Leuchtende Farben und verrückte Malereien, wohin man sieht – warum Sony für ein Event zu „Spider-Man: A New Universe” den mit Graffitis übersäten Leake Street Tunnel in London ausgewählt hat, wird uns schnell klar. Das Studio hinter dem neusten Marvel-Film, mit dem ein vom MCU unabhängiges, ganz neues Universum erschaffen wird, hat uns sowie einige weitere internationale Pressekollegen in die britische Hauptstadt eingeladen. Dort konnten wir nicht nur rund 45 Minuten aus dem kommenden Animationsfilm sehen, sondern auch gleich noch mit den kreativen Köpfen hinter dem ambitionierten Projekt sprechen.
Der unter anderem aus „Dope” bekannte Schauspieler Shameik Moore, der Miles Morales spricht, und die drei Regisseure Bob Persichetti (Story-Artist für Animationsfilme wie „Shrek 2” und Drehbuchautor von „Der kleine Prinz”), Peter Ramsey („Hüter des Lichts”) und Rodney Rothman (Co-Autor von „22 Jump Street”) standen uns nach der Präsentation von Ausschnitten aus ihrem Film, die uns bereits sehr begeistert haben, zur Verfügung.
Zunächst stellten sich Bob Persichetti und Shameik Moore unseren Fragen und erklärten uns unter anderem, warum ein schwarzer Spider-Man jetzt genau das Richtige für das Franchise ist.
FILMSTARTS: Shameik, du hast Miles’ Stimme schon aufgenommen, bevor es überhaupt irgendwelches Videomaterial gab. Konntest du dir da überhaupt vorstellen, wie deine Figur aussehen würde?
Shameik Moore: Ehrlich gesagt hatte ich nie eine bestimmte Vorstellung davon, wie der Film aussehen könnte. Ich kannte einige frühe Entwürfe, aber ansonsten hatte ich damit nichts zu tun. Ich sollte die Stimme von Miles sein und das so glaubwürdig wie möglich: Das Ziel war, es zu vergessen, einen Animationsfilm zu sehen. Das war meine Intention. Ich möchte, dass die Leute am Ende sagen, dass hätte nur Shameik so machen können. Also habe ich mir gesagt: „Hey, ich bin die Stimme von Miles und das ziehe ich jetzt auch durch.”
Shameik Moore ist Miles Morales
FILMSTARTS: Mit Spider-Man verbinden die meisten Zuschauer ja die Figur Peter Parker. Mit den Comics nicht vertraute Kinogänger haben von Miles Morales womöglich noch nicht einmal etwas gehört. Was unterscheidet Miles nun so sehr von Peter und was macht ihn für dich persönlich so reizvoll?
Shameik Moore: Ich habe nie wirklich die Comics gelesen. Mein Cousin war ein Comic-Nerd. Er hatte ganze Stapel bei sich und sah sich dauernd die Cartoons, darunter auch Spider-Man, an und ich habe ab und zu mal mit ferngesehen. Das war meine Berührung mit dem Thema, bis Sam Raimis „Spider-Man” ins Kino kam - mit Peter Parker und jeder kannte ihn so auf einmal. Für mich war das aber eigentlich nichts Besonderes. Doch dann sah ich Miles das erste Mal und ich dachte plötzlich: „Warte mal, ist diese Figur schwarz? Ist dieser Spider-Man schwarz?” Ich erinnere mich noch, dass er sogar genau wie ich aussah. Selbst die Frisur, ich hatte damals auch einen kürzeren Haarschnitt, stimmte mit meiner überein. Ich dachte einfach: „Er war ich.”
Und nun kommt dieser Film: „Aus großer Kraft folgt große Verantwortung”. Miles wurde von dieser Spinne gebissen, er weiß nicht, warum ihm das passiert ist. Nun wurde ich dazu auserwählt, Miles zu sein. Und ich weiß auch nicht, warum ich das Glück hatte, warum ich von hunderten Bewerbern dazu auserkoren wurde, diese Rolle zu bekommen. Ich nehme diese Möglichkeit und diese Verantwortung der Repräsentation sehr ernst - genau wie Miles seine eigene Verantwortung. Ich hoffe, da wird ein Kind sein, das wenn es den Film sieht, genauso reagiert wie ich, als ich klein war und Miles zum ersten Mal sah.
Bob Persichetti (zu Shameik): Letztendlich kamst du zu diesem Film und durftest zu Miles Morales werden aufgrund dessen WER du bist. Die Erfahrungen, welche du in deinem Leben gemacht und was du davon für diese Performance mitgebracht hast, das fühlte sich einfach für diese Rolle wie maßgeschneidert an.
Ein Film über Vielfalt und Menschlichkeit
FILMSTARTS: In einer Szene sitzt Miles im Polizeiwagen seines Vaters und beide führen ein Gespräch miteinander. Ich habe das Gefühl, es geht darin um die Möglichkeiten von Amerikanern mit latein- oder afroamerikanischer Abstammung und ihren Weg in der Gesellschaft. Wolltet ihr bewusst diese Botschaften in so einer Mainstream-Superhelden-Geschichte unterbringen?
Bob Persichetti: Ja, absolut. Vor vier Jahren begann der Film mit nicht mehr als einer Idee. Seitdem ist eine Menge passiert und das, was wir gemacht haben, bekam immer mehr Bedeutung. So wurde es auch ein Film, der Brooklyn widerspiegelt. Wie jeder Stadtteil hat dieser sein ganz eigenes Gesicht. Überall findest du Vielfalt und Diversität und es geht um diese Zeit und diese Welt, in der wir alle zusammenleben. Wie auch unsere verschiedenen Figuren, die gemeinsam dieses Bild ergeben.
Auf der nächsten Seite erfahrt ihr dann, was uns die beiden weiteren Regisseure Rodney Rothman und Peter Ramsey verraten haben und warum die ersten zwei Sekunden des Films die größte Hürde waren.