+++ Meinung +++
Tony Stark und Robert Downey Jr. waren für mich wie für viele andere der Startschuss ins Marvel Cinematic Universe! Iron Man ist von Beginn an mein Lieblings-Avenger. Und trotzdem sehe ich für „Avengers 4: Endgame“ nur einen zufriedenstellenden Ausgang: Tony Stark muss sterben!
Ab dem 24. April werden die verbliebenen Helden in „Avengers 4“ ihre Revanche gegen Thanos (Josh Brolin) fordern, um die Auslöschung der Hälfte allen Lebens im Universum wieder rückgängig zu machen. Wie wohl die meisten Fans rechne auch ich fest damit, dass ein Großteil der Gefallenen zurückkehren wird. Aber dafür werden andere Opfer nötig sein, um Thanos ein für alle mal zu besiegen. Und meiner Meinung nach muss es einfach Tony Stark sein, der schließlich sein Leben gibt, um diejenigen zu retten, die er liebt. Nur das würde seinem charakterlichen Wandel vom egoistischen Playboy in „Iron Man“ zur verantwortungsbewussten Vaterfigur besonders im Trilogie-Abschluss „Iron Man 3“ gerecht werden. Aber um meinen Standpunkt zu verdeutlichen, warum am Ende von Tony Starks Geschichte gar nichts anderes stehen kann als sein Tod, müssen wir seine Entwicklung im MCU noch einmal ganz von vorne nachvollziehen (Wer sich im MCU bestens auskennt, die „Iron Man“-Filme voll auf dem Schirm hat und daher keine Auffrischung braucht, kann wahlweise auch schon runter zum Abschitt "Aus großer Kraft" scrollen).
Iron Man: "Genie, Milliardär, Playboy, Philanthrop"
Bevor sich unsere Helden mit einer Alien-Armee durch die Straßenschluchten von New York prügelten, bevor sie die Welt vor einer bösartigen künstlichen Intelligenz beschützten und nach einer Auseinandersetzung in den eigenen Reihen schließlich eine bittere Niederlage im Kampf gegen den wahnsinnigen Titanen Thanos einstecken mussten, gab es nur Tony Stark. Der Multimilliardär und Boss des weltgrößten Rüstungsunternehmen „Stark Industries“ lebt ein Leben wie im Rausch, mit ausschweifenden Partys und vielen Frauen.
Sein Leben ändert sich radikal, als er für eine Demonstration der neusten Waffentechnik nach Afghanistan reist und dort bei einem Terroranschlag lebensbedrohlich verwundet und verschleppt wird. Bei dem Anschlag bohrte sich ein Granatsplitter in seine Brust und drohte, sein Herz zu erreichen. Während er in einer Höhle von den Terroristen genötigt wird, eine Waffe zu bauen, entwickelt er stattdessen heimlich einen Arc-Reaktor in Miniaturformat, eine Energiequelle, die einen Elektromagneten in seiner Brust antreibt, um den Granatsplitter von seinem Herzen fernzuhalten. Zusätzlich entwickelt er noch in der Höhle einen mit Waffen bestückten Kampfanzug, der vom Reaktor mit Energie versorgt wird. Mit Hilfe dieses Anzugs gelingt es ihm, aus der Höhle zu entkommen.
"Ich bin Iron Man"
Unmittelbar nach seiner Rückkehr beginnt er, an einer ausgereifteren Version des Anzugs zu arbeiten. Anders als die meisten anderen Helden, die stets darauf bedacht sind, ihre Identität zum Schutze derer, die ihnen nahe stehen, geheim zu halten, macht Stark von Anfang an keinen Hehl aus seiner Errungenschaft und offenbart sich der Öffentlichkeit als Iron Man.
Er inszeniert sich selbst als Helden und genießt die Aufmerksamkeit unter dem Blitzlichtgewitter. Es wird deutlich, dass er noch nicht verstanden hat, welche Verantwortung seine neue Position mit sich bringt.
