Red Carpet Home Cinema heißt der erste große Heimkino-Anbieter für aktuelle Kinofilme – quasi ein Netflix für die aktuellen Kino-Highlights. Und das Portfolio ist eigentlich auch vielversprechend. Mit Fox, Paramount, Warner, Lionsgate oder der aufstrebenden Indie-Schmiede Annapurna hat man einige Partner an Bord. Disney fehlt zwar, so dass man aktuell „Avengers: Endgame“ oder Ende des Jahres „Star Wars 9: Der Aufstieg Skywalkers“ nicht schauen kann, aber aktuelle und kommende Filme wie „Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“, „Godzilla: King Of Monsters“, „Friedhof der Kuscheltiere“ oder „John Wick: Kapitel 3“ bieten reichlich Alternativen für jetzt oder die kommenden Wochen. Doch es dürfte trotzdem keiner unserer Leser Kunde werden.
Das Problem ist dabei aber weniger, dass der Dienst bislang noch auf amerikanische Großstädte beschränkt ist (man will ohnehin weiter expandieren). Es sind vielmehr die Kosten. Das sich Red Carpet Home Cinema selbst als Luxus-Service bezeichnet und davon spricht, dass man „Teil von Hollywoods VIPs“ wird, wenn man aktuelle Filme zu Hause schauen kann, gibt die Richtung schon vor. Es ist richtig teuer.
Ein paar tausend Dollar pro Film
Auf der Webseite selbst schweigt man sich über die Kosten größtenteils aus. In den FAQ heißt es nur, dass die Filme „variabel bepreist“ sind, verspricht aber auch, dass die meisten aktuellen Filme sich im „niedrigen Tausender“-Bereich befinden, verspricht sogar, dass „kein Film weniger als 500 Dollar kosten wird“ – als wäre alles darunter ein Zeichen, das es nix wert ist.
Die Kollegen der New York Times haben sich den Dienst genauer angeschaut. Die Preise bewegen sich laut ihrem Bericht zwischen 1.500 und 3.000 Dollar pro Film – und ganz wichtig: Wir sprechen hier nicht davon, dass Ryan Reynolds persönlich vorbeikommt und „Pokémon Meisterdetektiv Pikachu“ vorstellt, sondern es handelt sich wirklich nur um ein schnödes Leihen für insgesamt gerade einmal 36 Stunden.
Aufnahmegebühr: 15.000 Dollar
Das ist übrigens noch nicht alles. Denn um überhaupt das Recht zu haben, sich einen aktuellen Kinoblockbuster für 3.000 Dollar auszuleihen, muss man die dick gefüllte Brieftasche schon vorher weit öffnen. Um Mitglied zu werden, werden nämlich erstmal 15.000 Dollar fällig. Dafür bekommt man einen Technikerbesuch, der im eigenen Privatkino eine Heimkino-Box installiert, mit der das illegale Kopieren der Filme absolut unmöglich sein soll. Zudem muss die hinterlegte Kreditkarte ein Limit von mindestens 50.000 Dollar haben und über diese Finanzen hinaus soll der Aufnahmeprozess noch ein paar weitere Hürden aufweisen. Denn man versteht sich als privater Luxusclub, bei dem nicht jeder mitmachen darf.
Die Macher selbst streben daher auch nicht nach den ganz großen Nutzerzahlen und sehen angepeilte 4.000 Kunden schon als großen Erfolg an, da sie prognostizieren, dass sie damit allein 300 Millionen Dollar im Jahr verdienen könnten. Gerade durch diese Exklusivität und das kaum vorhandene Risiko illegaler Kopien können sie überhaupt erst mit den großen Hollywood-Studios kooperieren und bekommen die Filme zur Verfügung gestellt. Daher glauben die Macher auch fest, dass die noch fehlenden Studios wie eben Disney sich bald auch anschließen dürften.
Wir bleiben beim Kino
Für uns Normalverdiener wird Red Carpet Home Cinema also für immer unerschwinglich bleiben, aber schadet es wirklich? Wer die Filme zu Hause schauen will, muss ja nur ein paar Monate warten, dann kann er sie für rund fünf Euro digital bei Amazon und Co. leihen. Und viel besser ist ohnehin das richtige Kino. Wer wie der Autor dieser Zeilen gerade „Avengers: Endgame“ auf gigantischer Leinwand und mit sensationellem Sound im IMAX-Kino geschaut hat, zweifelt zumindest daran, dass viele super-teure Luxus-Kinos irgendwelcher Milliardäre da mithalten können (btw. die Kosten, zumindest ein kleineres Kino komplett zu mieten / alle Karten zu kaufen, dürften auch nicht viel höher liegen als die für Red Carpet)…