Wenn heute der 1. April wäre, würden wir an einen Aprilscherz glauben, doch es scheint Marvels voller Ernst. Wie schon bei der Kooperation mit Netflix produziert der Comic-Gigant erneut vier Serien über vier eigene Figuren, die dann in einem gemeinsamen Special münden. Doch nachdem Marvel und Netflix nun getrennte Wege gehen, erfolgt die Kooperation für die animierten Serien mit dem in den USA sehr großen Netflix-Konkurrenten Hulu.
Das sind die vier einzelnen Animationsserien, die Marvel nun ankündigte:
- „M.O.D.O.K.“: Im Mittelpunkt steht ein egomanischer Superbösewicht mit einem gigantischen Kopf und einem ziemlich kleinen Körper, der Probleme hat, seine böse Organisation und seine Familie zu kontrollieren. Hinter der Serie steckt unter anderem Comedian und Comic-Nerd Patton Oswalt („King Of Queens“) als Autor und Produzent.
- „Hit Monkey“ handelt derweil von einem japanischen Schneeaffen, der auf einem blutigen Rachefeldzug durch die Unterwelt von Tokio ist. Dabei hilft ihm der Geist eines amerikanischen Auftragskillers, der ihm als Ratgeber zur Seite steht. Die Serie stammt von Josh Gordon und Will Speck, unter anderem bekannt durch die Kinofilme „Die Eisprinzen“ und „Office Christmas Party“.
- Die „Tigra & Dazzler Show“ bringt uns zwei beste Freundinnen, die als Superheldinnen unterwegs sind und verzweifelt nach Anerkennung durch die übrigen Helden streben. „Girls Trip“-Autorin Erica Rivinoja und Komikerin Chelsea Handler (bekannt durch ihre Talk-Show auf Netflix) sind für diese Serie verantwortlich.
- Die größte Freude bei unseren Lesern dürfte derweil „Howard The Duck“ auslösen. Von Comic-Geek Kevin Smith und Synchronsprecher Dave Willis („Archer“) kommt die Serie, in der Howard in einer fremden Welt gefangen ist, aus der er mit der Hilfe von Freundin Beverly fliehen muss, bevor ihn der böse Doctor Bong zu Essen verarbeitet.
Wie bei Netflix: Großes Special nach den Einzelserien
All diese vier Serien kulminieren dann noch in einem großen Special: In „The Offenders“ müssen MODOK, Dazzler, Tigra, Hit Monkey und Ente Howard ein Team bilden, um die Welt und noch einige weitere Ecken des Universums zu retten. Dass man ausgerechnet den Titel „The Offenders“ für die Serie nimmt (in den Comics gibt es auch ein gleichnamiges aber ganz anders besetztes Team) wirkt auf uns, wie ein ausgestreckter Mittelfinger Richtung Netflix. Schließlich arbeitete Marvel mit dem Streamingdienst an einem ähnlich konzipierten Projekt mit den Helden Daredevil, Luke Cage, Jessica Jones und Iron Fist, das in der ähnlich betitelten Serie „The Defenders“ gipfelte.
Doch Netflix beendete den Deal und stellte drei der vier Einzelserien bereits ein (und auch mit „Jessica Jones“ ist es nach der im Sommer 2019 folgenden dritten Staffel wohl vorbei). Marvel-TV-Boss Jeph Loeb soll darüber nicht ganz glücklich sein. Er steckt nun auch hinter den neuen Serien.
Bevor wir euch verraten, warum die Serie nicht auf Disney+ läuft, hier noch ein Tweet zur offiziellen Ankündigung, auf dem ihr die fünf Helden der neuen Serien seht:
Warum nicht auf Disney+?
Den einen oder anderen unserer Leser mag vielleicht verwundern, dass neue Marvel-Serien kommen, diese aber nicht für Disney+, den kommenden eigenen Streamingdienst und Netflix-Konkurrenten des Mäusekonzerns, angekündigt werden. Doch der Schritt ist logisch. Disney-Boss Bob Iger will auf Disney+ nur jugendfreien und familienfreundlichen Content präsentieren. Wir gehen aktuell davon aus, dass sich diese Animationsserien aufgrund der Themen, Figuren und der beteiligten Macher eher an ein erwachsenes Publikum richten.
Zudem ist Disney bald auch Mehrheitseigner von Hulu. Aktuell hält das Maushaus schon 30% der Anteile an dem US-Streamingdienst. Mit der Übernahme von Fox bekommt man die 30% des aktuellen Konkurrenten auch noch dazu, hat danach also 60% der Anteile. Daher wird schon lange damit gerechnet, dass Disney Hulu künftig als Ergänzung zu Disney+ für erwachsene Inhalte nutzen wird. Gerade Jeph Loeb dürfte dies in die Karten spielen. Denn der Marvel-TV-Chef schien ein wenig entmachtet worden zu sein, nachdem klar wurde, dass Kino-Boss Kevin Feige die Serien bei Disney+ verantworten wird. Mit Hulu als Alternative hat er neben den Produktionen für die klassischen TV-Sender aber weiterhin einen Bereich, in dem er seine Konzepte umsetzen und sich von Feiges MCU-Produktionen abheben kann.
Da es Hulu in Deutschland nicht gibt, werden Disney und Marvel hier wohl einen anderen Vertriebspartner für die fünf neuen Serien suchen. In Betracht kommt hier zum Beispiel Amazon Prime. Dort läuft in Deutschland unter anderem die Marvel-Serie „Cloak & Dagger“, die in den USA für den zu Disney gehörenden Sender Freeform produziert wird.