Am Rande der Filmfestspiele von Cannes stellten die Produzenten Raffaella und Andrea Leone („Väter und Töchter“) sowie Regisseur Stefano Sollima ihr kommendes Kinoprojekt „Colt“ vor. Der Film basiert auf einer Idee, die Raffaellas und Andreas Vater Sergio Leone vor seinem Tod eigentlich noch realisieren wollte.
Die für Klassiker wie „Spiel mir das Lied vom Tod“ und „Zwei glorreiche Halunken“ bekannte Italo-Western-Regie-Legende wollte „Colt“ einst als Mini-Serie realisieren. Sollima entschied sich beim neuen Ansatz nun aber für einen Kinofilm und greift nur einen Teil von Leones Konzept heraus.
Darum geht es in "Colt"
Leones Idee war es damals, dass die titelgebende Waffe quasi die Hauptfigur ist und immer in anderen Händen landet, was man dann in der jeweiligen Serien-Episode gesehen hätte. Eine dieser Geschichten ist nun die Vorlage für den Kinofilm. Hier gerät der Colt in die Hände dreier Kinder im Alter von ungefähr 12, 13 Jahren. Aus verschiedenen Gründen werden sie, so bewaffnet, zu Kriminellen. Ein wenig soll aber trotzdem auf die Serienidee verwiesen werden: Der Colt hat sechs Schüsse. Jeder Schuss wird zu einem Kapitel in der Geschichte um die drei Teenager.
Während man für die drei Kinderdarsteller Newcomer casten will, sollen auch Stars aus Hollywoods erster Reihe zum Projekt stoßen: Für eine Protagonisten und eine Antagonisten-Rolle werden große Namen anvisiert. Zudem laufen gerade Gespräche mit einem „Top-Autor“ für das finale Drehbuch. Die Dreharbeiten sollen Ende 2019 in Kanada beginnen. Den Winter braucht es, da die Geschichte im Schnee spielen wird.
Ein Western für neue und alte Fans?
Beschrieben wird das Projekt als „Coming-Of-Age-Story dreier Kinder“, die auch ein Publikum erreichen soll, das sich mit Western nicht groß auskennt. Regisseur Stefano Sollima verweist dabei auf seine eigenen Teenager-Kinder, die ihn gefragt haben, was ein Western sei, als er erklärte, einen machen zu wollen: „Die heutige Generation kennt keine Western mehr. Sie haben diese nie im Kino gesehen. Ich dachte daher, es wäre interessant, sie mit einer Geschichte, die sie anspricht, in dieses Genre zu ziehen.“
Aber auch Western-Fans sollen auf ihre Kosten kommen. Der Regisseur erklärt, dass er sich natürlich an Sergio Leone orientieren werde, der das Genre schließlich neu erfunden habe. Er wolle aber keine Hommage wie Quentin Tarantino machen, sondern etwas Frisches bieten in Sachen „Erzählung, Tempo und Ansatz“. Leones Kinder Raffaella und Andrea loben Sollimas Vision: Sie seien eigentlich sehr vorsichtig, wenn es um alles mit ihrem Vater gehe. Dass sie nun so begeistert seien, zeige, wie überzeugt sie von der Idee Stefano Sollimas seien.
Darum könnte Stefano Sollima die perfekte Wahl sein
Dass Stefano Sollima die Aufgabe anvertraut wird, einen Stoff von Großmeister Leone zum Leben zu erwecken, dürfte auch mit seiner Vergangenheit zu tun haben. Stefano Sollimas Vater ist neben Leone und „Django“-Regisseur Sergio Corbucci einer der drei großen Sergios des italienischen Kinos. Der 2015 verstorbene Sergio Sollima drehte vor allem Polit-Thriller, doch seine in nur knapp zwei Jahren entstandene, herausragende „Trilogie“ aus „Der Gehetzte der Sierra Madre“, „Von Angesicht zu Angesicht“ und „Lauf um dein Leben“ genießt bei Italo-Western-Fans höchstes Ansehen.
Stefano Sollima muss sich aber längst nicht mehr auf seinen Vater berufen, sondern hat schon mehrfach selbst seine Klasse unter Beweis gestellt. Mit „A.C.A.B. – All Cops Are Bastards“, der Serie „Gomorrha“ und dem Thriller „Suburra“ sorgte er aus seiner Heimat Italien heraus für so viel Aufsehen, dass Hollywood rief: Mit „Sicario 2“ gab er 2018 sein Debüt in der Traumfabrik, aktuell bereitet er die Tom-Clancy-Verfilmung „Without Remorse“ mit Michael B. Jordan vor und hat bereits die internationale Seriengroßproduktion „ZeroZeroZero“ über den weltweiten Kokainhandel abgedreht. Auch für die Videospielverfilmung „Call Of Duty“ wird er schon lange gehandelt. Doch nun scheint erst einmal „Colt“ Vorrang zu haben…