Wie wir schon Anfang Januar nach Kenntnis der Vorabzahlen für das Kinojahr 2018 berichteten, hat die Branche im Vorjahr einen Tiefpunkt erlebt. Aus der Studie der FFA geht hervor, dass in Deutschland 2018 nur 105,4 Millionen Kinotickets verkauft wurden – das entspricht einem Minus von 13,9 Prozent gegenüber 2017. Auch der Umsatz hatte zu leiden und schrumpfte um 14,8 Prozent auf 899,3 Millionen Euro. Zuletzt wurden 1992 mit 105,9 Millionen ähnlich wenige Kinokarten an die Kundschaft gebracht.
FFA-Vorstand Peter Dinges versucht erst gar nicht, die Zahlen zu kaschieren: „Das Kinojahr 2018 war schlecht, da gibt es nichts zu beschönigen“, erklärt er, gibt aber dennoch etwas Hoffnung: „Wir hatten ein gutes Mittelfeld, aber die Blockbuster fehlten. Zum Schluss hat das letzte Jahr aber gezeigt, dass Kino nach wie vor erfolgreich sein kann, wenn Qualität und Rahmenbedingungen stimmen. Im vierten Quartal gestartete Filme wie ‚Bohemian Rhapsody‘ und ‚Phantastische Tierwesen 2‘ laufen gut, und ‚Der Junge muss an die frische Luft‘ liegt jetzt schon bei knapp 2,8 Millionen Besuchern.“
Kein Film kommt über die 4-Millionen-Marke
Kein Film kam 2018 über die Marke von vier Millionen Besuchern – und nur drei überhaupt auf mehr als drei Millionen. So gewann „Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen“ mit 3,6 Millionen Besuchern vor „Avengers: Infinity War“ (3,4 Millionen) und „Fifty Shades Of Grey 3“ (3,0 Millionen) das Jahr. Erfolgreichster deutscher Film war „Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer“ mit 1,8 Millionen Zuschauern. Diese Zahl soll mit einer Wiederaufführung zu Ostern 2019 über die Zwei-Millionen-Schwelle gebracht werden, wie Warner Bros. bei seiner Präsentation auf der Filmwoche München vor zwei Wochen verkündete. Weil die FFA für ihre Studie nur die Zahlen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2018 bewertet, ist Caroline Links „Der Junge muss an die frische Luft“ nicht auf Platz 1 der deutschen Filme. Die Hape-Kerkeling-Biografie startete erst am 25. Dezember 2018, wird aber sehr bald die drei Millionen Besucher überschreiten.
Auch wenn dem deutschen Film die Megahits à la „Fack Ju Göhte“ oder „Willkommen bei den Hartmanns“ fehlen, bleibt der Marktanteil bei 23,5 Prozent (2017: 23,9 Prozent) stabil, während die US-amerikanischen Filme mit einem Minus von 14 Prozent (64,7 Millionen Besucher) Feder lassen mussten. Insgesamt wurden 29 Filme 2018 zu Besuchermillionären, darunter auch sechs deutsche Produktionen: Neben „Jim Knopf & Lukas der Lokomotivführer“ noch „Die kleine Hexe“ (1,6 Millionen), „Dieses bescheuerte Herz“ (2017 gestartet, aber 1,4 der 2,1 Millionen in 2018), „Klassentreffen 1.0 – Die unglaubliche Reise der Silberrücken“ (1,1 Millionen), „Der Vorname“ (1,1 Millionen) und „Sauerkrautkoma“ (1,0 Millionen).
Was die Studie sonst noch an Fakten hergibt, in Kürze:
- Die Zahl der erstaufgeführten deutschen Filme sinkt von 233 auf 228 (142 Spielfilme, 86 Dokumentarfilme, 18 Kinderfilme, 9 Animationsfilme und 98 internationale Koproduktionen)
- Die Ticketpreise sind erstmals seit 14 Jahren rückläufig und um ein Prozent gesunken (auf 8,54 Euro im Schnitt)
- Der Marktanteil von 3D-Vorstellungen liegt mit 16,3 Prozent (17,1 Millionen Tickets) so niedrig, wie seit der Einführung 2009 nicht mehr
- Die Zahl der Kinostandorte ist auf 905 gestiegen (2018: 899) – bei 4.849 Leinwänden und 795.686 Sitzplätzen
- 2018 starteten 576 Filme in den Kinos (2017: 587)
Die Kinobranche will sich mehr um ihre Kunden kümmern
Insgesamt sind die miesen Zahlen für 2018 beunruhigend, selbst wenn durch die Fußball-Weltmeisterschaft und den Jahrhundertsommer mildernde Umstände gelten. Das Programm war dennoch verhältnismäßig schwach, vor allem in der Spitze. Das wird 2019 zumindest besser, wenn mit potenziellen Blockbustern wie „Der König der Löwen“, „Star Wars 9“ und „Die Eiskönigin 2“ drei sichere Kandidaten für vier bis fünf Millionen Besucher am Start sind und mit „Avengers: Endgame“, „Pets 2“ und „Aladdin“ drei weitere Werke mit mehr als drei Millionen Besuchern erwartet werden.
Die Kinowirtschaft ist trotzdem alarmiert. Auf der Filmwoche München, wo die Verleiher über mehrere Tage der Branche ihr Jahresprogramm präsentierten, waren sich die Beteiligten aller Firmen in ihren Appellen einig, dass man das Problem endlich ernst nehmen und etwas gegen den Zuschauerschwund unternommen werden müsse. Tenor: Die Kinos und Verleiher müssen sich wieder mehr um den Kinokunden kümmern. Denn der hat es sich in letzter Zeit mit den Angeboten der großen Streamingportale wie Netflix, Amazon Prime Video, Maxdome & Co. zuhause bequem gemacht. Das Kino will um seine Kundschaft kämpfen. Wir sind gespannt, welche Maßnahmen ergriffen werden. Ein gutes Line-Up für 2019 ist schon mal ein Anfang.
Die erfolgreichsten Filme 2018 in Deutschland