„Bubbles“ war einmal ein ganz heißes Eisen: 2015 stand das Skript zum Stop-Motion-Film über Michael Jacksons gleichnamigen Schimpansen auf der Black List mit Hollywoods besten, noch unverfilmten Drehbüchern, 2017 zahlte Netflix dann 20 Millionen Dollar, um sich die Rechte daran zu sichern. Mit Taika Waititi („Thor 3“, „5 Zimmer Küche Sarg“) als Regisseur und Dan Harmon („Community“, „Rick & Morty“) als Produzent kamen anschließend noch zwei große, vielversprechende Namen an Bord.
Doch wie Deadline berichtet, hat sich Taika Waititi nun von dem Projekt zurückgezogen und auch Netflix hätte daraufhin Abstand davon genommen. Die Produzenten würde nun versuchen, einen anderen Weg zu finden, den Film zu realisieren – doch es sieht ganz so aus, als würde es nicht gut um „Bubbles“ stehen (also um den Film, der Schimpanse des „King of Pop“ lebt glücklich in einem Heim für Affen aus der Unterhaltungsindustrie in Kalifornien).
Taika Waititi ist ein vielbeschäftiger Mann
Als Grund für seinen Rückzug gab Regisseur Waititi an, dass er in den kommenden Jahren einfach zu viel zu tun habe: „Ich bin derzeit damit beschäftigt, zwei andere Filme machen – einen davon noch dieses Jahr – und zudem muss ich ‚Jojo Rabbit‘ noch fertigstellen. Außerdem entwickle ich derzeit einige TV-Serien“, berichtet Waititi. Mit „Jojo Rabbit“ meint er eine Kriegskomödie, bei der er Regie führt und für die er zudem selbst als Adolf Hitler vor der Kamera steht. Sie soll im Herbst in die US-Kinos kommen. Ein weiteres großes Projekt von Waititi ist die Realverfilmung des Anime-Meisterwerks „Akira“, für die gerade erst der 21. Mai 2021 als Starttermin angesetzt wurde.
Bei den erwähnten Serien handelt es sich um die bereits laufende „What We Do In The Shadows“, ein Spin-off zu seinem Film „5 Zimmer Küche Sarg“ und die Adaption des Kult-Abenteuers „Time Bandits“, wo er das Drehbuch mit verfassen und zudem bei der Pilotfolge Regie führen wird. Darüber hinaus hat er auch noch eine Episode der „Star Wars“-Serie „The Mandalorian“ inszeniert.
Der Neuseeländer ist derzeit also definitiv ein vielbeschäftigter Mann. „Ich beginne derzeit, mich aus anderen Dingen zurückzuziehen, weil es mir alles zu viel wurde“, begründet Waititi seinen Ausstieg aus „Bubbles“ weiter, hat jedoch noch einige warme Worte für das Projekt übrig: „Es ist ein verdammt geniales Skript. Es ist so cool, seine [Michael Jacksons] Geschichte durch die Augen seines Schimpansen zu betrachten.“
Missbrauchsvorwürfe auch ein Grund?
Allerdings drängt sich auch die Vermutung auf, dass der Rückzug von Waititi und Netflix nicht nur am vollen Terminplan des Regisseurs liegen könnte. Immerhin müsste man derzeit mit krassem Gegenwind rechnen, wenn man einen Film über Michael Jackson herausbringt.
Zur Erklärung: Erst vor kurzem sorgte die vierstündige Dokumentation „Leaving Neverland“ weltweit für Wirbel. Darin werden nämlich die Missbrauchsvorwürfe gegen den 2009 verstorbenen Popstar ein weiteres Mal auf den Tisch gebracht, indem zwei Männer detailgenau über die Jahre in ihrer Kindheit berichten, in denen Michael Jackson sie sexuell und seelisch missbraucht haben soll. Auch wenn weiterhin nichts hundertprozentig bewiesen ist, fällt es vielen Leuten ungemein schwer, anhand der zahllosen Details, die von Wade Robson und Jimmy Safechuck auf den Tisch gebracht werden, noch an eine Unschuld Jacksons zu glauben.
Einen kinderfreundlichen Animationsfilm über Michael Jacksons Affen zu zeigen, aus dessen Augen das aufregende Leben des überlebensgroßen Popstars geschildert wird, würde sich für die meisten Zuschauer wohl unglaublich falsch anfühlen. Und der Shitstorm wäre vorprogrammiert. Natürlich ist es möglich, dass Waititis Rückzug von „Bubbles“ tatsächlich nur aufgrund von Terminüberschneidungen passierte und Netflix sich nach dem Verlust dieses großen Namens anschloss. Aber es scheint zumindest sehr unwahrscheinlich, dass „Leaving Neverland“ und die darauf basierende Kontroverse keinerlei Effekt auf die Entscheidung hatten – gerade weil Netflix nun sehr viel Geld verliert und es einfacher und billiger gewesen wäre, einen neuen Regisseur zu suchen.
Leaving Neverland