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    "Game Of Thrones": Darum haben die Macher Daenerys‘ Entwicklung in Folge 5 von Staffel 8 versaut

    In „The Bells“, „Die Glocken“, der fünften Episode der vorletzten Staffel „Game Of Thrones“, wurde Daenerys zur „Mad Queen“, was lange angedeutet wurde und logisch ist. Aber gerade deswegen missfällt FILMSTARTS-Redakteur Björn Becher die Umsetzung.

    HBO

    +++Meinung+++

    Ein actionreiches, teils opulent bebildertes Feuerszenario entfachten die Macher in der vorletzten Episode von „Game Of Thrones“. Mittendrin dann diese Szene: Die Hauptstadt ist quasi gefallen, die Glocken haben zum Zeichen der Kapitulation geläutet, und Daenerys (Emilia Clarke) müsste sich auf ihrem Drachen Drogon eigentlich nur zum Palast begeben, um dort Königin Cersei (Lena Headey) zu rösten und sich den Thron zu sichern. Doch stattdessen dreht sie durch und fliegt auf ihrer feuerspeienden Echse im Zick-Zack-Kurs durch die Stadt. Ohne Rücksicht auf Kinder, Frauen und offenbar sogar die eigenen Soldaten wird alles abgefackelt.

    Dass Daenerys in den finalen Folgen zur Mad Queen wird, ist eine durchaus logische Entwicklung im Sinne der gesamten Serienerzählung. Oft wurde dies angedeutet, von Anfang an immer wieder auf ihren Vater verwiesen, in dessen Fußstapfen sie nun tritt – obwohl sie doch immer anders sein wollte. Doch gerade weil die Serien-Chefautoren D.B. Weiss und David Benioff so lange so behutsam bei der Ausgestaltung ihrer Figur waren, so einen Fokus darauf legten, dass Daenerys anders sein wollte, fliegt ihnen das nun gewaltig um die Ohren.

    Hoppla-Hopp zum Finale

    „Game Of Thrones“ ist eine Serie, in der sich in der Vergangenheit viel Zeit genommen wurde. Wie lange konnten wir zum Beispiel Aryas schrittweiser Wandlung beiwohnen? Die Autoren hatten den großen Vorteil, dass sie mit ihren vielen Handlungsorten und Figuren sich selbst ausbremsten und an einzelnen Schauplätzen Zeit nehmen konnten, weil woanders rasantere Dinge abliefen, mit denen sich die Spannung hochhalten ließ. Nun sind es weniger Figuren, die fast nur noch an einem Ort versammelt sind. Es gibt scheinbar keine Zeit mehr zum Innehalten. Dies zu umschiffen ist hohe Kunst. Und daran scheitern die „Game Of Thrones“-Macher, die einfach nur mit Vollgas zum Finale streben. Schlag auf Schlag muss etwas passieren, für innere Konflikte ist da keine Zeit.

    Lange Zeit durften wir so rätseln, auf welcher Seite die Münze der Götter bei Daenerys‘ Geburt gelandet ist, wie Varys (Conleth Hill) in der aktuellen Episode den Hang zum Wahnsinn der Familie Targaryen beschreibt. Es gab tatsächlich immer wieder kleine Anzeichen des Wahnsinns, doch dann gab es auch Daenerys‘ starken Willen, gerade nicht so wie ihr Vater zu werden. Immer wieder zeigte sich, dass sie das Volk schützen, die Tyrannen vertreiben will. Doch nun ist sie selbst einer geworden – zwar mit viel Anlauf, aber überstürzter Ausführung.

    Die Zwischenräume fehlen

    Natürlich versuchen die „Game Of Thrones“-Macher den Verfall von Daenerys in den Wahnsinn begreifbar zu machen. Sie verliert ihren ältesten Freund (Jorah), einen weiteren „Sohn“ (Drache Rhaegal), ihre beste Freundin (Missandei), ihre beiden Berater (Varys und Tyrion), die sie auf unterschiedliche Weise hintergehen, und ihre große Liebe (Jon), die sie zwar noch als Königin ehrt, aber nicht mehr als Frau liebt. Und nicht zuletzt verliert sie ihren rechtmäßigen Anspruch auf den Thron, den Motor, der ihr ganzes Leben lang fast all ihr Handeln angetrieben hat. All das geschieht in schneller Abfolge, es hagelt Rückschläge und Verluste, und am Ende ist sie fast ganz allein. Doch wir als Zuschauer bekommen gar nicht die Möglichkeit, mit ihr diese Verluste zu fühlen, denn es fehlen die nötigen Zwischenräume.

    „Game Of Thrones“ war immer so stark, weil wir sehen konnten, wie solche Dinge an den Figuren nagen. Doch statt mit jedem Schicksalsschlag Daenerys eine Spur weiter in den Wahnsinn gleiten zu lassen, dreht sie nun von einer Sekunde auf die andere durch. Auch das kann per se herausragend sein, ist es hier aber nicht – und zwar nicht nur weil uns der schlecht geschriebene (und gespielte) Dialog in der Szene, in der Jon Danys‘ sexuelle Annäherung unterbricht und im Grunde mit ihr Schluss macht, noch im Ohr ist. Nein, vor allem überlassen es die Macher, die immer für so viel Unterbau verantwortlich waren, komplett dem Zuschauer, sich die Wandlung selbst zu erklären. Ein zumindest kurz aufflackernder innerer Konflikt von Daenerys, die doch gerade so nicht werden wollte, wie sie nun ist, ist weder im Mienenspiel von Emilia Clarke noch in den sonstigen Bildern und Dialogen zu finden.

    Erleben statt Erklären

    So sind wir nun an einem Endpunkt, der durchaus nachvollziehbar ist: Dass Daenerys wie ihr Vater wird, kann man erklären. Am Ende ging es ihr nur noch um den Thron, sodass die ehemalige „Beschützerin des Reiches“ und „Sprengerin der Ketten“ in rasender, blinder Wut sogar Unschuldige metzelt. Soll doch die Furcht regieren! Doch nur weil man es sich erklären kann, ist es noch lange nicht gut gemacht – denn erleben, erfahren, fühlen konnte ich es nicht. Das haben die „Game Of Thrones“-Autoren versaut… 

    Zu diesem Artikel gehört im Titelbild und folgenden Hinweis eine Anzeige für Sky Ticket. Der Artikel selbst ist nicht Teil der Anzeige und wurde inhaltlich und thematisch unabhängig von Sky Ticket konzipiert und veröffentlicht.

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