Trotz seiner neuen, zweiten Identität bleibt er seinem Charakter weitestgehend treu und lässt bis auf Pepper Potts (Gwyneth Paltrow) kaum jemanden an sich heran. Erst in „Marvel’s The Avengers“ wird er mit einer Gruppe außergewöhnlicher Persönlichkeiten zusammengeworfen mit der Mission, New York City vor einer Alien-Invasion zu beschützen. Trotz der drohenden Vernichtung agiert Stark noch immer lieber als Einzelkämpfer, dessen Ego sogar einen Donnergott überragt. Um die Stadt vor einer nahenden Atomkatastrophe zu bewahren, riskiert Stark schließlich sein Leben. Diese Nahtoderfahrung soll sein Leben nachhaltig verändern.
"Iron Man 3": Ein Held ohne Anzug
In „Iron Man 3“ hat Tony Stark zunehmend mit den Nachwirkungen seiner Nahtoderfahrung zu kämpfen. Die Ereignisse von New York haben bei ihm deutliche Spuren hinterlassen, immer wieder auftretende Panikattacken machen einen geregelten Alltag nahezu unmöglich. Wo er zuvor einfach ein stinkreicher Typ war, der gerne an seinen Anzügen schraubt, wurde er plötzlich in die Rolle eines Planetenbeschützers geworfen, der es mit einer ganzen Alien-Invasion aufnehmen muss. Hinzu kommt, dass die Bedrohung jederzeit zurückkehren könnte. Mehr als je zuvor ist Stark von seinen Anzügen besessen. Zum Unmut von Pepper versinkt er förmlich in der Arbeit an den Anzügen.
Als das Leben von Pepper auf dem Spiel steht, erkennt Stark, wie viel sie ihm tatsächlich bedeutet. Ihr zuliebe zerstört er am Ende von „Iron Man 3“ all seine Anzüge. Schließlich entfernt er den Arc-Reaktor aus seiner Brust und lässt die Granatsplitter, die sein Leben seit jeher bedrohten, im Rahmen einer Operation entnehmen. Der letzte Teil der „Iron Man“-Trilogie endet mit einem Monolog von Tony Stark, während er den Arc-Reaktor ins Meer wirft:
„Mein Anzug war nie eine Ablenkung, oder ein Hobby. Er war ein Kokon. Und jetzt bin ich ein anderer Mensch. Selbst wenn man mir mein Haus und all mein Spielzeug wegnimmt, eines kann man mir nie mehr nehmen: Ich BIN Iron Man.“
Bisher sah sich Stark stets als den stinkreichen Typen, der mithilfe seines Anzugs zu einem Superhelden wird. Mit „Iron Man 3“ hat er nun den wohl wichtigsten Schritt in seiner Charakterentwicklung vollzogen und erkannt, dass es nicht der Anzug ist, der einen Helden ausmacht. Viel wichtiger ist die Person, die im Anzug steckt. Tony Stark hat sich zu einem waschechten Helden gewandelt, egal ob mit oder ohne Anzug. Er akzeptiert es als seine Pflicht, anderen Menschen mit den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln zu helfen.
“Aus großer Kraft...“
Schließlich lernt Stark den jungen Peter Parker (Tom Holland) alias Spider-Man kennen. Stark erkennt das Potential des Wandkrabblers als zukünftigen Avenger und wird zu dessen Mentor. In diesem Zuge stattet er Parker auch mit einem neuen, modifizierten Anzug aus. Hier kommt nochmals Starks Charakterwandlung aus „Iron Man 3“ zum Vorschein:
Als er Parker nach einem Fehlverhalten konfrontiert, begründet dieser sein Verhalten mit seiner Bewunderung für Iron Man: „Ich wollte nur wie du sein.“ Stark besinnt sich daraufhin seiner Vergangenheit und der falschen Entscheidungen, die er in seinem bisherigen Leben getroffen hat. Umso treffender fällt seine Antwort aus: „Ich will, dass du besser bist.“ Wie auch Stark erst lernen musste, Verantwortung zu übernehmen, versucht er nun, diese Lehre an die jüngere Generation weiterzugeben. Er gibt Parker zu verstehen, dass er es sich nicht verzeihen könnte, sollte seinem Schützling etwas zustoßen.
