliste der Produzenten stand. „Ich war die exakt elfte Wahl“, feixte Stallone launig über sein Mitwirken bei Ted Kotcheffs Action-Drama aus dem Jahr 1982.
Der 1972 erschienene Roman „First Blood“ von David Morrell war damals eine heiße Nummer in Hollywood. Die Rechte gingen sofort über den Ladentisch, doch Columbia Pictures gab sie später an Warner Bros. weiter. Doch auch das Major-Studio konnte damit nichts anfangen und verkaufte die Filmrechte für 383.000 Dollar. Andrew G. Vajna und Mario Kassar schlugen zu und generierten für ihre Firma Carolco aus einem 17-Millionen-Dollar-Budget am Ende weltweit 125 Millionen Dollar an Kinoeinnahmen.
Die ganz Großen sollten John Rambo spielen
Weil der Projekt fast zehn Jahre durch die Traumfabrik geisterte, sind sogar mehr als ein Dutzend hochkarätige Stars aktenkundig, die mit der Hauptrolle des traumatisierten Vietnam-Veteranen John Rambo zumindest in Verbindung gebracht worden sind, bevor „Rocky“-Darsteller Stallone schließlich den Zuschlag bekam. Al Pacino, Kris Kristofferson, James Garner, Clint Eastwood, Robert De Niro, Paul Newman, Chuck Norris, Dustin Hoffman, Steve McQueen, Powers Boothe, Nick Nolte, Michael Douglas, Terence Hill, Jeff Bridges, Ryan O’Neal und John Travolta waren allesamt im Gespräch.
Dazu kommen noch Schauspieler wie Gene Hackman, Burt Lancaster und Robert Mitchum, die den Rambo-Gegenspieler Sheriff Teasle spielen sollten (statt Brian Dennehy) und mit Lee Marvin, Kirk Douglas, Rock Hudson, Jackie Mason, Milton Berle und Charles Nelson Reilly gab es alternative Kandidaten für die Rolle des Rambo-Vertrauten Colonel Trautmann (statt Richard Crenna). Damit ist aber noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Regisseure wie Martin Ritt, Sydney Pollack, John Frankenheimer und Richard Brooks waren im Laufe der Jahre an der Regie dran.
Sylvester Stallone wollte “Rambo“ nach Rohschnitt stoppen
Die Produktion selbst gestaltete sich ebenfalls schwierig – besonders für Sylvester Stallone, der sich nicht nur bei einem Stunt eine Rippe brach (beim letzten Teil des Klippensprungs). Nach dem ersten, dreieinhalb Stunden langen Rohschnitt wollte der damals 36-Jährige den Film sogar stoppen und das Material aufkaufen. Die Schnittversion soll so furchtbar gewesen sein, dass es Stallone krank machte, wie er sagt. Je nach Quelle gibt es 18 bis 26 Drehbuchfassung von „Rambo“, von denen Stallone selbst den „final Draft“ schrieb. Dann geschah das Wunder: Einige Änderungen und ein radikaler Umschnitt auf schlanke 93 Minuten machten aus dem Chaos-Projekt „Rambo“ ein meisterhaftes Action-Drama, das seinen bisherigen drei Fortsetzungen filmisch weit überlegen ist (das gilt besonders für „Rambo II“ und „Rambo III“).
Zur Einstimmung auf „Rambo 5: Last Blood“, der am 19. September 2019 in den deutschen Kinos startet, bringt RTL 2 „Rambo“ am Freitag, 21. Juni um 20.15 Uhr im Free-TV. Und, ein großes Kompliment an den Sender: Der kann nämlich im Gegensatz zur Konkurrenz von ProSieben sehr gut bis drei zählen und strahlt im Anschluss fein in der Chronologie „Rambo II“ (22.05 Uhr) und „Rambo III“ (23.50 Uhr) aus.