Wie Netflix und Marvel in einer gemeinsamen Stellungnahme bekanntgaben, wird es von „Luke Cage“ keine neuen Folgen geben. Eine dritte Season der Superhelden-Serie mit Mike Colter werde nicht mehr produziert. Im Gegensatz zu „Iron Fist“ überrascht die Absetzung hier besonders, da eigentlich seit sechs Monaten an der dritten Staffel gearbeitet wurde.
Laut dem Branchenmagazin Deadline sitzen die Autoren schon seit einem halben Jahr an Skripts, die Schauspieler hatten Verträge für eine weitere Season. Auch das offene Ende der zweiten Staffel ließ eigentlich erwarten, dass es eine Fortsetzung geben wird.
Streit hinter den Kulissen von "Luke Cage"?
Allerdings gab es wohl über die Ausrichtung dieser dritten Staffel kreative Meinungsverschiedenheiten. Laut den Informationen von Deadline seien diese Woche die detaillierten Drehbuchentwürfe für die erste Hälfte der dritten Staffel bei Marvel und Netflix abgeliefert worden und einige der Verantwortlichen bei beiden Auftraggebern hätten Probleme damit gehabt.
Zudem sei über die Lauflänge gestritten worden. Im September seien die Arbeiten bereits für eine ganze Woche gestoppt worden, weil Netflix und Marvel die Episodenzahl von den eigentlich bestellten 13 auf nur noch zehn Folgen kürzen wollten. Darüber sei es aber wohl zum Streit zwischen den jeweiligen Firmenverantwortlichen und dem Kreativteam gekommen. Die Meinungsverschiedenheiten seien in den vergangenen Tagen eskaliert, so dass keine weitere Zusammenarbeit mehr möglich war. Am Ende entschied sich Netflix statt für einen auch denkbaren kompletten Austausch der Autoren für eine Absetzung der Serie.
Marvel-Serien zu teuer?
Das könnte auch mit den Kosten für „Luke Cage“ und Co. zusammenhängen. Die Marvel-Serien gehören wohl zu den teuersten Netflix-Produktionen, wobei es unklar ist, wie sehr sie sich für den Streamingdienst überhaupt noch lohnen. Als alles 2015 mit „Daredevil“ startete, waren diese neuen Serien ein Aushängeschild für Netflix. Mittlerweile ist die Zahl der Eigenproduktionen auf der Plattform aber um ein Vielfaches gestiegen, die Marvel-Geschichten sind nun nur noch einzelne Serien unter vielen. Serien wie zuletzt „Élite“, ganz aktuell „Spuk in Hill House“ oder auch „Haus des Geldes“ und „Tote Mädchen lügen nicht“ bekommen viel mehr Aufmerksamkeit und sind viel kostengünstiger zu produzieren.
Daher stellen viele Experten die Frage, ob sich die teuren Marvel-Serien für Netflix überhaupt noch rentieren, ob der Streamingdienst genug Kunden hat, die gerade wegen dieser Serien bei Netflix angemeldet sind. Dass das Interesse daran stark nachgelassen hat, ist zumindest zu vermuten. Netflix gibt selbst keine Zahlen heraus, aber wir bei FILMSTARTS.de können zum Beispiel an Suchanfragen und Artikelzugriffen sehen, dass an den Marvel-Serien mittlerweile deutlich weniger Interesse besteht als noch vor wenigen Jahren und als an vielen anderen Netflix-Serien.
Wie geht es mit Marvel bei Netflix weiter?
Ungewiss bleibt nun, wie es allgemein mit den Marvel-Serien auf Netflix weitergeht. Das Ende der gerade veröffentlichten dritten Staffel von „Daredevil“ macht deutlich, dass die Macher hier noch Ideen für eine vierte Season haben. Doch das war bei „Luke Cage“ auch der Fall. Von „Jessica Jones“ ist immerhin bereits eine dritte Season in Arbeit, wobei die Chefautorin Melissa Rosenberg bereits ankündigte, dass sie sich danach anderen Projekten widmen könnte, was auf ein Serien-Ende hindeutet. Auch von „The Punisher“ wurde bereits eine zweite Staffel bestellt.
Vorerst dürfte es also noch ein paar neue Marvel-Abenteuer auf Netflix geben. Zumindest mittelfristig ist aber das Ende der Marvel-Serien auf Netflix in Sicht. Die Entscheidung darüber obliegt alleine dem Streamingdienst, für den womöglich aber bald endgültig die Kosten den Nutzen überwiegen werden.