Stark will Peter den Anzug als Bestrafung wieder abnehmen, doch der behauptet, dass er ohne den Anzug nichts sei. Daraufhin erwidert Stark nur: „Wenn du nichts ohne den Anzug bist, dann solltest du ihn nicht haben“. Auch hier erinnert sich Stark wieder an die Erkenntnisse, die er aus den Ereignissen von „Iron Man 3“ ziehen konnte: Ein Held wird nicht durch seinen Anzug definiert, er ist lediglich ein Mittel zum Zweck.
Vom egoistischen Playboy zur sorgenden Vaterfigur
Mit der Ankunft von Thanos (Josh Brolin) und seinen Schergen in „Avengers 3: Infinity War“ sollte sich die Welt der Avengers für immer verändern. Um ihn daran zu hindern, alle Infinity-Steine zu sammeln und damit die Hälfte des Universums auszulöschen, gelangen Stark, Parker und Doctor Strange (Benedict Cumberbatch) mit Peter Quill (Chris Pratt) und Mantis (Pom Klementieff) auf Thanos' Heimatplaneten Titan. Trotz aller Bemühungen müssen sie sich schließlich der Macht von Thanos geschlagen geben.
Dann passiert das Undenkbare: Thanos schafft es tatsächlich, alle Infinity-Steine zu vereinen und löscht die Hälfte allen Lebens aus. Zu Starks Entsetzen befindet sich auch Peter Parker unter den Opfern: Noch immer auf Titan, zerfällt der Junge, der für Stark wie ein eigener Sohn geworden war, in dessen Armen zu Staub. Dieser Schlüsselmoment führt mich wieder zur Aussage Starks, sollte Parker etwas zustoßen, würde er sich dafür verantwortlich fühlen. Der Kampf gegen Thanos hat für ihn soeben eine ganz persönliche Note bekommen.
Tony Stark bringt das größte Opfer
Als „Iron Man“ 2008 das MCU ins Rollen brachte, stand Tony Stark noch allein im Rampenlicht. 22 Kinofilme später ist er nun allerdings ein Held unter vielen, bei dem man aufpassen muss, dass er nicht in der Masse untergehen muss. Deshalb muss es in „Avengers 4“ einfach einen mächtigen Knall geben, um Iron Man angemessen aus dem MCU zu verabschieden! Ihn einfach nur als langsam ergrauende Mentor-Figur in den Hintergrund zu rücken, hätte einfach nicht den nötigen Punch, zumal wir ihn in der Rolle ja schon in „Spider-Man: Homecoming“ gesehen haben. Tony Stark taugt einfach nicht auf Dauer als Yoda.
Wie schon die Trailer zu „Endgame“ zeigen, ist Tony Stark durchaus bereit, zu tun, „was immer nötig ist“, um die Gefallenen zurückzuholen. Dazu kommt das starke persönliche Anliegen, seinen Schützling Peter Parker zu rächen, für dessen Tod sich Tony verantwortlich fühlt. Aus dramaturgischer Sicht wäre es deshalb nicht nur ein cleverer, sondern eigentlich sogar zwingend nötiger Schachzug, wenn sich Iron Man für das Leben von Peter opfert. Nur das würde den über elf Jahre hinweg langsam aufgebauten inneren Konflikt von Tony Stark angemessen widerspiegeln.
So würde Tony Stark endgültig als Held in die Geschichte eingehen und somit immer ein Teil des MCU bleiben - und Peter Parker würde durch sein Opfer die wohl wichtigste Lektion von allen lernen:
Aus großer Kraft folgt große Verantwortung.
„Iron Man 3“ läuft heute Abend um 20:15 Uhr bei RTL 2. Schaltet ein, wenn ihr vor „Avengers 4: Endgame“ noch einmal erleben wollt, wie Tony Stark seinen wohl größten charakterlichen Wandel durchläuft.