Lord Varys (Conleth Hill) gehört vielleicht nicht zu den „Game Of Thrones“-Figuren, die Zuschauern sofort einfallen, wenn sie eine spontane Aufzählung der bekanntesten Charaktere machen sollen – aber genau dieser Umstand, dass er eben niemand aus der ersten Reihe ist, zeichnet die Figur aus: Als Königsberater steht er im Hintergrund, plant aus dem Schatten mit viel Weitsicht seine nächsten Schritte.
Dabei wechselt er die Loyalitäten, wie andere ihre Unterhosen (wobei dieser Vergleich in der mittelalterlichen „Game Of Thrones“-Welt vielleicht nicht so ganz passt, weil Unterhosen dort wohl nicht allzu oft gewechselt wurden). Varys diente, zumindest offiziell: dem Mad King, Robert Baratheon, Joffrey, Dany – und als nächstes wahrscheinlich Jon Snow (Kit Harington). Zumindest, falls Varys das überhaupt noch erlebt…
Seit der ersten Staffel gehört der kahlköpfige Kastrierte mit dem charakteristischen Singsang-Duktus zum Personal. Damit hat er länger durchgehalten als in den wildesten Wetten vorausgesagt – obwohl allen denkenden Menschen in seinem Umfeld bekannt sein sollte, dass Varys‘ Loyalität stets eine eher kurze Halbwertszeit hat und er zu den am einfachsten zu tötenden Menschen in Westeros gehört. Denn Kämpfen und Wegrennen gehören jetzt nicht unbedingt zu den Kernkompetenzen des behäbig wirkenden Mannes.
Der Verrat deutet sich an
In der vierten Folge der achten Staffel „Game Of Thrones“ hat Varys gegenüber Danys (Emilia Clarke) anderem Berater Tyrion (Peter Dinklage) angekündigt, mal wieder das Pferd zu wechseln – oder es zumindest so deutlich gesagt, wie es jemand halt sagen kann, dessen Rhetorik aus permanenten Andeutungen besteht. Varys ist sich nicht mehr sicher, dass Daenerys die Richtige für den Eisernen Thron ist. Sie glaube zu sehr daran, dass sie sich auf ein positives Schicksal verlassen könne (typisch Targaryen eben!) und Jon Snow, dessen wahre Abstammung Varys kennt, hat mit den Wildlingen und Kraft seines Penisses nun mal mehr Unterstützung in der feudalen, männlich dominierten Gesellschaft, in der „GoT“ spielt.
Darum lebt Varys nun gefährlich
Am Ende der Szene zwischen Varys und Tyrion ist klar: Der große Flüsterer will Dany umbringen lassen. Doch falls von diesem Plan irgendwas nach außen dringt (zum Beispiel durch Tyrion), dürften Varys‘ Tage endgültig gezählt sein. Dany drohte ihm in der siebten Staffel mit dem Tod in dem Fall, dass er sie ein weiteres Mal enttäuscht, und hat ihn deswegen ohnehin auf dem Kieker. Dazu kommt die Prophezeiung von Melisandre (Carice van Houten), der roten Priesterin. Sie hat eine beachtliche Trefferquote, was Vorhersagen angeht, da macht ihr keiner was vor. Melisandre stellte Varys in Staffel sieben in Aussicht, dass er „in diesem merkwürdigen Land (gemeint ist Westeros) sterben wird“, genau wie sie. Und 50 Prozent dieser Prophezeiung haben sich ja bekanntlich schon erfüllt.
Muss Dany sterben?
Möglich, dass Varys rechtzeitig gekillt wird und Dany daher (noch) nicht stirbt. Auch möglich, dass Varys ins Gras beißt, der Mord aber dann schon vollbracht wurde oder noch vollbracht werden wird, weil der Killer bereits auf dem Weg ist. Apropos: Wir tippen auf Jaime (Nikolaj Coster-Waldau ) als (potentiellen) Mörder von Dany. Schließlich hat der die beste Erfahrung im Killen von Königen, die als verrückt gelten: Jaime tötete Danys Vater, den Mad King, nachdem der massenweise Unschuldige massakrierte. Und die Tochter ist zum Schluss der vierten Folge ja auch wahnsinnig wütend – vor allem, nachdem ihre Vertraute Missandei (Nathalie Emmanuel) im Auftrag Cerseis auf der Mauer von King’s Landing geköpft wurde. Dany ist dort kurz davor, die Stadt und ihre unschuldigen Bewohner abzufackeln…
Die fünfte Folge der achten Staffel „Game Of Thrones“ wird frühmorgens am 13. Mai 2019 in Deutschland verfügbar sein.
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